Mittwoch, 26. Februar 2020

[Werbung / kostenloses Rezensionsexemplar] Kind dieser Stadt - Juna Nieves

Zusammenfassung: 
Mit seinen fünfundzwanzig Jahren fühlt sich David noch lange nicht bereit für die Erwachsenenwelt. Zunehmend nervös sieht er zu, wie scheinbar jeder seiner Freunde einen Platz im Leben findet. Ein ewiges Gedankenkarussell dreht sich, wenn es um Entscheidungen für die Zukunft geht. Mitten in den letzten Prüfungen seines Studiums wird es dafür jedoch höchste Zeit.Eine junge Frau lässt ihn diese Sorgen zwischenzeitlich vergessen. Ihre Augen strahlen, ihre Schritte sind zielstrebig, wenn sie durch den Park geht. Zufällig beobachtet David sie von seinem Balkon aus. Doch was ist das? Das hübsche Mädel sucht Pfandflaschen im Müll! Kann es sein, dass sie obdachlos ist? Wie ist das möglich? Wie kam es dazu? Diese Fragen lassen David nicht mehr los und so inszeniert er Situationen, um mit ihr in Kontakt zu treten. Doch welche Antworten wird er finden, fernab von seinem gemütlichen Studentenleben?

Meine Meinung: Vor ein paar Wochen habe ich auf Instagram eine Nachricht erhalten. Sie stammte von Juna, die mir erzählte, dass sie grade dabei sei, ihr erstes Buch fertig zu stellen und ob ich mir vorstellen könnte, eine Rezension zu verfassen, wenn es fertig ist.
Sowas ist mir ja erst einmal passiert (also bei zwei Büchern, aber die stammten von der selben Autorin, daher zählt es nicht doppelt) und es ehrt mich einfach unglaublich. Ja klar, der Autor bekommt hinterher eine Rezension von mir. Aber ich bekomme auch ein Buch. Umsonst. Und niemand hat mir gesagt, dass ich eine gute Rezension schreiben soll. Ich habe da keine Vorgaben. Von daher habe ich mich sehr gefreut und sofort zugesagt. Passenderweise trudelte dieses Buch dann genau an dem Tag ein, an dem ich "Ein wenig Glaube" beendet hatte und so habe ich nahtlos weitergelesen.

Ich wusste lange Zeit gar nicht genau, welches Thema das Buch haben sollte und als dann Cover und Klappentext veröffentlicht wurden, bin ich nur noch neugieriger geworden. Ein tolles Thema, das aktuell ist und es sicherlich auch noch lange bleiben wird. Und über das ich bislang auch ehrlich gesagt noch nicht viel gelesen habe, höchstens mal so am Rande. Ich war also gespannt auf die Umsetzung.

Beim Lesen habe ich mich sofort in David verliebt. Wie toll ist dieser Kerl denn bitte? Ehrlich, bodenständig, hilfsbereit, lustig. Er spielt Gitarre und hat einen guten Musikgeschmack. Könnte ja so ein Caracter-Crush werden (ach was, ist es schon :DD). Die Geschichte wird auch hauptsächlich aus seiner Sicht erzählt. Zwischendurch gibt es aber Tagebucheinträge von Jule, aus denen man ein bisschen was aus Ihrer Sicht erfährt.
Nach und nach habe ich dann auch alle anderen Figuren in mein Herz geschlossen. Frau Peters als Davids Ersatzoma, seine Familie (die mich von der Art so sehr an meine erinnert hat <3), seine Freunde, Egon und Jule natürlich. Es gibt hier gar keinen bösen Charakter. Hier sind die Antagonisten eher die Steine, die einem das Leben in den Weg schmeißt. Fand ich toll!

Dann mochte ich, dass die Stammkneipe so einen hohen Stellenwert hat im Buch. Die Freunde treffen sich dort andauernd. Entweder es gibt was zu feiern oder jemand hat ein Problem, das bei einem Bier besprochen werden muss oder es ist einem auch einfach mal langweilig und wer Bock hat kommt auf ein Bier vorbei. Diese Stammkneipen-Kultur geht viel zu sehr verloren und dieses Buch hält die Fahne für genau so kleine süße, mit Herz geführte Stammkneipen mal wieder richtig hoch. So soll's sein. Sucht euch wieder mehr von diesen zweiten Wohnzimmern, Leute!

