Mittwoch, 22. Juni 2022

[kostenloses Rezensionsexemplar] Strahlemann - Fritz Schäfer

 

Zusammenfassung: Der 1Live-Moderator Fritz Schaefer erzählt in seinem ersten Buch meisterhaft von den schönen, schrägen und schrecklichen Erlebnissen in seiner Kindheit und Jugend.

Als kleiner Junge verbringt er viel Zeit mit seinen kauzigen, einander hassliebenden Großeltern. Gleichzeitig muss er sich anstrengen, im Schatten seiner schwerbehinderten kleinen Schwester nicht übersehen zu werden. Und während er Jahre später alle Mühe hat, sich durch die Pubertät zu kämpfen, entscheidet sich seine Mutter von heute auf morgen für eine Karriere als Sexualtherapeutin. Trotz allem bleibt Fritz stets der »Strahlemann« und sorgt für gute Stimmung – bis er sich eines Tages auch noch unsterblich verliebt.

Es ist das generationenübergreifende Thema: Wie kann es gelingen, sich von den kleinen und großen Verletzungen, die man in der Kindheit erfahren hat, zu lösen und sie irgendwann auch zu verzeihen?

Zwischenmeldung: Also ich möchte es jetzt nicht heraufbeschwören, aber ich hoffe sehr, dass dieser Post die Wiederbelebung meines Blogs hier ist. Es ist nicht so, dass ich keine Lust mehr aufs Bloggen hatte, es hat einfach die Zeit und die nötige Ruhe dafür gefehlt. Egal ob im Privatleben, auf der Arbeit oder in der Welt da draußen: Überall war viel los und leider bei Weitem nicht nur Gutes. Wenn man sich seine Kraft einteilen muss und abends nur noch erschöpft auf die Couch fällt, dann bleiben solche Dinge wie mein Blogbaby hier leider auf der Strecke. Nun hatte ich aber dieses Büchlein auf dem Bild als letztes bei Vorablesen gewonnen (vor vielen vielen Monaten, bin also wieder mal Lichtjahre zu spät mit der Rezension) und es brannte mir ein wenig unter den Nägeln. Und irgendwie war das Wetter heute so schön und ich war mit der Familie essen und während wir so auf dem Balkon saßen dachte ich mir: Jetzt ist es doch mal wieder Zeit. Also Kinder, los gehts: Auf in den ersten Blogpost und die erste Rezension 2022! (By the way...mit dem Lesen an sich habe ich selbstredend nicht pausiert. Vorher friert die Hölle zu. ;) Selbst Tommy hat während Corona seine Lesefreude wieder gefunden, was mich ziemlich doll freut).

Meine Meinung: Dieses Buch ist eine Sammlung von Erinnerungen an die Kindheit von Fritz Schaefer. Es lässt sich super schnell und leicht lesen und ist eine kunterbunte Mischung. Ich wusste nach der Leseprobe nicht so genau, wo die Reise mich hinführen würde aber letztendlich gab es auch kein Ziel. Es sollte einfach genau das sein: ein Sammelsurium. Dabei ist es aber keinesfalls chaotisch. Ich denke jeder versteht es, wenn er in seinen eigenen Erinnerungen gräbt. Es gibt viele schöne, viele beängstigende aber auch teilweise seltsame Momente die einem wieder einfallen. Manchmal weiß man gar nicht mehr, ob der Moment wirklich so seltsam war oder ob man es als Kind nur so empfunden hat. Genau so kann man als Erwachsener seine Erinnerungen ganz anders einordnen. Dieses Buch verdeutlicht das ganz toll. Ich musste ganz viel Grinsen, wenn Schaefer von seinen Großeltern geschrieben hat, die eine echte Hassliebe verbunden hat und die ihm ganz viel für seinen Lebensweg mitgegeben haben. Die Erzählungen von ihm und seiner behinderten Schwester haben mich traurig gestimmt und dennoch musste ich auch hier viel schmunzeln. Als Kind eines behinderten Geschwisterkindes hat man es sicherlich nicht immer leicht. Dennoch war es toll zu lesen, wie eng das Band der beiden ist und wie viel Spaß sie immer zusammen hatten. Richtig seltsam fand ich den Besuch bei einem leicht gestörten Schulfreund und absolut traumatisiert hat mich am Ende die Mandel-OP. Und nebenher läuft ja noch eine verzweifelte Jugendliebe....
Einerseits erzählt er sicherlich aus einem "ganz normalen" Leben. Jede Situation für sich könnte vielen Menschen so passieren, aber in der Kombination macht es eben sein ganz eigenes Leben aus und macht ihn zu dem, der er ist. Mit all den großen und kleinen Freuden und Niederlagen des Lebens.
 Ich merke ja grundsätzlich immer wieder, dass mich die Geschichten von "normalen Menschen" (ihr wisst, was ich meine. Was ist schon normal?) ganz dolle interessieren. Ertappe mich immer wieder, wie ich fremde Menschen fragen möchte "Hallo, wie heißen Sie? Wie geht es Ihnen? Was hat Sie im Leben geprägt?". Und während mein Gegenüber vermutlich denken würde, ich habe sie nicht mehr alle, meine ich das völlig ernst. Ob ich mich das irgendwann mal traue? Könnte man einen Sammelband draus machen ;)

Und während ich schon wieder abschweife möchte ich eigentlich nur sagen: Es hat mir großen Spaß gemacht, das Buch zu lesen.

Titel und Cover: Super! Strahlemann wird als Bedeutung auch richtig klar, wenn man das Buch liest. Weil Schaefer immer hinter seiner Schwester "verschwindet", die als behindertes Kind viel mehr Aufmerksamkeit braucht, will er niemandem zusätzlich zur Last fallen und ist dementsprechend bei allen der "Strahlemann". Und der kleine Junge auf dem Cover mit der Windblume und dem "strahlendblauem" Himmel passt dazu perfekt.