Sonntag, 25. August 2019

[Unbezahlte Werbung wegen Nennung] Pinguine leben nur einmal - Kyra Groh



Zusammenfassung: Felicitas (nur ihre Mutter nennt sie so, ihre Freunde sagen Feli zu ihr) ist kompliziert. Ordnung findet sie überbewertet. Deshalb hat sie auch kein Bücherregal. Und sie schämt sich nicht dafür, dass sie süchtig nach dem Sat1 „Family Movie” am Dienstag ist, der so schön vorhersehbar ist – Happyend garantiert! Denn leider passiert es nicht oft, dass die Dinge so laufen, wie sie das gerne hätte. Lange dachte Feli, dass es Prinzessinnen-und-Prinz-auf-weißem-Ross-Beziehungen nur im Fernsehen gibt – bis sie Janosch vor die Füße fällt … Und so fangen doch die großen Liebesgeschichten an oder etwa nicht?

Meine Meinung: Kennt ihr das, wenn ihr zum Beispiel zum ersten Mal zu einem Konzert von einer Band geht und ihr kennt mindestens eines der Bandmitglieder? Seid ihr dann auch so nervös und hofft, dass ihr den Auftritt wirklich gut finden werdet, einfach schon deswegen weil ihr die Person so mögt und ihr nicht wüsstet, wie ihr es sagen solltet, wenn es euch nicht gefallen hat? So hab ich mich gefühlt, als ich dieses Buch begonnen habe. Dabei kenne ich Kyra nicht mal. Aber ich folge ihr auf Instagram. Und glaubt mir, das fühlt sich manchmal schon fast an wie kennen ;) Zumindest nimmt man am täglichen Leben dieser Person teil, auch wenn es immer nur ein minimaler Ausschnitt ist. Das ist das faszinierende an dem ganzen Social Media Kram. Dir wachsen Leute ans Herz, die noch nie in ihrem Leben deinen Namen gehört haben (aber irgendwie ist es ja auch schön, gell?). Man ahnt aber auf jeden Fall nach und nach, wie es um den Humor der Person bestellt ist, wie ihre Ansichten zu bestimmten Themen sind, welchen Musik- und Büchergeschmack die Person hat. Und dann findet man den oder diejenige entweder besonders sympathisch oder eher weniger und entfolgt ihr wieder.
Bei Kyra war es Liebe auf den ersten Blick. Ich glaube, es gibt niemanden auf Instagram, der mir so oft aus der Seele spricht wie sie. Und dabei so viel Einfühlungsvermögen und Humor gleichzeitig hat.
Und genau deswegen hatte ich richtig Angst, dass mir ihr Buch nicht gefällt.

ABER: Dem war nicht so. Überhaupt gar nicht. Ich hab es geliebt und verschlungen. Die Charaktere sind alle ganz wunderbar, allen voran natürlich Feli. Aber auch Cem und Janosch, Pia und Lene sind mir so sehr ans Herz gewachsen.
Der Roman ist eine gelungene Mischung aus ernsten Momenten und vielen vielen Stellen, an denen ich wirklich giggelnd in der Bahn/auf dem Sofa saß/im Bett lag. Sie hat so ein Händchen dafür, Gedanken in Worte zu fassen, die mir selbst oft durch den Kopf gehen.

"Ich meinte die Sache am Samstag. Das war ziemlich doof."
"Ja, das war es,"
Na vielen Dank. Offenbar hat er die Regeln dieses Spiels nicht verstanden. Wenn ich sage, dass das ziemlich doof war, erwarte ich gefälligst von meinem Gesprächspartner, dass er abwinkend Quaaaatsch, du, kein Ding! sagt.

Oder auch:

Während Simon Bier holt, gehe ich rüber zu den beiden. Sie reden lauter Weißt-du-noch-damals-Sachen. Ich hasse Weißt-du-noch-damals-Gespräche, die ein Damals behandeln, bei dem ich nicht anwesend war.