Aber kommen wir auch mal zum Hauptthema. David verguckt sich in Jule und möchte mehr über die erfahren. Doch offensichtlich ist sie obdachlos. Wie lernt man so jemanden kennen? Wie kam es, dass sie obdachlos ist und wie soll das denn überhaupt funktionieren später, sollten sie sich sympathisch sein? All diesen Fragen nähert sich das Buch sehr taktvoll und, soweit ich das beurteilen kann, sehr realitätsnah. Jules Lebensumstände, die kleinen Hilfen für die Körperpflege, ihre kleine "Straßenfamilie", ihre Angst vor der Zukunft aber auch davor, wieder "ins System einzusteigen" werden sehr gut beschrieben.

Ich frage mich, wie ein Mensch obdachlos wird. Wie so viele Menschen obdachlos werden. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Gründe fallen mir ein. Scheinbar lächerliche Gründe, doch sie reichen aus. Mit guter Gesundheit, intaktem Sozialleben, kann einen wenig umhauen. Doch wenn irgendwo ein kleiner Knick ist, kann allein der Jobverlust oder eine Scheidung ausreichen, um einen Menschen zu brechen.

Das Buch ist eine schöne Mischung zwischen nachdenklich, traurig und lustig. Ich habe oft innegehalten und mich gefragt, wie ich mich jetzt fühlen oder verhalten würde. Und mindestens genau so oft habe ich gegrinst.

Mit einem warmen Tee lasse ich mir den Wind um die Ohren pusten und genieße die Aussicht von meinem Dachgeschossbalkon. Draußen ost schon mächtig was los. Im Park stretchen sich ein paar Jogger und ich sehe Hundebesitzer mit Brötchentüten in der Hand. Das ist der Inbegriff von Wochenende. Also nicht das Joggen, sondern Ihnen von hier oben zuzusehen.

Und es gibt so viele kleine Szenen, in denen ich mich selbst wieder erkannt habe. Zum Beispiel bei diesem Satz hier:

Ich finde mich gut und mutig. Gutig also. Während ich mein Wortspiel feiere, kommt von Matthes nur ein Mitleidslacher.

Kennt ihr das, wenn ihr denkt, ihr seid der einzige Mensch auf der Erde, der bestimmte Sachen tut? So geht es mir bei dieser Wort-Kombiniererei. Und dann liest man das plötzlich in einem Buch und denkt "ALTER, DAS MACHE ICH AUCH IMMER!!!" :D.

Nicht zuletzt waren es genau diese kleinen Details, die das Buch für mich so schön gemacht haben. Die Hochzeitsszene mit Egon, die Minzbonbons von Frau Peters, die kleinen Tagebucheinträge von Jule (ich mag es, wenn so "Zwischensequenzen" eingebaut werden und dadurch das Erzählmedium gewechselt wird). Und als Sahnebonbon gibt es am Ende des Buches noch ein zur Geschichte passendes Rezept. Tolle Idee!

Ihr seht also, ich bin schwer begeistert. Meine einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass Davids Situation natürlich schon ziemlich perfekt ist. Wenn ihr es lest, dann werdet ihr wissen was ich meine. In der Realität hätten die meisten Paare, die sich so kennen lernen, sicherlich ein paar mehr Probleme. Aber man kann auch nicht alle Probleme zu einem Thema aufgreifen. Und es werden ja, wie schon erwähnt, auch viele Sachen durchaus angesprochen.

Und nun bleibt mir nur noch eines zu sagen: Bestellt euch dieses Buch, macht euch einen Tee und genießt ein paar schöne Lesestunden. Unterstützt noch unbekannte Jungautoren, die mit ihren Büchern die Welt definitiv ein bisschen besser machen.

Danke für dein Vertrauen, Juna! Ich wünsche dir viel Erfolg mit diesem Buch :)

Titel und Cover: Das Cover finde ich total schön. Es sieht so herbstlich aus und natürlich könnte es kein passenderes Bild zu der Geschichte geben, als die Parkbank mit dem Päckchen. Auch den Titel mag ich. Für mich bedeutet er, dass alle Leute, die in einer Stadt leben, dazu gehören sollten. Eben auch die, die keinen festen Wohnsitz haben. Sie sind alle Kinder der Stadt.

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja. Vor allem wenn ich mal wieder den Glauben an das Gute im Menschen verloren habe, wird mir eine Portion David gut tun! ;)

Mittwoch, 19. Februar 2020

[Werbung / kostenloses Rezensionsexemplar] Im Schatten des Kronturms (Riyria Chroniken 1) - Michael J. Sullivan

Zusammenfassung: 
Hadrian Blackwater, ein Krieger, der im Moment nichts hat, wofür er kämpfen könnte, begegnet Royce Melborn, einem Dieb und Mörder, der nichts hat, was er verlieren könnte. Beide werden von einem alten Zauberer angeheuert, um ein geheimnisvolles Buch zu stehlen. Es liegt in dem uneinnehmbaren Kronturm, der am besten geschützten Festung, die je errichtet wurde. Und nein, es geht nicht um Gold oder Juwelen … Es geht um viel mehr.
Michael J. Sullivan kehrt zurück zu Riyria und erzählt die Vorgeschichte, das heißt die Abenteuer, bei denen Hadrian und Royce erst zusammenfanden.

