Montag, 18. November 2013

Das geheime Spiel - Kate Morton

"Ein glänzender Unterhaltungs-Mix aus Familiensaga, Krimi und Liebesgeschichte." Brigitte

Klappentext: Kurz vor Ausbruch den Ersten Weltkriegs kommt Grace Bradley als Dienstbotin nach Riverton Manor. Selbst noch nicht erwachsen, bewundert sie die Hartford-Mädchen Hannah und Emmeline, die mit ihrer unbeschwerten Fröhlichkeit für Leben auf dem Anwesen sorgen. Doch die Begegnung mit dem jungen Dichter Lord Robert Hunter wird Hannah und Emmeline für immer verändern. Als einzige Vertraute versucht Grace, die beiden Schwestern vor Unheil zu bewahren - vergeblich...

Meine Meinung: Um es vorweg zu nehmen: Ich liebe Familiensagen (oder Familiensagas? Bin mir unsicher) mit großen Geheimnissen. Ich liebe die Zeit, in der das Buch spielt und interessiere mich sehr für die Storys aus dem alten englischen Landadel. Die damaligen gesellschaftlichen Konventionen, die Rolle der Frau, Debütantinnenbälle, Vernunftehen, Aufstände der Arbeiterklassen, neue Erfindungen. Alles total spannend. Und Kate Morton scheint hier sehr gründlichen recherchiert zu haben, denn sie schafft es sofort, mich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit mitzunehmen. Ich kann beim Lesen alles genau vor mir sehen. Die Kleider, die Möbel, die Frisuren, Riverton. Die Frau hat einen ganz tollen, bildhaften Sprachstil. 
 "Die Fotografie ist eine grausame, paradoxe Kunst. Sie zerrt eingefangene Momente in die Zukunft, Momente, die in der Vergangenheit hätten verpuffen sollen, die nur in der Erinnerung existieren sollten, nur noch verschwommen erkennbar durch den Nebel der folgenden Ereignisse. Fotos zwingen uns, Menschen zu einem Zeitpunkt zu sehen, bevor sie von der Zukunft niedergedrückt werden, bevor sie ihr eigenes Ende kennen."
Der Satz zeigt diese wunderbare Art, alles bildhaft darzustellen, sehr gut. Und gleichzeitig bekommt man einen guten Eindruck von der leicht düsteren und melancholischen Stimmung, die nahezu die ganze Geschichte begleitet. Der drohende Krieg, anschließend das Aufarbeiten, die vielen traumatisierten Soldaten, die gesellschaftlichen Veränderungen. All das hat die Autorin hier perfekt eingefangen. Und die komplette Geschichte ist erzählt aus der Sicht einer mittlerweile alten Frau, die früher Dienerin auf Riverton war. Es gibt eine kleine Rahmenhandlung aber sie springt immer wieder zu den Ereignissen von früher zurück und nach und nach wird klar, dass auch sie selbst ein großes Geheimnis hat.
Ich bin ganz begeistert von diesem Buch. Es ist authentisch und man lernt viele Figuren sehr gut kennen, eine Sache, die mir immer sehr am Herzen liegt. Ich möchte gerne alle Hauptpersonen gut kennenlernen und nehme dafür gerne 100 Seiten mehr in Kauf. So komme ich viel besser in die Geschichte rein und kann alles auch besser nachvollziehen.
Und auch gut gefällt mir, wie sie die langsame Lösung der Frau aus ihrer alten Rolle heraus beschreibt. Vor allem an Emmeline kann man das gut ausmachen. Im ersten Teil des Buches lernt man durch Lady Ashbury, Lady Clementine und auch noch an Hannahs Debütantinnenball, welche genau festgeschriebene Rolle die Frau zu erfüllen hat. Und in der zweiten Hälfte des Buches, nach dem Ersten Weltkrieg wird immer deutlicher, wie sehr sich das Bild der Frau in der Gesellschaft verändert.
Aber ich schweife ab....ich wollte nur sagen, dass es toll war, ein so fundiertes und gleichzeitig spannendes Buch zu lesen. Mehr davon!

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