Richtig gut fand ich, dass das Thema Behinderung und der "richtige" Umgang damit so ein großes Thema ist. Ich selbst merke auch immer wieder, wie unsicher ich im Umgang mit behinderten Menschen bin, weil ich so große Angst habe, etwas falsch zu machen und jemandem auf den Schlips zu treten.
Wobei das Buch zum einen zeigt, dass es hier kein Richtig und kein Falsch gibt, weil das jede Person anders empfindet. Zum anderen macht es auch deutlich, dass es zwar wichtig ist, einfach man selbst zu sein, aber dass Beziehungen eben auch immer Kompromisse sind. Wenn jeder ein paar Schritte auf den anderen zugeht und eben auch mal seinen eigenen Kosmos verlässt, kann daraus etwas ganz wunderbares Neues entstehen.
Und genau wegen diesem Thema war das Buch für mich auch nicht nur irgendeine recht plumpe Liebesgeschichte, sondern eher eine erfrischende, lustige Komödie mit ernsten Einspielern.

Nette Dinge am Rande waren für mich außerdem der Prolog des Buches, in dem Feli erklärt, nach welchem Schema SAT1 Liebesfilme ablaufen und weshalb sie die so gerne schaut, in Kombination mit dem Aufbau des Buches, das dann letztendlich natürlich ähnlich abläuft ;). Hat mich auch zum Schmunzeln gebracht.
Ebenfalls witzig fand ich die Aufzählung der Personen in der Reihenfolge ihres Auftritts am Anfang jedes Abschnitts (schön wie im Drehbuch oder beim Theater) und die Erwähnung aller anderen Personen, die irgendwie vorkommen oder erwähnt werden (z.B. Matthew McConaughey, Rufus Beck, Harry Potter, etc.). Das steigert irgendwie die Vorfreude auf die nächsten Seiten, weil man rätselt, in welchem Zusammenhang diese Namen vorkommen. Und dass Harry Potter in diesem Buch besonders viel Erwähnung findet, hat nur noch einen weiteren Grund auf die "Warum ich das Buch echt mag"-Liste gesetzt.

Ich knipse das Licht an und fische aus einem der Bücher [...] mein Einschlafmittel: ein Hörbuch. Nicht irgendein Hörbuch. Es hilft nicht jedes, es hilft nur Harry Potter. Wenn Rufus Becks Stimme weich durch meine Gehörgänge säuselt und ich ganze Passagen in Gedanken auswendig mitsprechen kann, kommt der Schlaf von selbst. Zwischen meinem zehnten und dreizehnten Lebensjahr konnte ich ohne diesen Mann überhaupt nicht einschlafen. Ich bin ein ziemlicher Harry Potter Freak. Aber das macht nichts, denn ich stehe dazu.

Da ich selbst noch heute manchmal nur mit Rufus Beck und Harry im Ohr einschlafen kann, fühle ich mich hier auf wunderbar nerdige Art verbunden. <3

Titel und Cover: Den Titel finde ich super. Er macht irgendwie hellhörig und diese Tatsache - also dass Pinguine nur einmal lieben - findet auch eine super schöne Erwähnung im Buch. Das gepaart mit dem aufälligen Cover, das sich auch wieder herrlich an die Story anfügt, ergibt ein rundum gelungenes Gesamtpaket, das ich jedem ans Herz legen kann!

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Oh ja! Aber erst mal empfehle ich es ganz vielen Menschen. Und lese die anderen Bücher von Kyra Groh. :)

Donnerstag, 22. August 2019

[Unbezahlte Werbung wegen Nennung] Silent Victim - Caroline Mitchell

Zusammenfassung: 
Manches ist schlimmer als Mord.
Emma ist eine liebende Ehefrau – und eine Mörderin. Vor Jahren hat sie ihren Lehrer, der sie als Teenager verführte, erschlagen und auf dem Grundstück ihres Elternhauses vergraben – so glaubt sie zumindest. Als ihr Ehemann Alex eine neue Stelle annimmt, muss Emma ihr Elternhaus verkaufen. Zuvor will sie die Leiche verschwinden lassen. Doch das vermeintliche Grab ist leer. In ihrer Not offenbart sie sich ihrem Ehemann und löst damit etwas aus, das ihre Familie zu zerstören droht.