Meine Meinung: Im Buchhandel hätte ich dieses Buch vermutlich nicht in die Hand genommen. Das Cover spricht mich null an. Aber zum Glück gibt es ja sowas wie Vorablesen, denn dort gab es die Leseprobe und sie hat mich direkt begeistert. Wie man der Beschreibung entnehmen kann, ist dies der erste Band einer Reihe, die die Vorgeschichte der berühmten Diebesbande um Royce und Hadrian erzählt. Ich muss gestehen, dass ich den Namen des Autors zwar schon mal gehört habe, aber ich habe noch nie etwas von ihm gelesen. Ich kenne also auch die anderen Geschichten von Hadrian und Royce nicht. Doch wie der Autor selbst schreibt, ist es eigentlich der perfekte Moment, um einzusteigen. Natürlich kann man alle bereist erschienenen Bände zuerst lesen, die Geschichten sind in sich abgeschlossen, aber da dieser Band vor der bereits erschienenen Reihe spielt, passt es gut, auch damit anzufangen.

In der Geschichte begegnen sich Hadrian und Royce, die eigentlich nichts gemeinsam haben, außer der Tatsache, dass sie sich in der Welt sehr verloren sind. Ansonsten sind sie komplette Gegensätze. Hadrian ist vertrauensvoll und möchte nach einem harten Leben als Soldat dem Töten abschwören. Royce hat all sein Vertrauen in die Menschheit verloren und will eigentlich nur eins: Überleben. Wenn dafür andere sterben müssen, ist das ein durchaus akzeptabler Nebeneffekt für ihn.
Die beiden sind ein grimmiges Gespann, das nur über Sarkasmus kommunizieren kann und über das man als Leser nur den Kopf schütteln und zwischendurch schmunzeln kann. Das Zusammenspiel der Beiden ist definitiv der Kern der Serie. Ich liebs!

"Ich töte nicht gern."
"Ich bin nicht dumm und habe das inzwischen verstanden. Die Frage ist, warum nicht? Hat Arcadius mich angeschwindelt? Handelst du etwas nur mit Schwertern und trägst deshalb so viele mit dir herum? Hat er dich deshalb mit mir geschickt damit du lernst zu töten?"
"Ich habe mehr als genug Menschen getötet, glaub mir."
"Was ist dein Problem?"
"Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass es falsch ist."
"Entschuldige? Sagtest du falsch?"
"Ja, falsch, also das Gegenteil von richtig."
"Wie alt bist du? Glaubst du auch noch an gute Feen, die wahre Liebe und dass man sich bei einer Sternschnuppe etwas wünschen darf?"
"Du glaubst nicht an richtig und falsch? Gut und schlecht?"
"Doch, klar, richtig ist, was gut für mich ist, und schlecht, was ich nicht mag, und das ist dann wirklich ganz falsch."

Parallel zu der Geschichte der beiden ungleichen Diebe gibt es einen zweiten Erzählstrang, bei dem der Leser von Gwen erfährt. Gwen lebt als Prostituierte in einer Schenke und bekommt mit, wie ein Freier eine ihrer Kolleginnen aus reiner Mordlust umbringt. Weder ihr Chef noch der zuständige Wachtmeister der Stadt unternehmen etwas. Da beschließt sie, die anderen Mädchen und sich selbst zu retten, kratzt all ihre Ersparnisse zusammen und flieht in ein baufälliges Haus. Dort wollen die Frauen selbst ein Bordell eröffnen. Doch das wird nicht so einfach, zumal sich Gwen mit ihrer Aktion gleich mehrere Feinde gemacht hat. Aber sie bleibt stark, immer mit dem Hintergedanken im Kopf, den ihre verstorbene Mutter ihr mitgegeben hat: Sie ist dazu bestimmt, einem Mann zu helfen, der eines Tages verletzt an ihre Tür klopfen wird. Er ist ihr Schicksal...

Die Geschichte ist brutal, düster und spannend. Humor kommt nicht zu kurz und es gibt immer wieder Momente, die einem trotzdem ein wohliges Gefühl geben. Jedes Mal, wenn Royce und Hadrian widerwillig über den anderen Grinsen. Oder die Szene, wo Hadrian in Iberton ratlos vor der großen Auswahl an Bier steht. Und dann ist da noch Pickles, den Hadrian ganz zu Beginn trifft und den ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Und nicht zu vergessen der fette Plot Twist am Ende.

