Mittwoch, 21. Oktober 2020

[Kostenloses Rezensionsexemplar] Der Winter des Bären - Kiran Millwood Hargrave

Zusammenfassung: Seit Jahren ist der Eldbjørn-Wald im Griff eines eisigen Winters, der Frühling ist nur noch eine ferne Erinnerung. Hier lebt Mila mit ihren drei Geschwistern. Sie halten fest zusammen und würden einander nie im Stich lassen. Doch eines Tages ist Milas Bruder Oskar plötzlich verschwunden – und Mila ist ganz sicher, dass er entführt wurde. Die Schwestern machen sich auf die Suche nach ihm, begleitet von ihren zwei treuen Schlittenhunden. Einen Verbündeten finden sie in dem geheimnisvollen Zauberer Rune. Er weiß, wer Oskar entführt hat: der Bärengeist Bjørn, der hoch im Norden auf einer sagenhaften Insel lebt und doch eigentlich den Eldbjørn-Wald schützen sollte. Mit Runes magischen Kräften, die Schnelligkeit verleihen und es sogar möglich machen, unter Wasser zu atmen, macht sich Mila auf in den Norden.

Meine Meinung: Sieht dieses Schätzchen nicht toll aus? Habe mich direkt verliebt, als ich es bei Vorablesen entdeckt habe. Ich habe ja, generell aber vor allem was Bücher angeht, ein paar seltsame Angewohnheiten und abgesehen davon, dass ich ein absoluter Coverkäufer bin denke ich manchmal, wenn ich Autorennamen lese "Oh, das könnte jemand sein, der gute Geschichten schreibt." Und ich bitte euch: Welcher Name klingt mehr nach tollen Geschichten als Kiran Millwood Hargrave? Hihi. Ich hätte dahinter zwar einen Mann und keine Frau erwartet, aber das ist ja wurscht.

Jedenfalls habe ich mich sehr aufs Lesen gefreut und wurde nicht enttäuscht. Das russisch angehauchte, moderne Märchen entführt einen in den Eldbjørn-Wald, der im ewigen Winterschlaf liegt. Hat mich natürlich direkt an den ersten Narnia Teil oder an Game of Thrones erinnert. 

Der Hauptfigur Mila und ihren Schwestern macht aber nicht nur der Winter zu schaffen. Nach dem Tod ihrer Mutter ist erst der Vater und nun auch noch ihr Bruder Oskar verschwunden. Das kann Mila einfach nicht mehr auf sich beruhen lassen und so begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise um ihren Bruder - und vielleicht noch mehr? - zu retten. Ich habe die Geschichte vom ersten Moment an geliebt und würde mich so sehr über eine Verfilmung freuen. Pipa ist unglaublich süß und Rune ein toller Charakter! Und ich würde so gerne sehen wie die Stadt Bovnik aussieht. Das ganze Buch erzeugt immer wieder wunderschöne Bilder im Kopf.

"Hier und da breitete sich etwas, das aussah wie eine Wolke, über das Glitzern und Funkeln, doch es war Sternenstaub. Der ganze Himmel glühte, aber nicht so wie beim Himmelsfeuer, bei den bunten Flammen, die in besonders kalten, klaren Nächten manchmal über den Himmel leckten, sonder als wäre die Sonne heruntergefallen und in tausend kleine Stücke zerbrochen."

Spannend wird es natürlich auch und ein bisschen gruselig. Für mich ist wie so oft der einzige Kritikpunkt: Das Buch hätte gerne noch etwas länger sein dürfen. Viele Stellen hätte man noch detailreicher ausbauen können und vielleicht hätte auch der ein oder andere Charakter mehr der Geschichte etwas mehr Tiefe verliehen. Aber so ist es eben ein Buch, das junge und alte Menschen und alle dazwischen. (Ach und an einer Stelle war ich irritiert, weil Mila einen ihrer Schlittenhunde knuddelt und seinen Duft als "keksartig" beschreibt O.o Welcher Hund riecht denn nach Keks? :D)

Schon alleine vom Winterthema her ist es natürlich perfekt für die kommende Weihnachtszeit. Also eine dicke Empfehlung von mir !

Titel und Cover: Dazu muss ich nicht viel sagen, oder? Der Name passt perfekt und das Cover ist toll gestaltet. Die Schrift ist in Gold gehalten und die restliche Gestaltung in Blau und Weiß passt zum Winter. Nicht zuletzt ist das Bild außerdem noch wunderschön. So habe ich mir Mila die ganze Zeit vorgestellt.

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Weihnachtsklassiker wird bei uns :)


Montag, 5. Oktober 2020

[Kostenloses Rezensionsexemplar] Wundersuche - Thomas Bruckner

 

Zusammenfassung: 
Auf der Suche nach Heilung begibt sich der Reporter Thomas Bruckner auf den Weg durch den Dschungel der Alternativmedizin – als fragender, zweifelnder Beobachter.
Unglaubliche, fantastische Erfahrungen macht Thomas Bruckner, nachdem ihm ein Hirntumor diagnostiziert wird: Obwohl die Schulmedizin empfiehlt, sofort operieren zu lassen, sucht er nach Alternativen. Er begegnet einer Vielzahl von Menschen, die behaupten, außergewöhnliche Fähigkeiten in sich zu tragen. Mit wachem Auge und journalistischem Gespür begibt er sich auf die Spuren der selbsternannten Heiler: Vom bodenständigen Heiler in seinem Nachbarort über Voodoo-Priester in Togo, von Wunderheilern auf den Philippinen, Schamanen in Bulgarien, Teufelsaustreibern in Ghana bis hin zum weltweit bekanntesten Medium, João de Deus in Brasilien, der später als Sexualstraftäter verurteilt wurde, führen ihn seine Reisen. In Thomas Bruckners lebendigen Reportagen tun sich gleichermaßen fesselnde wie irritierende Welten auf.