Meine Meinung: Voilà! Da ist es, das erste Buch unseres Lesekreises. Falls ich es hier noch nicht erzählt habe (wann auch, ich erzähle hier ja sonst grade auch nicht viel. Aber bald kommt auf jeden Fall der Bericht über unseren Mallorca-Urlaub!! :D): Barbara hat mich letztens mal angeschrieben und meinte, sie würde schon ewig mit dem Gedanken spielen, einen Buchclub/Lesekreis zu gründen. Weil sie so oft nach dem Lesen eines Buches das Bedürfnis hat, noch über den Inhalt sprechen zu wollen. Und so geht es mir auch sehr oft. Nur hat man dann ja selten jemanden an der Hand, der auch frisch das selbe Buch ausgelesen hat. Daher war ich natürlich sofort Feuer und Flamme und habe mir sogar schon ein Buch zum Thema Lesekreise bestellt (zu meiner Verteidigung: das stand sowieso schon auf der Wunschliste und passte thematisch halt grade). Babs hat dann noch Sascha ins Boot geholt, ihre Schwägerin und eine Freundin und wir haben uns auf sie als erste Gastgeberin geeinigt. Danach geht es reihum. Der jeweilige Gastgeber lädt die Mitleser zu sich ein, es gibt eine Kleinigkeit zu essen und anschließend wird über das Buch diskutiert. Derjenige, der als nächstes Gastgeber ist, bringt an dem Abend auch schon das nächste Buch mit und wir stimmen einen Termin ab. Turnus ist ca. alle 6 Wochen.

So viel zur Vorgeschichte und zur Idee. Nun mal zum Buch. Ich werde bei Büchern, die ich im Lesekreis lese, immer erst meine eigene Meinung kundtun und anschließend berichten, was meine Mitleser so für Eindrücke hatten. Das erste Treffen war auf jeden Fall spannend und schon lehrreich. Bin super gespannt, wie es weiter geht.

Zu Beginn hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte ziemlich vorhersehbar ist. Das hat der Spannung keinen Abbruch getan, ich war mir nur sicher, dass alle Rollen schon klar verteilt sind. Luke ist der Böse, Emma ist das Opfer, Alex der arme Ehemann, der zwischen den Stühlen steht.
Durch die unterschiedlichen Erzählstränge (sowohl Emma, als auch Alex und Luke kommen immer abwechselnd zu Wort, Emma und Luke sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit) bleibt es dennoch immer spannend und die Geschichte setzt sich nach und nach zu einem Bild zusammen.

Doch ab der Mitte des Buches wurde ich unsicher. Die Autorin hat mich immer mal wieder auf die ein oder andere kleine falsche Fährte geschickt, sodass ich zwischendurch alle verdächtigt habe. Vor allem dass Emmas Erinnerungsvermögen nicht mehr das Beste zu sein schien, hat mich teilweise stark verunsichert. Denkt sie sich das alles nur aus, weil sie in Luke verliebt war und zurückgewiesen wurde? Haben ihr Mitarbeiter oder ihre Schwester was damit zu tun? Und was ist damals mit Emmas Mutter passiert?
Das hat mir gut gefallen.