Leute, ich kann es nicht anders sagen: Ich bin süchtig, direkt nach dem ersten Buch. Ich hüpfe jetzt rüber zu Medimops und bestelle mir die anderen bereits erschienenen Bücher. Reihenfolge hin oder her, ich schaffe es niemals, zu warten, bis Sullivan die restlichen Bände geschrieben hat, die zeitlich vor den bereits veröffentlichten Bänden spielen. Ich liebe die Figuren schon zu sehr.

Zusätzlich war mir das Nachwort so sympathisch, wie es sonst nur bei Fitzek der Fall ist. Chapeau!!!

Titel und Cover: Wie schon erwähnt, das Cover mag ich nicht. Der Turm passt wunderbar und sieht auch gut, aber die Bilder der beiden Männer (die ganz klar Royce und Hadrian sein sollen) machen irgendwie einen billigen Eindruck. Also einfach im Sinne der Bildqualität. Hätte es viel besser gefunden, wenn man den Turm im Gebirge so gelassen hätte und unten auf einem kleinen Pfand zwei vage Gestalten zu erkennen wären. Den Titel finde ich gut. Vor allem im Bezug darauf, dass es eine Reihe wird, kann man wunderbar jedem Buch dem passenden Titel entsprechend dem Auftrag des Diebesbande geben.

Würdest du das Buch erneut lesen? Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!


Montag, 17. Februar 2020

[Werbung / kostenloses Rezensionsexemplar] Ein wenig Glaube - Nick Butler

Zusammenfassung: Ein schmerzhaft-schöner Familienroman, der die Macht und die Grenzen des Glaubens mit besonderem Feingefühl erkundet: Lyle und Peg Hovde empfinden es als großes Glück, dass ihre Tochter Shiloh samt Enkelsohn wieder nach Hause zurückgekehrt ist. Doch bald treibt Shilohs neue Glaubensgemeinschaft einen Keil in das harmonische Familienleben. Als sich abzeichnet, dass auch der fünfjährige Isaac in die Fänge der Sekte geraten könnte, müssen die Großeltern eine folgenschwere Entscheidung treffen, die die Familie vollends entzweien könnte.

Meine Meinung: Das Thema Sekten hat mich aus irgendeinem Grund schon immer sehr fasziniert und daher wurde ich direkt hellhörig, als ich den Klappentext gelesen habe. Die Leseprobe war dann auch richtig gut und so habe ich mich riesig gefreut, als ich die Mail mit der Gewinnbenachrichtigung bekommen habe. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Sicht von Lyle, also von Isaacs Großvater erzählt, springt aber in der zeitlichen Abfolge ein bisschen hin und her. Für das Verständnis der Geschichte ist das aber nicht hinderlich, im Gegenteil. Die Rückblicke aus Lyles und Pegs Anfangszeit, aus Shylos Kindheit und Jugend fügen sich eher zu einem Gesamtbild und liefern die ein oder andere Erklärung. 

Ich war fasziniert von dem erzählerischen Talent des Autors. Ohne Effekthascherei schafft er es, langsam und subtil Spannung aufzubauen. Erst ist noch alles gut, während Shyloh mit Isaac bei ihren Eltern wohnt, dann sollen sie mal mit zu ihrer Kirche kommen, dann kommt sie mit Steven zusammen...
Das Buch ist nach Jahreszeiten unterteilt und zwischendurch beschreibt Butler die Gegend, in der Plye und Peg wohnen, und wie sie sich im Laufe der Jahreszeiten verändert. Das wirkte auf mich wie eine kleine Pause von der Geschichte und hat dennoch wunderbar hineingepasst.
Hinzu kommt das zweite Thema: Lyles bester Freund Hoot bekommt eine Krebsdiagnose und Lyle und seine Familie versuchen, ihn so gut es geht zu unterstützen. Einerseits fügt sich diese Handlung natürlich wunderbar in die Haupthandlung ein und andererseits passt es einfach gut zum Thema des Buches. Wie wichtig ist Glaube? Wie sehr kann er helfen? Wie sehr schaden? Ab wann ist es keine Gemeinde mehr, sondern eine Sekte?

