Sonntag, 17. März 2019

[Unbezahlte Werbung wegen Nennung] Ein perfider Plan - Hawthorne ermittelt - Anthony Horowitz

Zusammenfassung:
Keine sechs Stunden, nachdem die wohlhabende alleinstehende Diana Cowper ihre eigene Beerdigung geplant hat, wird sie in ihrem Haus erdrosselt aufgefunden. Ahnte sie etwas? Kannte sie ihren Mörder?
Daniel Hawthorne, ehemaliger Polizeioffizier und inzwischen Privatdetektiv im Dienst der Polizei, nimmt die Spur auf. Aber nicht nur den Fall will er lösen, es soll auch ein Buch daraus werden, und dafür wird Bestsellerautor Anthony Horowitz gebraucht. Der wiederum sträubt sich zunächst, ist jedoch schon bald unrettbar in den Fall verstrickt. Fasziniert von der Welt des Verbrechens ebenso wie von dem undurchsichtigen Detektiv und dessen messerscharfem Verstand.
Ganz im Stil von Holmes und Watson begeben sich Hawthorne und Horowitz auf die Suche nach dem Mörder einer scheinbar harmlosen älteren Frau, in deren Vergangenheit allerdings schon bald dunkle Geheimnisse auftauchen. Eine atemberaubende Jagd beginnt ...

Meine Meinung: Ein Buch von dem Mann in der Hand zu halten, der offiziell von den Nachlassverwaltern von Arthur Conan Doyle damit beauftragt wurde, ein neues Buch über Sherlock Holmes zu schreiben, hat mich ehrlich gesagt schon ziemlich ehrfürchtig gemacht. Erst der Gewinn dieses Buches hat mich überhaupt dazu gebracht, endlich auch mal Sherlock Holmes Geschichten zu lesen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ich, 28, buchvernarrt, habe noch nie eine Sherlock Holmes Geschichte gelesen. Und jetzt, wo ich das langsam nachhole, frage ich mich um so mehr, wieso ich das nicht früher gemacht habe. Ich LIEBE Holmes und Watson!!!!
Doch es war nicht nur der Ruf des Autors, der mich fasziniert hat. Tatsächlich finde ich die Idee der Story ziemlich genial und auch die Leseprobe hat mich direkt mitgerissen.
Das Buch hat mich auch dahingehend überrascht, dass ich davon ausgegangen bin, einen eher seichten Krimi mit Fokus auf das Rätsel und ohne Blut zu bekommen. Halt in typischer Holmes Manier (auch wenn Holmes hier keine Rolle spielt - das sollte vielleicht nochmal ausdrücklich erwähnt werden!). Allerdings ging es dann doch etwas brutaler zu, als erwartet. Immer noch passend zum Buch und nicht übertrieben, aber eben härter als bei Holmes früher.

Aber von Anfang an. Genial an der Geschichte war allem voran, dass Horowitz sich selbst als Figur mit einbringt. Er wird von dem sehr eigenwilligen Privatdetektiv Daniel Hawthorne dazu überredet, ihn bei seinen Ermittlungen zu dem seltsamen Ableben von Diana Cowper zu begleiten und ein Buch darüber zu schreiben. Das hat zum einen den schönen Nebeneffekt, dass man einiges über Horowitz' Alltag als Autor erfährt und zum anderen ist es unheimlich amüsant, weil Realität und Fiktion so verschwimmen. Eine tolle Idee, die das Lesen für mich sehr reizvoll gemacht hat.

Horowitz fragt sich im Laufe der Geschichte oft genug, wieso er überhaupt zugestimmt hat, denn Hawthorne ist weiß Gott ein schwieriger Mensch, und macht Horowitz das Leben nicht immer leicht. Aber er ist eben auch ein genialer Ermittler, der Schlüsse zieht, wo andere keinerlei Zusammenhang erkennen. Sobald er es erklärt ist es aber vollkommen logisch. Was das angeht, ist die Parallele zu Holmes mehr als deutlich. Zudem musste ich über dieses ungleiche Paar sehr oft schmunzeln, weil sie sich manchmal kabbeln, wie kleine Kinder.

Abgesehen davon hat mich auch die Geschichte völlig gepackt. Hier ist es wie in guten alten englischen Krimis, in jedem Kapitel taucht ein neuer Beteiligter oder ein neuer Hinweis auf. Stück für Stück werden erst immer mehr Fragezeichen und dann immer mehr Lösungen aufgedeckt. Ich bin, was den Täter angeht, dennoch bis zum Schluss im Dunklen getappt.

Ich bin sehr angetan und werde mir, sobald ich die alten Sherlock Holmes Geschichten alle gelesen habe, auch Horowitz' Fortsetzung davon besorgen. Ein ganz tolles Buch für Krimi-Fans!

Titel und Cover: Die Gestaltung des Buches ist sehr hochwertig und wunderschön. Der Einband ist aus Leinen, weshalb die Haptik grandios ist. Und die Farbe erinnert, zusammen mit der Telefonzelle natürlich sofort an den Handlungsort London. Lediglich die Vögel machen keinen Sinn für mich. Und auch der Titel gefällt mir. Wenn man die Geschichte gelesen hat und dadurch mitbekommt, wie lange Horowitz nach einem passenden Namen gesucht hat, findet man den Titel noch besser. Man könnte sagen, er ist eine richtige Pointe ;)

Würdest du das Buch erneut lesen? Auf jeden Fall!


