Sonntag, 2. September 2018

[Werbung wegen Nennung/unbezahlt] Solange wir uns haben - Andrea Ulmer

Klappentext: Jessica Hanser, 42, dachte eigentlich, sie hätte ihr Leben als alleinerziehende, berufstätige Mutter im Griff. Aber als sie plötzlich Panikattacken bekommt, kann sie nicht mal mehr arbeiten. Ihre Teenietochter Miriam hat wenig Verständnis und findet, ihre Mutter solle sich zusammenreißen. Hilfe bekommt Jessica stattdessen von unerwarteter Seite: Ihre Nachbarin Hildegard, die mit 30 Katzen in einem Haus lebt, wird Jessica zur Freundin in schweren Zeiten. Sie zeigt ihr, dass scheue Katzen und kratzbürstige Teenager sich gar nicht so unähnlich sind. Und dass eigentlich jeder ein bisschen verrückt ist. Doch als Miriam plötzlich wegläuft, ist Jessica panisch wie nie zuvor. Wird sie es schaffen, ihre Krankheit zu überwinden und ihre Tochter zurückzuholen? Ein warmherziger Roman, der zeigt, dass es sich lohnt, seine eigenen Ängste zu überwinden - so schwer das manchmal auch sein mag.
Meine Meinung: So jetzt geht es endlich richtig los mit den Büchern aus 2018. Dieses hier ist ein Vorablesen Gewinn und er passte sehr gut in die momentane Zeit, denn bei mir auf der Arbeit ist momentan einiges los. Das ganze Jahr war bis jetzt sehr unruhig und in den letzten Wochen hat es sich zugespitzt. Ich will darüber im Internet gar nicht so viel Schreiben, das gehört hier nicht hin. Fakt ist aber, dass ich merke, dass ich viel mit nach Hause nehme und dass ich mich in Achtsamkeit üben muss. Mir selbst gegenüber und auch meinen direkten Kollegen gegenüber. Aber macht euch keine Sorgen, ich arbeite immer noch gerne bei meinem Arbeitgeber und ich hoffe, dass sich bald alles etwas normalisiert.


Im Buch geht es um Jessica, die immer dachte, sie würde ihr Leben super alleine gewuppt bekommen, bis sie eines Tages auf einmal nicht mehr Auto fahren kann. Anstatt dieses Warnzeichen zu beherzigen und auf den Rat der Ärzte zu hören, spielt Jessica die Situation vor sich selbst herunter, arbeitet von zuhause aus und merkt gar nicht, dass ihre Situation sich immer mehr zuspitzt.
In einer schwierigen Situation hilft ihr ausgerechnet ihre kauzige Nachbarin Hildegard. Und widerwillig muss Jessica mit der Zeit feststellen, dass Hildegard offenbar viel mehr vom Leben verstanden hat, als sie.
Ich mochte das Thema des Buches schon bei der Leseprobe, denn ich bin mir sicher, dass das Buch den Nerv der aktuellen Situation vieler arbeitender Menschen zumindest anreißt. Das Buch lenkt auf leichte Art und Weise den Fokus wieder ins rechte Licht. Dabei bleibt die Problematik Burnout/Überarbeitung zwar im großen und Ganzen recht oberflächlich, aber das war zu erwarten, denn es ist hauptsächlich ein lustiges Buch. Nichtdestotrotz bleibt die Aussage klar und das mag ich. Und es zeigt auch, wie sehr Familienmitglieder von betroffenen Personen mitleiden.
Schmunzeln musste ich übrigens sehr oft. Jessica wird immer öfter bewusst, dass sie selbst ziemlich verbohrt und spießig ist.


Es war seltsam, Hildegard dabei zuzusehen, wie sie ganz selbstverständlich Dinge tat, auf die Jessica nie gekommen wäre. Wer stellte denn Stühle aus Holz, die für das Innere des Hauses gedacht waren, einfach so nach draußen? Nicht dass tatsächlich irgendwas dagegensprach, solange es trocken war, aber dafür waren Terassenmöbel erfunden worden. Es war, als verstoße die Katzenfrau gegen Gesetze, von denen Jessica bisher nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten, obwohl sie nie im Leben daran gedacht hätte, sie zu brechen.


Hildegard ist übrigens ganz klar meine Lieblingsfigur in dem Buch. Sie steht für Rebellentum im kleinen Maße. Sie zettelt keine Großdemos an oder rennt nackt über ein Fußballfeld, aber sie macht, worauf sie Lust hat, nimmt kein Blatt vor den Mund und kümmert sich nicht um die Meinung anderer Menschen. Das macht sie in höchsten Maßen sympathisch.


"Ich werd lieber gekratzt, als dass jemand sich hinter meinem Rücken das Maul zerreißt."
Wenn man es so betrachtete.
"Menschenleben sind eben komplizierter," sagte Jessica trotzdem. "Katzen müssen kein Geld verdienen."
"Einer der Grüne, warum sie seltener Gehirngrippe haben, als Menschen, würde ich sagen", behauptete Hildegard.
Dagegen fiel Jessica nun wirklich kein vernünftiges Argument mehr ein.


Das Buch ist kein Anwärter auf den Nobelpreis aber auf jeden Fall wunderbar kurzweilig und für jeden geeignet, der sich auf der Arbeit schon mal überfordert gefühlt hat. Man kann sich ein bisschen selbst reflektieren, lachen und auch den ein oder anderen Tipp mitnehmen.


"Die meisten Leute wissen danebensitzen nicht genug zu schätzen", erklärte Hildegard. Es klang fast wie eine tiefgreifende philosophische Weisheit, auch wenn Jessica nicht ganz sicher war, wie man sie zu verstehen hatte. "Die meisten Leute wollen irgendwas tun. Manchmal sind aber Dasein und Danebensitzen das Beste, was man machen kann."


Also ihr Lieben, achtet mal die nächsten Tage ein bisschen genauer auf eure Kollegen, versucht euch, in sie hinein zu versetzen und passt auch auf euch selbst auf.
Ich fahre jetzt mit Tommy und Björn ein bisschen Fotos machen und heute Abend gibt's einen leckeren Tee. Habt es schön!


Titel und Cover: Beides gefällt mir nicht ganz so. Für sich genommen ist das Cover hübsch, allerdings ist es ziemlich nichtssagend. Ich mag es ja lieber, wenn ein Bezug zur Story da ist.Für mich müssten die Blumen und Pflanzen mehr an Dschungel erinnern, dann wäre es passender. Und der Titel kann zwar auf Jessica und Hildegard oder auf Jessica und ihre Tochter gemünzt sein, aber für mich klingt er zu sehr nach Liebesroman. Mir würden bessere Titel einfallen.


Würdest du dieses Buch erneut lesen? Kann ich mir sehr gut vorstellen. Und als Geschenk ist es sicher auch gut geeignet.

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