Mir haben die vielen unterschiedlichen Ansätze im Buch unglaublich gut gefallen. Wie schon oft gesagt, ich finde es grandios, wenn ein Buch es schafft, mich nachdenklich zu machen. Meine eigene Meinung zu hinterfragen. Im Idealfall erweitert es meinen Horizont und bringt mich dazu, Dinge aus einer mir bislang unbekannten Perspektive zu betrachten. Ich selbst halte es in Glaubensfragen wohl größtenteils mit Otis:

"Ich habe noch nie verstanden, was das soll - eine organisierte Religionsgemeinschaft", sagt Otis schließlich. "Sei ein guter Mensch. Tu niemand anderem weh. Betrüge nicht und sei nicht gierig. Das scheint mir doch ziemlich simpel zu sein. Da brauche ich doch keine verdammte Anleitung, die mich auf dem Pfad der Tugend hält. Oder ein paar Steinplatten, in die der Blitz etwas eingraviert hat. Oder irgendeine himmlische Belohnung. Ich brauche auch keinen besonderen Wochentag, der für so etwas reserviert wird. Alle Tage sind wichtig, jeder einzelne."

Wobei ich durchaus auch an sowas wie Schicksal glaube, aber eher in der Hinsicht, dass jedes Ereignis einen Sinn hat (das setzt aber auch eine gewissen Bereitschaft voraus, das so zu sehen) und an etwas Größeres, was wir (noch) nicht begreifen, beweisen oder erklären können.
Fakt ist, dass der Autor so wunderbar schöne und traurige Momente zusammenfassen kann. Insgesamt hatte das Buch eine sehr melancholische Grundstimmung, was vielleicht an Lyle als Hauptcharakter lag. Ich war beeindruckt, wie lebensecht und nachvollziehbar viele Situationen beschrieben wurden. Selten habe ich Szenen beim Lesen so genau vor Augen gesehen. Das ist schon echte Kunst!
Und andauernd habe ich mich gefragt, wie ich an Lyles und Pegs Stelle reagiert hätte und inwiefern sie überhaupt etwas hätten ändern können. Ich kann es nicht sagen. Sie waren mir als Charaktere jedenfalls unglaublich sympathisch und lebensecht und ich habe bei vielen von Lyles Ansichten innerlich bestätigend genickt. Ein tolles Paar :)

Lyle hatte schon oft gedacht, dass die von so großspurigen und grausamen Männern regierte Welt im Grunde genommen von Frauen wie Peg zusammengehalten wurde. Von Frauen, die im Stillen litten, die eine unermessliche Liebe verströmten und die am Ende eines jeden Tages alles wieder zusammenflickten, nachdem sie jedem das Gesicht gewaschen, den Bauch gefüllt und seine Ängste beschwichtigt und vertrieben hatten. Und am nächsten Morgen fingen sie damit wieder von vorne an, ohne jeden Tusch, ohne jede Fanfare.

Die Geschichte beruht übrigens auf einer wahren Begebenheit (eigentlich und leider sogar auf vielen wahren Begebenheiten) und macht daher nur noch nachdenklicher. 

Titel und Cover: Titel ist perfekt gewählt, er hat von Beginn an gepasst, aber nach dem Lesen ist er noch viel treffender. Immer dieser Zweifel, ob man nun einfach nur ein bisschen stärker glauben muss oder ob man nicht anfangen sollte, misstrauisch zu werden. Auch das Cover gefällt mir. Es zeigt die ländliche Gegend, in der Lyle und Peg wohnen und durch die Streifen, die das Bild älter wirken lassen, findet Lyles Gefühl Ausdruck, dass ihm die Zeit für alles davonrennt und sich alles verändert, während er nicht hinterher kommt. Sehr schön gemacht!

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja!

Mittwoch, 12. Februar 2020

[Werbung / kostenloses Rezensionsexemplar] Highland Hearts (Liebe auf den zweiten Blick) -



Zusammenfassung: Um ihre Eltern zu unterstützen, jobbt die Studentin Santana in einer Reiseagentur. Niemals hätte sie mit ihrem neuesten Auftrag gerechnet: Tyler „Hawk“ Vaughn, das bestbezahlte und begehrteste Männermodel Amerikas, soll in den Highlands für eine Werbekampagne fotografiert und währenddessen von Santana betreut werden. Dabei machen ihr nicht nur ihre wichtigtuerische Chefin und die eifersüchtige Produzentin das Leben schwer, sondern auch Hawk selbst, der sich als egozentrisch und arrogant entpuppt. Santana würde am liebsten das Handtuch oder wenigstens irgendetwas nach diesem unverschämten Kerl werfen, denn er raubt ihr den letzten Nerv. Zumindest bis er sich bei einem Dreh in den Highlands von einer anderen Seite zeigt, die ihr Leben gehörig durcheinander wirbelt …

Meine Meinung: Hab ich als E Book bei Lovelybooks gewonnen und ich hab nur wegen dem Titel "Highland Hearts" mitgemacht. Sobald irgendwas nach Schottland aussieht oder klingt, bin ich dabei, was soll ich machen. Das ist wie mit Harry Potter :D Aber auch wenn es nach Schnulze aussieht: So schlecht war es gar nicht. Dass es jetzt nicht super tiefgründig wird wissen wir alle und auch, dass es ein Happy End gibt, ist hier zu erwarten, aber das macht nichts. Manche Bücher haben wirklich einfach nur den Zweck, dem Leser kurzweilige Unterhaltung zu bieten. Und die hatte ich hier definitiv.

