Klappentext: Doris wächst in einfachen Verhältnissen im Stockholm der Zwanzigerjahre auf. Als sie zehn Jahre alt wird, macht ihr Vater ihr ein besonderes Geschenk: ein rotes Adressbuch, in dem sie all die Menschen verewigen soll, die ihr etwas bedeuten. Jahrzehnte später hütet Doris das kleine Buch noch immer wie einen Schatz. Und eines Tages beschließt sie, anhand der Einträge ihre Geschichte niederzuschreiben. So reist sie zurück in ihr bewegtes Leben, quer über Ozeane und Kontinente, vom mondänen Paris der Dreißigerjahre nach New York und England – zurück nach Schweden und zu dem Mann, den sie einst verlor, aber nie vergessen konnte.
Meine Meinung: Noch ein Vorablesen Gewinn. Ich war wieder fleißig am Rezensieren in letzter Zeit. Und das hier ist definitiv eines meiner Lesehighlights für 2018. So berührt hat mich lange kein Buch mehr. Dabei habe ich die Leseprobe nur ganz schnell gelesen und bin sonst in der entsprechenden Woche zu gar keiner anderen mehr gekommen und war mir auch nicht sicher, ob das Buch mich so begeistern kann. Aber ja! Konnte es. So was von! Doris hat ein aufregendes Leben hinter sich und ist mittlerweile im Winter ihres Lebens angekommen. Tagein, tagaus sitzt sie in ihrer kleinen Wohnung in Schweden und wartet nur noch auf den Pflegedienst und auf den wöchentlichen Videochat mit ihrer Nichte Jenny, die mit ihrer Familie in Amerika lebt. Sie hat sonst leider rein gar nichts mehr, worauf sie sich freuen kann, denn all ihre Freunde und Verwandten sind tot. Damit all ihre Erinnerungen nicht mit ihr verschwinden, beginnt sie, ihre Lebensgeschichte für Jenny aufzuschreiben. Damit die Menschen, an die sie sich erinnert nicht völlig verschwinden, wenn sie stirbt.
Ich sag euch eines: Dieses Buch macht mir Angst. Es macht mir Angst vor dem Alter. Schon oft habe ich überlegt, wie es meiner Oma gehen muss. Erst hat sie ihren Mann verloren und nach und nach auch fast all ihre Freunde. Doch dieses Buch zeigt schonungslos, wie es im Inneren vieler alter Menschen aussieht und ich habe mehr als einmal richtig weinen müssen. Nachdem ich das Buch ausgelesen habe, bin ich tatsächlich sofort zu meiner Oma rübergestiefelt und habe einen Tee mit ihr getrunken und zwei Stunden gequatscht. Da sie neben uns wohnt, sehe ich sie natürlich so oder oft, aber grade in letzter Zeit bin ich mit den Gedanken mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, dass sie oft auf der Strecke bleibt. Dabei ist Zeit mit den Liebsten das Allerwichtigste.
Das ist die Kernaussage dieses Buches.
Und das macht das Buch so wunderschön. Es macht nämlich nicht nur Angst, es macht auch Mut. Mut, die schlechten Zeiten zu ertragen, weil die guten Zeiten das locker wettmachen. Mut zu Lieben, egal wie sehr Liebe auch manchmal schmerzen kann. Eigentlich stellt das Buch sogar eine zentrale Frage an den Leser: Hast du genug geliebt in deinem Leben? Da grübelt man dann wirklich mal nach, besonders in Zeiten, wo wir alle so oft damit beschäftigt sind, uns über andere aufzuregen.
Nebenbei bemerkt ist Doris' Lebensgeschichte auch noch richtig spannend und unterhaltsam. Sie trifft auf sehr interessante Menschen und man kann als Leser durch alle Höhen und Tiefen mit ihr gehen. Und das Ende....Leute das Ende hat mich so sehr gepackt und durchgeschüttelt wie das Ende von Ein ganzes halbes Jahr oder Sieben Minuten nach Mitternacht.
Was Jenny letztendlich für ihre Tante auf die Beine stellt und wie innig das Band zwischen den beiden ist....ganz großes Kino.
Und dann ist da noch das Schlusswort der Autorin und der Brief, der von ihr beiliegt. In ihrem Leben gab es nämlich wirklich eine "Doris" und das rote Adressbuch existiert auch tatsächlich. Ich könnte schon wieder heulen, wenn ich daran denke.
Bitte lest das Buch und nehmt die nächstbeste alte Omi oder den nächstbesten alten Opi einfach mal ganz feste in den Arm. Sie können es garantiert gebrauchen <3.
"An was ich mich wohl später erinnern werde? Mein Leben ist nicht so spannend wie deins gewesen ist. Nicht mal im Ansatz."
"Es ist nie spannend, wenn man es gerade lebt. Dann ist es nur schwierig. Die Nuancen kommen erst später dazu."
Cover und Titel: Das Cover finde ich toll. Ich stelle mir vor, dass genau so das rote Adressbuch von Doris aussieht. Und dementsprechend schlicht und passend ist auch der Titel. Ich überlege schon, mir auch direkt so ein Adressbuch zu kaufen. Wo ich doch eh so gerne Listen mache und Notizbücher führe....
Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja. JA! :)
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