Ebenfalls super interessant war die Frage, die das Buch immer wieder aufgeworfen hat: Was tust du, wenn dein Ehepartner dir einen Mord gesteht? Verlässt du denjenigen sofort? Oder kommt es auf die Umstände an? Und was tust du, wenn dein Ehepartner psychisch instabil ist? Wie lange kannst du vertrauen? Man kann den Fragen als Leser nicht ausweichen und Alex tat mir teilweise wirklich richtig leid, weil er so zwischen Liebe und Misstrauen gefangen war. Ich denke, mir würde es sehr ähnlich gehen wie ihm.

Ein interessantes Fazit für mich am Ende war, dass mir weder Emma noch Luke sympathisch waren. Beide gingen mir stellenweise unglaublich auf die Nerven. Wobei Luke als Figur aber sehr authentisch war, ich mir bei der ein oder anderen Entscheidung von Emma allerdings wirklich an den Kopf gepackt habe und mir dachte "Das würde doch nun wirklich keine Frau machen!".
Ich habe mich aber durchweg gut unterhalten gefühlt und mag es wie schon oft gesagt sehr, wenn ein Buch mich vor moralische Fragen stellt.

Meinungen des Lesekreises: Die Mädels waren ziemlich sicher der Meinung, dass sie das als Ehepartner nicht mitmachen würden (schon gar nicht mehr ab einem bestimmten Punkt im Buch). Ich hingegen kenne mich ja sehr gut und glaube schon, dass ich für sehr vieles Verständnis aufbringen würde ( ab DEM Punkt wäre bei mir aber auch Schluss...:D Sorry, aber ich will nicht spoilern). Sascha fand das Buch zu vorhersehbar (was sicher auch stimmt, aber ich gehe Autoren halt schnell auf den Leim) und auch oft zu unlogisch. Es gibt die ein oder andere Stelle im Buch, die ihm nicht gut genug zuende erzählt wurde. Das konnte ich im Nachhinein nachvollziehen, ist mir beim Lesen aber nicht wirklich aufgefallen.
Wir waren uns alle aber einig, dass das Buch ein sehr wichtiges, empfindliches Thema aufgreift und dass Luke als Charakter super getroffen ist. Seine Gedankengänge werden so gut beschrieben, dass man sich als Leser wirklich oft unwohl fühlt. Die Autorin hat selbst viel mit missbrauchten Jugendlichen gearbeitet und hat hier einen glaubwürdigen Eindruck hinterlassen.

Titel und Cover: Das Cover hat uns optisch gut gefallen (wir haben überlegt, ob es die Lampe im Standhaus zeigen soll), war uns aber im Bezug auf die Geschichte zumindest nicht ganz einleuchtend. Der Titel war dafür um so besser, weil er auf mehreren Ebenen zu der Story passt. Zum einen gibt es sicher viele Opfer, die sich gar nicht trauen, zu sprechen. Und zum anderen gibt es Opfer wie Emma, die irgendwann drüber sprechen wollen, denen aber niemand glaubt. Der Gesamteindruck war also sehr passend.

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja.


Dienstag, 20. August 2019

[Unbezahlte Werbung wegen Nennung] Flugangst 7A - Sebastian Fitzek

Zusammenfassung:
Mats Krüger, ein erfahrener und erfolgreicher Psychiater, muss seine panische Flugangst überwinden, als seine hochschwangere Tochter Nele nach jahrelanger Funkstille wieder Kontakt zu ihm aufnimmt. Mats, der nach dem Tod seiner Frau per Schiff nach Argentinien ausgewandert ist, hatte nie wieder vor zurückzukehren. Doch jetzt bittet Nele ihren Vater kurzfristig, ihr nach der Geburt des Babys Beistand zu leisten.Nach der Teilnahme an einem Flugangst-Seminar geht Mats an Bord des Langstreckenflugs Buenos Aires - Berlin. Schon kurz nachdem er seinen Platz eingenommen hat, muss er feststellen, dass er sich auf die falschen Ängste vorbereitet hat: Es ist keine Turbulenz, kein Druckabfall und keine Terrorwarnung, die ihn in einen entsetzlichen seelischen Ausnahmezustand treiben.
Sondern der Anruf eines Unbekannten, der ihm eröffnet, dass sich ein ehemaliger Patient an Bord befindet. Jemand, den Krüger einst von mörderischen Gewaltphantasien befreite. Und den er nun dazu bringen soll, über 600 Passagiere und sich selbst in den Tod zu reißen …