Santana ist als Hauptfigur erfrischend selbstbewusst, ehrlich und direkt. Dazu gesellt sich ein spannender Modegeschmack, der mich zwischendurch hat komisch gucken lassen :D Sie befindet sich in der misslichen Lage, dass ihre Familie Geld braucht, weil ihr Vater einen Unfall hatte und vorübergehend nicht arbeiten kann. In dem Glauben, ihren gemütlichen alten Job in einem Reisebüro anzutreten, will sie ihren Eltern unter die Arme greifen. Doch der Auftrag um das Model Hawk Vaughn bringt ordentlich Wirbel in die Agentur und so startet eine aufregende Reise durchs wunderschöne Schottland.
Evie und Rita sind mir schon nach 5 Minuten tierisch auf den Sack gegangen und ich fand es immer unrealistischer, dass die beiden erfolgreiche Geschäftsfrauen sein sollen, doch natürlich gehörte es zum Buch, dass sie einfach ein bisschen überspitzt dargestellt wurden. Und ich sag mal so...wo Geld steckt, entwickeln sich ja oft komische Allüren, gell? Dafür waren mir die restlichen Personen sehr sympathisch. Es gab immer mal wieder ein paar unlogische Dinge für mich, z.B. dass Paul das Geflirte seiner Frau mit Hawk so kommentarlos über sich ergehen lässt, aber dafür haben mir andere Sachen auch sehr gut gefallen.
Zum Beispiel wird schnell klar, dass Hawk irgendein Problem mit sich herumschleppt und ich hatte schon Sorge, dass da nun eine richtig unrealistische Story kommt, so war es aber gar nicht. Im Gegenteil, den Part fand ich sogar mal sehr realistisch. 
Richtig toll war natürlich auch, mit der Crew quasi durch Schottland zu reisen, denn an vielen erwähnten Orten waren Tommy und ich 2017 selbst, weshalb ich mir alles wunderbar vorstellen konnte und sich richtiges Urlaubsfeeling eingestellt hat. Und dann gab es noch so Kleinigkeiten wie die urig beschriebenen Unterkünfte und die Tatsache, wie sehe Santana ihre tägliche Tasse Tee genossen hat. Das fand ich einfach schön :)

Am Ende ging es mir nochmal ein bisschen gegen den Strich, dass Santana sich - meiner Meinung nach - so komplett unlogisch verhalten hat, dafür fand ich die Schlussszene mit Jane wieder sehr sympathisch.

Alles in allem ließ sich das Buch flott lesen und hat mich unterhalten. Sicherlich hätte man manches etwas "runder" Schreiben können, aber ich habe viel gegrinst und mich über den Schottland Content gefreut. Also was Nettes für Zwischendurch :)

Cover und Titel: Ich finde den Titel gar nicht schlecht gewählt. Er passt zur Story, selbst das Pärchen oben könnten wirklich auch von den Beschreibungen her Santana und Hawk sein. Und der untere Teil lässt natürlich das Herz jedes Schottland Fans höher schlagen und man weiß sofort, wo der Roman spielt. Das verrät einem natürlich auch der Titel. Den mag ich allerdings nicht so. Liebe auf den zweiten Blick passt schon nicht so gut, zumindest von Hawks Seite aus. Bei Santana schon eher, allerdings ist mir das dennoch zu platt. Nur Highland Hearts hätte dann vielleicht gereicht. Oder sowas lustiges wie "Mit Limousinen durch die Highlands?". Das würde auch passen und würde außerdem neugierig machen.