Es gibt so viele Wahrheiten wie Menschen, Wahrheit ist realitv.


Meine Meinung: Schon das Cover hat mich letztens bei Vorablesen neugierig gemacht und auch der Klappentext klang vielversprechend. Ich selbst sehe mich ja nicht als im klassischen Sinne gläubig, aber ich glaube durchaus daran, dass es auf dieser Welt eine Vielzahl von Kräften gibt, die wir uns (bislang) nicht erklären können. Dementsprechend bin ich vielen - ich fasse es mal ganz grob unter dem Begriff zusammen - esoterischen Dingen nicht abgeneigt und ziehe z.B. für mich Kraft aus kleinen Ritualen, glaube daran, dass jeder Mensch eine Seele hat, die niemals verschwindet usw. Und auch Selbstheilung ist etwas, was mich fasziniert und was ich mir durchaus vorstellen kann. Nicht immer natürlich. Es gibt einfach zu schlimme Verletzungen oder zu schwerwiegende Erkrankungen, aber ich glaube daran, dass bestimmte Gedanken oder Situationen und Gefühle dafür sorgen können, dass man besser heilt.Körper und Geist gehören zusammen.

Ich war daher unglaublich gespannt auf das Buch, habe ich mir doch von einem Menschen in der Doppelrolle eines Journalisten und eines verzweifelt Kranken einen umfassenden und objektiven Bericht erhofft. Nach dem Lesen würde ich sagen: Den hab ich auch bekommen. 

Thomas Bruckner geht mit offenen Augen durch die Welt, verheimlicht seine Krankheit nicht und sucht die Menschen auf, die sich als Heiler bezeichnen und die ihm empfohlen werden. Manche sucht er sich auch aus dem Internet heraus. Das Buch beginnt allerdings quasi mit einem Paukenschlag. Damit meine ich nicht die Diagnose sondern das Erlebnis, das Jahre später dafür gesorgt hat, dass er sich dem Thema Wunderheilung überhaupt so offen widmen kann. Denn lange vor seiner eigenen Erkrankung reist er mit einem kranken Freund nach Brasilien zu João de Deus. Der ist einer der bekanntesten Wunderheiler der Welt und trotz seiner großen Skepsis erlebt er in Brasilien eine absolut wundersame und unerklärliche Zeit. Irgendwann verdrängt er seine Erlebnisse, doch mit der Diagnose kommt auch die Erinnerung wieder zurück, zusammen mit der Frage "Was hab ich zu verlieren?".

Und so nimmt Bruckner uns mit auf Bauernhöfe in Österreich, zu kleinen sektenartigen Kommunen, zu aggressiven Vodoo Zeremonien und sogar in ein schlichtes Seniorenheim. Es geht vom Röntgenblick zum Handauflegen bis hin zu Operationen bei vollem Bewusstsein (googlet mal João de Deus!). Bei vielen Erzählungen von Bruckner hat man selbst direkt das Gefühl "Dieser Wunderheiler ist ein Scharlatan und kann sich einfach nur gut verkaufen.", bei manchen Berichten sitzt man auf der Couch und denkt sich "Das kann doch nie und nimmer so passiert sein.". Allerdings hatte ich zu jeder Zeit das Gefühl, Bruckner berichtet authentisch über das, was ihm widerfahren ist oder was er erlebt und gespürt hat. Auch seine Skepsis behält er zu jedem Zeitpunkt bei und versucht, sich und seine Erlebnisse zu reflektieren. Aber er kommt zu dem selben Schluss, zu dem auch ich beim Lesen gekommen bin: Man kann einfach nicht immer alles erklären.

Lauter billige Kalendersprüche. Das wird nämlich aus Wahrheiten über die geistige Welt, wenn man sie auf die Eindimensionalität des Verstandes herunterbricht und in ein einengendes Regelsystem wie die Sprache hineinzwingen will. Peinlicher Esoterik-Scheiß. Sind es deshalb leere Sprüche oder Lügen? Nein. Aber es sind maximal Halbwahrheiten oder Viertelwahrheiten oder Zehntelwahrheiten, weiß der Kuckuck, wie viele Ebenen es in der menschlichen Wahrnehmung gibt. Und Wörter sind nun mal Ausdrucksmittel des Verstands und somit immer einschränkend.

Verschiedene Fakten spricht er am Ende seines Buches dann auch nochmal konkret an. Wie es um seine Tumorerkrankung steht, was er zu der Verhaftung von João de Deus zu sagen hat (kein Spoiler, kommt direkt zu Beginn des Buches im Text vor!) und wie er weiter vorgehen will. Ich kann dieses Buch also guten Gewissens als journalistischen Bericht weiterempfehlen. Man sollte vielleicht ein bisschen offen für grundsätzliche Spiritualität sein, aber alle, die viel Zweifeln kommen hier durchaus auch auf ihre Kosten.

Da war sie wieder, meine Schwäche, das Zaudern, das Alles-für-möglich-Halten aber letztlich An-nichts-zu-hundert-Prozent-Glauben.

Definitiv mal ein anderes Leseerlebnis, das mich durchaus sehr unterhalten und meinen Horizont geöffnet hat.

Titel und Cover: Gut und passend gewählt. Der Mann (?) auf dem Cover hat eine enorme Ausstrahlung und das Bild hat mich - wie eingangs erwähnt - sofort neugierig gemacht. 

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Nein. Einmal reicht :) Wurde weiter verschenkt.