Sonntag, 1. Februar 2015

Eine Begegnung, die nachdenklich macht

Heute waren Tommy und ich zuerst bei meinen Eltern und Maike zu Besuch, um ein paar schöne Fotos zum Geburtstag von meiner Omi zu machen und danach kamen uns Mettie und Waltraud zu uns. Tommy und ich hatten von Frau Imhäuser noch ein riesiges Kalbfilet eingefroren, das wir heute mal verarbeiten wollte. Es gab also Kalbfilet mit Pfeffersoße und Spätzle. Hat auch super geschmeckt, nur die Soße müssen wir noch üben. Das schaffen wir noch nicht so ganz in der gewünschten Menge ohne "Soße pur" von Knorr oder so....aber Übung macht den Meister ;)

Aber davon wollte ich heute eigentlich gar nicht schreiben. Zwischendurch haben Tommy und ich nämlich unseren alten Fernseher weggebracht. Wir brauchen den nicht mehr und daher hatte Tommy den heute morgen ins Internet gesetzt. Schon Mittags hat sich eine nette Dame darauf gemeldet und ihn sich reservieren lassen. Sie hat einen Fernseher für ihre Mutter gesucht, die morgen umzieht und gerne einen neuen Fernseher haben will. Da die Mutter nicht weit von uns entfernt wohnt, hat sie uns noch gebeten, den Fernseher vorbeizubringen.
Gesagt, getan und um halb sechs waren wir da.
Wir haben den Fernseher in die Wohnung gebracht und auch kurz aufgebaut, zum ausprobieren.
Die Dame, die mit Tommy telefoniert hat, war ungefähr 50 und ihre Mutter, ungefähr 80 Jahre alt, war auch da. Die sollte morgen nicht einfach umziehen, wie wir dann erfahren haben, sondern in ein Pflegeheim und zwar weil sie dement ist. Die alte Dame konnte kaum noch laufen und saß nur auf dem Sofa während unseres Termins. Sie hat fast ununterbrochen geredet, hat uns angeboten, dass sie aus der Küche noch eine Glühbirne holt und einschraubt, damit wir mehr Licht zum Fernseher aufbauen haben, sie hat ihre Tochter gebeten, uns einen Schraubenzieher zu besorgen, sie hat mindestens 3 Mal innerhalb von 10 Minuten gefragt, wie alt der Fernseher ist und noch einmal explizit "Ist der Fernseher neu?". Und zwischendurch hat sie angefangen, von Sachen zu reden, die sie in ihrer Wohnung noch machen will.
Ihre Tochter hat immer wieder beruhigend auf sie eingeredet und andauernd "Reg dich nicht so auf Mama!" gesagt.
"Morgen ziehst du um. Du brauchst hier nichts mehr machen."
"Guck mal Mama, der Fernseher nimmt richtig wenig Platz ein."
"Mamaaa, bleibt du mal sitzen und beruhig dich ein bisschen."
"Du ziehst morgen in das Heim das wir uns zusammen angesehen haben." - "Ich war da noch gar nicht." - "Doch Mama, wir waren letzte Woche zusammen da und haben uns einen Sportkurs angesehen." (Darauf hat die Mutter gar nichts gesagt und verwirrt vor sich hin gestarrt.)
Ich glaube, die Tochter hat versucht, die Situation irgendwie zu entspannen. Denn tatsächlich war es mir und auch Tommy unangenehm, aber das ist doch normal.
Mir hat die alte Dame schrecklich leid getan, sie war offensichtlich verwirrt, hatte Angst vor dem was kommt. Genau so tat mir die Tochter leid, die versucht hat, ihrer Mutter irgendwie ein bisschen Ruhe zu vermitteln und die selbst noch so viel vor sich hatte. Sachen packen, ihre Mutter ins Pflegeheim bringen, die Wohnung auflösen, ihr Mann arbeitet noch dazu momentan in Bayern, sodass sie nur am Wochenende einen Partner zur Entlastung hat.

Wir haben uns dann verabschiedet, der alten Dame alles gute für ihren Umzug gewünscht und sind wieder heim gefahren. Wir hatten dann noch einen schönen Abend mit Waltraud und Mettie, aber heute Nacht habe ich davon geträumt, dass mein Opa dement ist und wir ihn pflegen. Dass er bei meinen Eltern im Keller wohnt, weil nur dort sein Bett reingepasst hat und dass wir alle ein schlechtes Gewissen haben, weil er eben im Keller liegt.
Dementsprechend nachdenklich bin ich heute morgen aufgestanden. Der Opa von dem ich geträumt habe, war nie dement und ist an etwas anderem gestorben aber mein anderer Opa hatte Demenz. Der ist allerdings verstorben, als ich sechs war. Ich habe in der Familie also nicht wirklich bewusst Demenz oder Alzheimer erlebt, aber ich denke, eine solche Begegnung stimmt einen grundsätzlich nachdenklich.
Man beginnt unweigerlich an die eigenen Eltern zu denken und bekommt Angst davor, dass die eigene Familie irgendwann selbst in so eine Situation kommt. Ich denke, solchen Situationen ist niemand wirklich gewachsen. Man kann nur sein Bestes geben und versuchen, sich so gut zu kümmern wie möglich.
Und die Zeit auskosten, in der man die Lieben gesund um sich hat!

Ich hoffe, die alte Dame ist gut im Pflegeheim angekommen!

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