Dienstag, 24. Februar 2015

Projekt [.txt] - 03 - abgrundtief

[.txt] ist ein Projekt von Dominik. Er nennt alle 3 Wochen auf seinem Blog ein zufällig ausgewähltes Wort und alle Mitschreiberlinge haben dann wiederum 3 Wochen Zeit, zu diesem Wort einen Text, ein Gedicht, einen Songtext oder ähnliches auf ihrem eigenen Blog zu veröffentlichen. Die gesammelten Werke findet ihr dann auch auf Dominiks Blog.
Wie immer beginne ich mit der vorgegebenen Definition:

Meist im Bezug auf negative Empfindungen
unermesslich [tief]

Beispiele
- abgrundtiefer Hass
- jemanden abgrundtief verachten

Also ich verbinde mit abgrundtief automatisch Hass. Das ist zumindest das einzige Wort, mit dem ich "abgrundtief" verwenden würde. Hat sich ja auch im deutschen Sprachgebrauch irgendwie so eingebürgert.
Das Problem (eigentlich ist das ja gar kein Problem) ist, dass ich niemanden abgrundtief hasse.
Klar gibt es Menschen in der großen weiten Welt, die ich richtig obermäßig kacke finde, wie z.B. Putin, Kim Jong Un oder Anders Breivik. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.
Aber für mich ist Hass ein sehr persönliches Gefühl, sprich mich muss mit der Person, die ich hasse, etwas konkret verbinden. Ich denke, wenn mich jemand vergewaltigen oder meiner Familie etwas antun würde...ja diese Person würde ich sicherlich aus tiefster Überzeugung abgrundtief hassen.
So was ist aber Gott sei Dank nicht passiert.

Und natürlich gab und gibt es auch in meinem Umfeld Personen, die ich nicht leiden kann. Die sich eventuell mal über mich lustig gemacht haben, die mich unfair behandelt haben, auf die ich eifersüchtig war....
Aber hassen? Neee, also das ist ein zu starkes Wort. Vielleicht habe ich diese Personen mal in einzelnen Momenten gehasst, aber nicht dauerhaft. Zumal ich immer versuche, mir bewusst zu machen, dass diese Personen sicherlich auch nicht glücklich sind in dem Moment.
Hass ist eine Empfindung, die genau so stark ist wie Liebe, mit dem Unterschied, dass sie schlecht ist. Schlecht für uns selbst.
Meine Lieblingsschamanin Sonja hat mal geschrieben, dass man erst glücklich werden kann, wenn man allen Menschen vergibt, die einem Böses angetan haben.
Ich will nicht so weit gehen, zu sagen, dass man allen vergeben muss. Ich weiß nicht, ob ein Kind, das von seinem Vater geschlagen oder missbraucht wurde, vergeben kann. Oder ob man jemandem vergeben kann, der ein Familienmitglied brutal ermordet hat. Ich zumindest bezweifle, dass ich das könnte und wollte.
Aber was man eventuell tatsächlich versuchen muss, ist, die Sache zu akzeptieren. Etwas, was man nicht ändern kann, hinnehmen. Damit leben und sich bewusst machen, dass man manche Dinge einfach nicht ungeschehen machen kann und damit irgendwie, irgendwann Frieden schließen.

Denn ich bin davon überzeugt, dass abgrundtiefer Hass auf Dauer jeden kaputt macht. Das Gefühl ist zu negativ. Ähnlich wie Neid oder Eifersucht kann es einem das Leben kaputt machen.

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