Meine Meinung:
Vorweg möchte ich mir mal kurz erlauben, ein allgemeines
Lobeslied auf diesen Autor zu singen. Ich habe schon viel von ihm gelesen
(ausnahmslos alles sehr gut) und er ist bis jetzt der einzige Autor, den ich
kenne, der richtig gut in vielen verschiedenen Genres schreibt. Er hat
fantastische historische Romane geschrieben (Säulen der Erde, Tore der Welt),
kann genau so gut spannende Thriller (Eisfieber), hat mit „der dritte Zwilling“
einen packenden Wissenschaftskrimi geschrieben und nun haut er so ein Epos über
den ersten Weltkrieg raus. Das ist zwar auch ein historischer Roman, aber doch
irgendwie etwas ganz anderes, als die Säulen der Erde o.ä. Historische Romane,
die im Mittelalter spielen sind für mich nochmal etwas ganz anderes, schon
allein was die Recherche angeht.
Wobei wir noch zu einem anderen Thema kommen: Ken Follet
recherchiert außergewöhnlich genau für seine Bücher. Wie er auch hier wieder im
Nachwort betont, haben all seine Figuren, die tatsächlich existiert haben, ihre
Dialoge tatsächlich so abgehalten oder aber sie hätten sie zu der Situation im
Buch sagen können. Ken Follet recherchiert, ob die Personen zu dem im Buch
beschriebenen Zeitpunkt wirklich hätten dort sein können oder waren und ob die
Aussagen, die im Buch getätigt werden, auch in der Realität die Überzeugung der
Person wiederspiegelt.
Das sagt eine ganze Menge über den Informationswert des
Buches aus und wenn ich sowas im Hinterkopf habe, dann macht das Lebsn gleich
doppelt Spaß!
So…nun aber mal zu diesem Buch hier. Ich hatte es auf meinem
Wunschzettel zum vorletzten Weihnachtsfest stehen (und die Tatsache, dass ich
es jetzt erst gelesen habe, sagt vielleicht etwas über meine RUBs aus ;)) und
dank der lieben Eltern auch prompt erhalten. Nun ist es endlich in meine
Lesefinger gerutscht und ich bin ganz begeistert.
In dem Buch geht es um die Entwicklungen, die zum 1.
Weltkrieg geführt haben, um dessen kompletten Verlauf und auch noch um die
Nachwirkungen. Das alles beschrieben anhand der Lebensentwicklung von
verschiedenen Personen. Zum einen gibt es das Geschwisterpaar Ethel und Billy, die
aus einer Arbeiterfamilie in England stammen und es nicht leicht haben im
Leben. Billy muss schon als kleiner Junge Unter Tage arbeiten, muss dann in den
Krieg ziehen und findet nur in seinem Glauben halt. Ethel arbeitet erst bei
Lord Fitzgerald als Hausmädchen und wird, nachdem sie schändliche entlassen
wurde, zu einer Kämpferin in der Frauenbewegung. Dann gibt es das
Geschwisterpaar Maud und den eben erwähnten Fitzgerald. Diese beiden stammen
aus einer wohlhabenden adligen Familie und haben etwas andere Probleme als
Ethel und Billy. Fitz muss sich mit seinen zahlreichen Affären und seiner
miesepetrigen Frau Bea herumschlagen und bekommt schließlich im Krieg große
Aufgaben, die er nicht immer verantwortungsbewusst ausführen kann. Zudem werden
zunehmend seine Ländereien in Russland bedroht. Maud verliebt sich in Walter,
der unglücklicherweise ein Deutscher ist, und eine Ehe zwischen einer
Engländerin und einem Deutschen – das geht zu Kriegszeiten überhaupt nicht. Die
Beiden verlieren sich schließlich im Kriegsgewirr aus den Augen und wissen
nicht, ob sie den Anderen jemals wieder sehen werden.
Und dann gibt es noch die Brüder Lew und Grigorij. Beide
haben durch die grausame Zarenfamilie ihre Eltern verloren und kämpfen sich
seitdem mehr schlecht als recht durchs Leben. Besonders Grigorij hat es schwer,
weil er sich um seinen unvorsichtigen und selbstsüchtigen jüngeren Bruder
kümmern muss. Der größte Traum von Grigorij ist die Auswanderung nach Amerika,
ein Land mit einer demokratischen Grundordnung. Nur weg aus Russland und vom
Zaren. Doch als sein Bruder überraschend Probleme mit der Polizei bekommt,
übergibt er schweren Herzens Lew seine Fahrkarte und bleibt in Russland. Dort
nimmt nach und nach eine Revolution ungeahnten Ausmaßes ihren Gang. Nicht zuletzt deswegen ist der Titel auch hervorragend gewählt, denn durch den ersten Weltkrieg wurden ja tatsächlich alte (Polit)Titaten gestürzt. Die ganze Welt befand sich plötzlich im Umbruch. Und mit diesen Gedanken passt auch das wunderschöne Cover hervorragend. Die Person, die aus dem Auto heraus mit einem Schal der alten Zeit hinterherwinkt.
Durch die verschiedenen Erzählstränge bleibt das Buch immer
spannend. Man lernt jede Figur sehr gut kennen und versteht ihre Beweggründe.
Und so ganz nebenbei liest man sich einmal durch den 1. Weltkrieg und viele
geschichtliche Ereignisse, die sich im Zuge dessen ereignet haben. Das Attentat
von Sarajewo, der Kampf um das Frauenwahlrecht, die Aufstände in Russland, der
UBoot-Krieg, der zum
Kriegseintritt der USA geführt hat usw. Das sind alles Dinge, die ich – wenn
überhaupt - nur noch so halb im Kopf hatte und durch diesen Roman sind sie
wieder ins Gedächtnis gekommen. Und ich wage zu behaupten, dass ich mir viele Ereignisse bzw. Zusammenhänge
jetzt viel besser werde merken können.
Ken Follet hat hier ein richtiges Epos
geschaffen, das zu meiner großen Freude in „Winter der Welt“ weitergeführt
wird. Das werde ich mir schnellstmöglich besorgen.
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