Meine Meinung: Hab ich schon erzählt, dass in meiner Firma schon seit einiger Zeit ein Bücherschrank steht? Find ich ganz grandios, wie ihr euch sicher denken könnt. Daraus habe ich das Buch hier auch mitgenommen. Fitzek geht ja immer.
Direkt zu Beginn hat mir wieder mal gut gefallen, wie viel Herr Fitzek recherchiert. So erfährt man als Leser einiges über die Sicherheit beim Fliegen und auch über verschiedene Statistiken und Berechnungen, wo man am sichersten (oder eben auch unsichersten) sitzt. Ich finde sowas immer wieder toll als "Beigabe". Und natürlich fügt es sich hier auch herrlich in die Geschichte selbst ein.

Auch dieses Buch ist wieder von Seite 1 an spannend. In jedem Kapitel gibt es eine neue Wendung, einen neuen Verdächtigen oder zumindest eine Zuspitzung der Situation. Dabei schafft Fitzek es auch immer wieder, dass man sich als Leser die Situation der Charaktere kaum vorstellen mag, weil sie einfach so schrecklich ist.

Es ist also definitiv wieder ein gewohnt guter Pageturner, wie wir es vom bekanntesten deutschen Thriller Autor auch nicht anders gewohnt sind. Und ebenfalls kenne und liebe ich Sebastian Fitzek für seine Nachworte. Ich wiederhole mich, aber es gibt wenig Autoren, die mit so viel Witz, Selbstironie und Liebe ihre Nachworte schreiben. Das finde ich großartig und zeugt von ganz viel Menschlichkeit.

Mein einziger Kritikpunkt ist der, den ich damals schon bei Das Paket von ihm hatte. Es ist mir einfach schon fast etwas zu viel Story im Buch. Es passiert zu viel. Weniger ist manchmal mehr. Auch hier werden so viele Themen aufgegriffen (Eifersucht, Mobbing, Belastungsstörung, HIV, durchgeknallte Tierschützer, dubiose Erfindungen, Flugangst, etc). Ich fühle mich immer ein bisschen überfahren und überfordert nach dem Lesen und denke manchmal ganz still und leise "Weniger wäre vielleicht manchmal wirklich mehr.".

Aber wisst ihr was? Ich will gar nicht meckern. Unterhaltung bietet mir Fitzek auf jeden Fall nach wie vor und ich werde vermutlich auch seine nächsten Bücher gerne lesen :)

Titel und Cover: Beides für mich sehr gelungen. Das Cover dürfte jedem, der schon mal geflogen ist, durchaus bekannt sein, aber durch die Verdunklung und den Regen bekommt es etwas zusätzlich dramatisches. Und "Flugangst" passt selbsterklärend ebenso wunderbar. Die "7A" erschließt sich dann beim Lesen. Passt!

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Wenn ich mal wieder schnelle, abwechslungsreiche Spannung brauche, auf jeden Fall!

