Mittwoch, 26. Februar 2020

[Werbung / kostenloses Rezensionsexemplar] Kind dieser Stadt - Juna Nieves

Zusammenfassung: 
Mit seinen fünfundzwanzig Jahren fühlt sich David noch lange nicht bereit für die Erwachsenenwelt. Zunehmend nervös sieht er zu, wie scheinbar jeder seiner Freunde einen Platz im Leben findet. Ein ewiges Gedankenkarussell dreht sich, wenn es um Entscheidungen für die Zukunft geht. Mitten in den letzten Prüfungen seines Studiums wird es dafür jedoch höchste Zeit.Eine junge Frau lässt ihn diese Sorgen zwischenzeitlich vergessen. Ihre Augen strahlen, ihre Schritte sind zielstrebig, wenn sie durch den Park geht. Zufällig beobachtet David sie von seinem Balkon aus. Doch was ist das? Das hübsche Mädel sucht Pfandflaschen im Müll! Kann es sein, dass sie obdachlos ist? Wie ist das möglich? Wie kam es dazu? Diese Fragen lassen David nicht mehr los und so inszeniert er Situationen, um mit ihr in Kontakt zu treten. Doch welche Antworten wird er finden, fernab von seinem gemütlichen Studentenleben?

Meine Meinung: Vor ein paar Wochen habe ich auf Instagram eine Nachricht erhalten. Sie stammte von Juna, die mir erzählte, dass sie grade dabei sei, ihr erstes Buch fertig zu stellen und ob ich mir vorstellen könnte, eine Rezension zu verfassen, wenn es fertig ist.
Sowas ist mir ja erst einmal passiert (also bei zwei Büchern, aber die stammten von der selben Autorin, daher zählt es nicht doppelt) und es ehrt mich einfach unglaublich. Ja klar, der Autor bekommt hinterher eine Rezension von mir. Aber ich bekomme auch ein Buch. Umsonst. Und niemand hat mir gesagt, dass ich eine gute Rezension schreiben soll. Ich habe da keine Vorgaben. Von daher habe ich mich sehr gefreut und sofort zugesagt. Passenderweise trudelte dieses Buch dann genau an dem Tag ein, an dem ich "Ein wenig Glaube" beendet hatte und so habe ich nahtlos weitergelesen.

Ich wusste lange Zeit gar nicht genau, welches Thema das Buch haben sollte und als dann Cover und Klappentext veröffentlicht wurden, bin ich nur noch neugieriger geworden. Ein tolles Thema, das aktuell ist und es sicherlich auch noch lange bleiben wird. Und über das ich bislang auch ehrlich gesagt noch nicht viel gelesen habe, höchstens mal so am Rande. Ich war also gespannt auf die Umsetzung.

Beim Lesen habe ich mich sofort in David verliebt. Wie toll ist dieser Kerl denn bitte? Ehrlich, bodenständig, hilfsbereit, lustig. Er spielt Gitarre und hat einen guten Musikgeschmack. Könnte ja so ein Caracter-Crush werden (ach was, ist es schon :DD). Die Geschichte wird auch hauptsächlich aus seiner Sicht erzählt. Zwischendurch gibt es aber Tagebucheinträge von Jule, aus denen man ein bisschen was aus Ihrer Sicht erfährt.
Nach und nach habe ich dann auch alle anderen Figuren in mein Herz geschlossen. Frau Peters als Davids Ersatzoma, seine Familie (die mich von der Art so sehr an meine erinnert hat <3), seine Freunde, Egon und Jule natürlich. Es gibt hier gar keinen bösen Charakter. Hier sind die Antagonisten eher die Steine, die einem das Leben in den Weg schmeißt. Fand ich toll!

Dann mochte ich, dass die Stammkneipe so einen hohen Stellenwert hat im Buch. Die Freunde treffen sich dort andauernd. Entweder es gibt was zu feiern oder jemand hat ein Problem, das bei einem Bier besprochen werden muss oder es ist einem auch einfach mal langweilig und wer Bock hat kommt auf ein Bier vorbei. Diese Stammkneipen-Kultur geht viel zu sehr verloren und dieses Buch hält die Fahne für genau so kleine süße, mit Herz geführte Stammkneipen mal wieder richtig hoch. So soll's sein. Sucht euch wieder mehr von diesen zweiten Wohnzimmern, Leute!