Montag, 11. März 2019

(Unbezahlte Werbung wegen Nennung) Cainstorm Island - Der Gejagte - Marie Golien


Zusammenfassung: Emilios Welt ist geteilt. Auf der einen Seite das reiche Asaria. Auf der anderen Seite Cainstorm Island, überbevölkert, arm und von Gewalt zerfressen. Dort kämpft der 17-Jährige, umgeben von brutalen Gangs, gegen die Schulden seiner Familie. Eines Tages spricht ihn ein Mitarbeiter von Eyevision an und bietet Emilio einen Deal. Emilio willigt ein, sich einen Chip in den Kopf implantieren zu lassen. Dieser Chip ist an seinen Sehnerv angeschlossen und überträgt jeden Tag eine halbe Stunde lang, was Emilio sieht. Seine Videos, waghalsige Kletter- und Trainsurf-Aktionen, kommen an, die Zuschauerzahlen steigen langsam. Bis sein Leben eine unvorhergesehene Wendung nimmt: Emilio gerät in das Gebiet einer Gang und tötet einen der Anführer in Notwehr. Live und auf Sendung. Das Video verbreitet sich rasend schnell und Emilio wird zum Gejagten. Und zwar nicht nur von der Gang, sondern auch von Eyevision, die sehr eigene Pläne mit Emilio haben.
Meine Meinung: Wow, Leute. Hier haben wir endlich mal wieder einen Pageturner. Ich habe in der letzten Zeit wieder jede Menge guter Bücher gelesen, aber ein Buch, bei dem ich vor Spannung nicht schnell genug umblättern konnte, war länger nicht dabei. Bitte nicht falsch verstehen, ein Buch kann auch ohne anhaltende Spannung ganz wunderbar sein, aber ab und zu braucht man so was halt auch mal.
Die ganze Story ist einfach gut durchdacht und die erschaffene Welt ist authentisch und sehr gut beschrieben. Ich hab alles immer ganz genau vor mir gesehen. Das ist ja grundsätzlich wichtig, aber bei Dystopien oder Fantasygeschichten immer besonders relevant.
Zudem gefiel mir die Idee von Anfang an sehr gut. Hat mich ein bisschen an Nerve erinnert. Man sieht durch Emilios Augen, was er sieht und kann kommentieren, abstimmen oder auch einfach nur zuschauen.
Die Welt, in der Emilio lebt, ist getrennt in die Kontinente Asaria und Cainstorm. Genau so gut könnte man sagen in Arm und Reich. In Perfekt und Unperfekt.
Emilio hatte das Pech, auf der armen Seite geboren zu werden und muss zusammen mit seiner Familie gucken, wie er überleben kann. Zunächst scheint das Angebot von Eyevision, täglich eine halbe Stunde auf Sendung zu gehen und dafür Geld zu bekommen, sehr attraktiv. Emilios Stiefvater ist zwar dagegen, aber die Familie braucht das Geld. Als Emilio dann aber aus Notwehr ein Gang-Oberhaupt umbringt, steht er plötzlich im Fokus der Aufmerksamkeit und sieht sich auf einmal mehreren Gegnern gegenüber.
Doch er bekommt auch unerwartete Hilfe.


Ich habe die ganze Zeit gedacht, wie gut sich diese Story verfilmen lassen würde. Mir hat die Vielschichtigkeit gefallen. Die verschiedenen Gegner, die unterschiedlichen Viertel auf Cainstorm, die verschiedenen, teilweise echt schrägen Menschen, die Emilio auf seiner Flucht trifft. Zudem gefällt mir die Gesellschaftskritik, die vor allem in den Kommentaren deutlich wird, die Emilio während seiner Zeiten, in denen er auf Sendung ist, geschickt bekommt.


Am Ende eines solchen Buches stelle ich mir immer wieder die Frage, ob die Situation wirklich so eintreten könnte, wie beschrieben. Hier dachte ich später, dass wir schon auf halber Strecke dahin sind. Technik schreitet immer weiter voran und oft nutzen wir sie, ohne uns darüber klar zu sein, welche Dimensionen das irgendwann annehmen könnte. Und über Hemmungslosigkeit, Distanzlosigkeit und Respektlosigkeit im Internet brauchen wir hier wohl kaum zu sprechen, oder?


Ich bin ganz begeistert und freue mich schon jetzt auf den zweiten Teil!!!


Titel und Cover: Auch hier gehen beide Daumen nach oben. Der Titel passt und das Cover erst recht. Das Auge steht im Mittelpunkt, denn durch die Augen von Emilio können die Zuschauer alles verfolgen. Und auch die Schlangen passen super zur Geschichte, denn die Mitglieder der Gang, die sich Emilio zum Feind macht, werden auch "die Schlangen" genannt.


Würdest du dieses Buch erneut lesen? Mit Vergnügen!