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Hmm...ich denke eher nicht. Könnte mir höchstens vorstellen, das Buch in einem Schottland Urlaub nochmal rauszuholen :)

Dienstag, 11. Februar 2020

[Werbung / kostenloses Rezensionsexemplar] Das Wolkenschiff (Aufbruch nach Südpolaris) - Vashti Hardy



Zusammenfassung: 
Die mächtige Geografische Gesellschaft hat zu einem Wettlauf ausgerufen: Dem Forscher, der als Erster das noch unentdeckte Südpolaris erreicht, winken Geld, Ruhm und Ehre. Ernest Brightstorm, der Vater der Zwillinge Arthur und Marie, hat sich mit seinem Wolkenschiff auf den Weg zum südlichsten Punkt der Welt gemacht. Gespannt warten die Geschwister auf seine Rückkehr.Doch dann erreicht sie eine beunruhigende Nachricht: Ernest Brightstorm wird vermisst! Arthur und Marie heuern bei einer Expedition der waghalsigen Forscherin Harriet Culpfeffer an, die ebenfalls mit ihrem Schiff Südpolaris erreichen will. Die Zwillinge hoffen, so eine Spur ihres Vaters zu finden. Werden die Kinder auf ihrer abenteuerlichen Fahrt die Antworten bekommen, auf die sie hoffen?

Meine Meinung: Bei Vorablesen gibt es eine neue Rubrik: Vorablesen Junior. Ich dachte, ich schaue da ab und zu mal rein und mache vielleicht bei interessanten Büchern mit, um sie dann an meine Patenkinder zu verschenken....Jaaaa, guter Plan, ist aber schon direkt beim ersten Buch fehlgeschlagen. Denn das hat mir so gut gefallen, dass ich es selbst behalten werde. :D Typisch. Aber an dem Buch hat mir einfach alles gefallen. Die wunderbaren Namen der Charaktere (Everest Wrigglesworth), Orte (Lontown - zielt ja wohl eindeutig auf London ab. Jedenfalls hab ich mir die Stadt genau so vorgestellt, aber nicht zur heutigen Zeit sondern eher so im viktorianischen Zeitalter) und Lebewesen (Weisewesen!) in dem Buch, die vielen kreativen Ideen und die Geschichte an sich.
Ja, es ist ein Buch für Kinder, aber hier kommen beim Lesen auch Erwachsene auf ihre Kosten. Arthur und Marie kämpfen sich durch verschiedene Episoden in ihrem Leben und manchmal ist das Buch wirklich traurig, aber genau so gibt es tolle Momente und die beiden geben nie auf. Es gibt Intrigen, tiefe Freundschaften und überraschende Wendungen. Ich hätte selbst so gerne mal Felicitys Moorkekse probiert, die Eiswale gesehen oder die Gedankenwölfe kennen gelernt. Hach....also wenn Harriet Culpfeffer (noch so ein geiler Name! :D) mich mal fragt, ob ich mit ihr auf Entdeckungsreise gehen möchte, dann würde ich keinen Moment zögern!

Als kleinen Bonus empfinde ich es übrigens immer, wenn im Buch etwas besonders schön gestaltet ist. Hier waren es die ersten Seiten eines jeden Kapitels:

Sieht einfach etwas besser aus als eine schlichte Zahl!

Das ist für mich so ein Buch, welches bei Kindern die Freude am Lesen wecken kann. Und sind das nicht die kostbarsten Bücher überhaupt? Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, dass das Ende einen zweiten Teil ermöglicht und hoffe so sehr, dass dieser auch kommt. Vashti Hardy hat hier einen ganz großen neuen Fan gewonnen! Und ich verspreche, ich kaufe einfach ein paar neue Exemplare, wenn meine Patenkinder alt genug sind, um dieses Buch zu lesen <3

Titel und Cover: Das Cover ist wunderbar gewählt, weil es viel zu entdecken gibt und man gerne einen Moment länger drauf schaut. Also auch perfekt für Kids. Dass es thematisch passt, muss ich nicht extra erwähnen. Genau so sieht es mit dem Titel aus. Nur "Das Wolkenschiff" wäre mir vielleicht etwas zu simpel gewesen, aber zusammen mit dem Untertitel klingt es spannend und gibt außerdem eine wunderbare Möglichkeit, die nächsten Teile angepasst zu benennen.

Würdest du das Buch erneut lesen? Darauf könnt ihr euch verlassen. Und ich werde es jedem empfehlen, der ein Geschenk für sein 8-12 jähriges (Paten)Kind sucht!

Donnerstag, 6. Februar 2020

[unbezahlte Werbung] Das letzte Relikt - Robert Masello

Zusammenfassung: In einer Höhle am italienischen Lago d'Averno in der Nähe von Neapel wird ein in einem Fels eingeschlossenes Fossil entdeckt. Es weist Klauen, aber auch Aspekte der Menschenartigen auf - nur dass es viel zu alt ist, um zu dieser Gattung zu passen. Professor Russo lässt das Fossil nach New York transportieren, wo er gemeinsam mit Carter Cox, einem befreundeten Paläontologen, weitere Untersuchungen vornehmen will. Bei einem Unfall im Labor erwacht die im Fels eingeschlossene Kreatur zum Leben. Ein Mitarbeiter wird getötet und Russo schwer verletzt. Er schwört, dass er ein lebendes Wesen aus Licht gesehen hat. Carter Cox hat Mühe, Russos Geschichte zu glauben, versucht aber, der Wahrheit auf die Spur zu kommen - und bringt sich und seine Frau Beth, eine Kunsthistorikerin, in Gefahr.