Aber kommen wir auch mal zum Hauptthema. David verguckt sich in Jule und möchte mehr über die erfahren. Doch offensichtlich ist sie obdachlos. Wie lernt man so jemanden kennen? Wie kam es, dass sie obdachlos ist und wie soll das denn überhaupt funktionieren später, sollten sie sich sympathisch sein? All diesen Fragen nähert sich das Buch sehr taktvoll und, soweit ich das beurteilen kann, sehr realitätsnah. Jules Lebensumstände, die kleinen Hilfen für die Körperpflege, ihre kleine "Straßenfamilie", ihre Angst vor der Zukunft aber auch davor, wieder "ins System einzusteigen" werden sehr gut beschrieben.

Ich frage mich, wie ein Mensch obdachlos wird. Wie so viele Menschen obdachlos werden. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Gründe fallen mir ein. Scheinbar lächerliche Gründe, doch sie reichen aus. Mit guter Gesundheit, intaktem Sozialleben, kann einen wenig umhauen. Doch wenn irgendwo ein kleiner Knick ist, kann allein der Jobverlust oder eine Scheidung ausreichen, um einen Menschen zu brechen.

Das Buch ist eine schöne Mischung zwischen nachdenklich, traurig und lustig. Ich habe oft innegehalten und mich gefragt, wie ich mich jetzt fühlen oder verhalten würde. Und mindestens genau so oft habe ich gegrinst.

Mit einem warmen Tee lasse ich mir den Wind um die Ohren pusten und genieße die Aussicht von meinem Dachgeschossbalkon. Draußen ost schon mächtig was los. Im Park stretchen sich ein paar Jogger und ich sehe Hundebesitzer mit Brötchentüten in der Hand. Das ist der Inbegriff von Wochenende. Also nicht das Joggen, sondern Ihnen von hier oben zuzusehen.

Und es gibt so viele kleine Szenen, in denen ich mich selbst wieder erkannt habe. Zum Beispiel bei diesem Satz hier:

Ich finde mich gut und mutig. Gutig also. Während ich mein Wortspiel feiere, kommt von Matthes nur ein Mitleidslacher.

Kennt ihr das, wenn ihr denkt, ihr seid der einzige Mensch auf der Erde, der bestimmte Sachen tut? So geht es mir bei dieser Wort-Kombiniererei. Und dann liest man das plötzlich in einem Buch und denkt "ALTER, DAS MACHE ICH AUCH IMMER!!!" :D.

Nicht zuletzt waren es genau diese kleinen Details, die das Buch für mich so schön gemacht haben. Die Hochzeitsszene mit Egon, die Minzbonbons von Frau Peters, die kleinen Tagebucheinträge von Jule (ich mag es, wenn so "Zwischensequenzen" eingebaut werden und dadurch das Erzählmedium gewechselt wird). Und als Sahnebonbon gibt es am Ende des Buches noch ein zur Geschichte passendes Rezept. Tolle Idee!

Ihr seht also, ich bin schwer begeistert. Meine einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass Davids Situation natürlich schon ziemlich perfekt ist. Wenn ihr es lest, dann werdet ihr wissen was ich meine. In der Realität hätten die meisten Paare, die sich so kennen lernen, sicherlich ein paar mehr Probleme. Aber man kann auch nicht alle Probleme zu einem Thema aufgreifen. Und es werden ja, wie schon erwähnt, auch viele Sachen durchaus angesprochen.

Und nun bleibt mir nur noch eines zu sagen: Bestellt euch dieses Buch, macht euch einen Tee und genießt ein paar schöne Lesestunden. Unterstützt noch unbekannte Jungautoren, die mit ihren Büchern die Welt definitiv ein bisschen besser machen.

Danke für dein Vertrauen, Juna! Ich wünsche dir viel Erfolg mit diesem Buch :)

Titel und Cover: Das Cover finde ich total schön. Es sieht so herbstlich aus und natürlich könnte es kein passenderes Bild zu der Geschichte geben, als die Parkbank mit dem Päckchen. Auch den Titel mag ich. Für mich bedeutet er, dass alle Leute, die in einer Stadt leben, dazu gehören sollten. Eben auch die, die keinen festen Wohnsitz haben. Sie sind alle Kinder der Stadt.

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja. Vor allem wenn ich mal wieder den Glauben an das Gute im Menschen verloren habe, wird mir eine Portion David gut tun! ;)

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