Dienstag, 13. August 2019

(Unbezahlte Werbung wegen Nennung) Der Postbote von Girifalco - Domenico Dara



Zusammenfassung: Süditalien 1969. Im verschlafenen Girifalco geht alles seinen gewohnten Gang – die anstehenden Kommunalwahlen sind schon das Aufregendste, was auf absehbare Zeit zu erwarten ist. Doch im Geheimen zieht ein guter Geist die Fäden, ohne dass die anderen Dorfbewohner es ahnen: Denn der Postbote des Ortes ist ein melancholischer Einzelgänger, der die Philosophie liebt und Zufälle sammelt – und nebenbei heimlich in den Briefverkehr des Dorfes eingreift. So versucht er, den Dingen die richtige Richtung zu geben.
Unglücklich Liebende werden zusammengeführt, politische und amouröse Betrugsversuche verhindert, und Mütter bekommen plötzlich Post von ihren in der Ferne verschollen geglaubten Söhnen. Der Postbote von Girifalco scheint sich in seinem zurückgezogenen Dasein eingerichtet zu haben – bis ein mysteriöser Brief aus der Vergangenheit auftaucht, der das Dorfleben im Allgemeinen und seines im Besonderen gehörig ins Wanken bringt. Ein charmanter, lustiger, rührender Roman mit einem zu Herzen gehenden Protagonisten, der uns mitnimmt auf eine nostalgische Italienreise.

Meine Meinung: Mein letzter Vorablesengewinn, den ich noch zu rezensieren hatte. Ist auch schon Monate überfällig. Danach war irgendwie erst der Mallorca Urlaub, dann war wie immer viel los im Alltagsleben und im Urlaub und während Hitzewellen krieg ich ja eh blogtechnisch bzw. rezensionstechnisch eh nichts gebacken. Nun soll das Buch aber auch seine Beurteilung bekommen.

Die Idee der Geschichte finde ich herzallerliebst. Ein Postbote, der Briefe, Poesie, Lyrik und vor allem Zufälle sammelt. Der eingreift, wenn er der Meinung ist, Dinge zum Guten wenden zu können. Ein kleines, verschlafenes italienisches Dörfchen, in dem jeder seine kleinen Geheimnisse hat. In meinem Kopf hatte ich eine genaue Vorstellung der Geschichte und der Art, wie das Buch verläuft.

Leider konnte die Realität da nicht ganz mithalten, was auch ein Grund ist, weshalb ich so lange gebraucht habe, um es zu beenden. Irgendwie fehlte mir der rote Faden bzw. eine Art Entwicklung und Spannungsbogen. Natürlich ist schon vom Klappentext klar, dass es mehrere kleine Geschichten geben würde, aber dennoch hatte ich auf eine Art Rahmenhandlung gehofft.
Außerdem bin ich tatsächlich ständig mit den Namen durcheinander gekommen, was nicht nur an der großen Menge an Charakteren liegt, sondern auch daran, dass für mich die Namen häufig sehr lang und kompliziert schienen. z.B. der Nachname Castagnara-Passalacqua. Wenn es dann nur so Namen gibt, die ständig genannt werden, dann wird es anstrengend. Da kann der Autor natürlich nichts für (und es soll natürlich auch nicht jeder italienische Charakter Giovanni heißen ;)), aber es war für den Lesefluss einfach schlecht.

Es war kein kompletter Reinfall, im Gegenteil. Es gab viele kleine Passagen, die mir unheimlich gut gefallen haben (z.B. die Geschichte mit dem Esel oder die, in der der Postbote sich einen Stempel nachmachen lässt) und bei denen ich während des Lesens richtig schöne Bilder von dem kleinen Örtchen Girifalco im Kopf hatte. Besonders gut gefallen haben mir die kleinen Zufälle, die der Postbote gesammelt und aufgeschrieben hat. Ich denke, jeder kennt diese Momente im Leben, in denen man sich über die seltsamsten Zufälle wundert und der Postbote interessiert sich so sehr dafür, dass er solche Momente katalogisiert. 

Alles in allem war das Buch für mich aber leider einfach zu durcheinander geschrieben und ich hatte zu viel Mühe, der Erzählung zu folgen und all die Menschen zuzuordnen. Schade!

Titel und Cover: Der Titel ist naheliegend, aber auch sehr passend und auch das Cover dazu mag ich. Es passt zu den Bildern, die ich von diesen typischen kleinen Ortschaften in Italien habe und macht Lust auf Urlaub und die passende Lektüre dazu. 

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Nein, leider nicht.