Meine Meinung: Das ist auch so ein Exemplar, das durch meine Aufräumaktion letztens zu Tage gefördert wurde und auch wenn ich null Ahnung habe, wo das Buch herkommt, ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen Mystery/Wissenschaftsthriller. Ich liebe einfach Bücher, die sich zwar mit Übersinnlichem beschäftigen, aber die einem trotzdem nicht so völlig abgedreht vorkommen. Wisst ihr, was ich meine? Wenn man beim Lesen das Gefühl bekommt, dass es tatsächlich so sein könnte...das macht das Lesen gleich um ein Vielfaches spannender.

Das Buch teilt sich in drei Abschnitte. Im ersten wird im Prolog erzählt, wie ein junges Paar in den Flitterwochen in einer Höhle auf ein Fossil stößt. Russo wird als Experte dorthin beordert und nimmt Kontakt zu seinem Freund Carter in New York auf. Fast hat Joe ein schlechtes Gewissen, denn jeder, der mit dem Fossil in Kontakt kommt, überkommt ein komisches Gefühl und alle möchten so schnell wie möglich wieder weg. Aber es könnte eine große Entdeckung werden...
Carter ahnt währenddessen noch nichts von Joes Vorahnungen und freut sich auf die Zusammenarbeit mit seinem alten Freund. Nebenher hat er außerdem anderen Gedanken im Kopf, denn mit seiner Frau läuft es besser denn je und sie möchten eine Familie gründen.
Im zweiten Teil bekommt dann auch Carter erste Zweifel, denn es geschehen einfach zu viele seltsame Dinge. Nicht alles lässt sich immer mit Zufall erklären. Dabei ist er doch ein Mann der Wissenschaft...

Carter traft andauernd auf solche Leute, selbst unter seinen Studenten, und es machte ihn wahnsinnig. Diese Faszination für die Pseudowissenschaft in all ihren Spielarten, von den Tierkreiszeichen bis zur Kabbalah, von Feng Shui bis Hellseherei, von der Kraft der Pyramiden bis zur Rückführung in vergangene Leben. [...] Es gab so viel Erstaunliches auf der Welt, wahr und trotzdem nahezu unglaublich, dass Carter diese Faszination durch das offensichtlich Fadenscheinige und Unbegründete nie begriffen hatte. 

Im letzten Teil entbrandet dann der Kampf. Ich konnte das Buch nicht weglegen. Ich mochte die Charakere. Der gemütliche Joe, der wissbegierige Carter, Ezra als Eigenbrödler und Visionär mit schon fast ungesundem Forscherdrang und nicht zuletzt Arius. Ihn fand ich am besten weil er für mich unglaublich authentisch rüberkam. Genau so würde ich mir "jemanden wie ihn" vorstellen ;).
Hinzu kamen Kleinigkeiten wie die Beziehung zwischen Beth und Carter. Sehr liebevoll und gefestigt. Oder auch die wissenschaftlichen und geschichtlichen Details. Ich hatte immer das Gefühl, gut mitzukommen, ohne das seitenlang erläutert wird. Aber man hat gemerkt, dass der Autor sich durchaus Gedanken gemacht und recherchiert hat.

Insgesamt also eine wunderbare Story. Ich kann sie mir auch sehr gut als Verfilmung vorstellen!

Titel und Cover: Ich gestehe, dass mich das Cover im ersten Moment in die Irre geführt hat. Ich hatte eine völlig andere...wie soll ich mich ausdrücken...Kreatur erwartet. Doch nach dem Lesen des Buches macht das Cover richtig Sinn mit dem vorne hervorgehobenen klassischen Fossil und den dunkleren Flügeln im Hintergrund. Das finde ich sehr gelungen. Der Titel gefällt mir an sich auch gut, auch wenn ich mich stellenweise gefragt habe, weshalb es nicht "Das erste Relikt" heißt. Aber beides lässt sich so und so begründen, von daher bin ich damit völlig d'accord. :)

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja. Deswegen bleibt es auch brav in meinem Regal stehen. Kleiner Tipp: Wenn ihr sowas mögt, dann lest unbedingt auch "Eisiges Blut" vom selben Autor. Ist auch richtig spannend!