Freitag, 25. Mai 2018

Das Mädchen, das in der Metro las - Christine Féret-Fleury


Klappentext: Jeden Morgen sitzt Juliette in der Metro auf dem Weg zu ihrer eintönigen Arbeit in einem Maklerbüro und taucht ein in die Welten ihrer Romane. Mal begibt sie sich mit Marcel Proust auf die Suche nach der verlorenen Zeit, mal begleitet sie Hercule Poirot im Orientexpress Richtung Istanbul - manchmal beobachtet sie auch einfach die Menschen um sich herum, die in ihre Lektüre vertieft sind. Es sind die Bücher, die Juliettes Leben Farbe verleihen. Als sie eines Tages beschließt, zwei Stationen früher auszusteigen, begegnet sie dem schrulligen Soliman, der mit seiner Tochter Zaïde inmitten seiner Bücherstapel lebt. Soliman glaubt, dass jedes Buch, wenn es an die richtige Person übermittelt wird, die Macht hat, ein Leben zu verändern. Auserwählte Boten liefern für ihn diese kostbare Fracht aus, an die, die sie nötig haben. Bald wird Juliette zu einer Botin, und zum ersten Mal haben die Bücher einen wirklichen Einfluss, auch auf ihr Schicksal.

Meine Meinung: Dieses Buch habe ich auch wieder von Vorablesen, allerdings ist es dieses Mal nicht gewonnen, sondern ich hatte mal wieder genug Punkte für ein Wunschbuch gesammelt. Und passend dazu gab es dann gerade aktuell vor einigen Wochen die Leseprobe, zu diesem hübschen Buch. Schon das Cover hat mir gefallen und auch die Leseprobe war einfach schön. Und so habe ich meinen Wunschbuch-Gutschein dafür eingelöst.


Das Buch ist für mich typisch französische Literatur. Verträumt und auf jeder Seite schwingt ein Hauch Melancholie mit.
Juliette ist eine Tagträumerin. Jeden Tag fährt sie mit der Metro zur Arbeit und liest oder überlegt sich, welche Geschichten hinter den anderen Menschen stecken, die mit ihr in der Metro fahren.
Eigentlich träumt sie nur. Davon, wie schön ihr Job sein könnte, wenn die Menschen nicht so hektisch wären, wie schön Reisen sein könnte, wenn sie den Mut hätte, einfach loszufahren. Aber während sie davon träumt, geht Zeit ins Land und sie erlebt nichts, abgesehen von den Geschichten in ihren Büchern.


"Gehen Sie raus an die frische Luft, Juliette, lassen Sie sich den Wind um die Nase wehen. Lauschen Sie ihm. Sie haben viel zu lange ihre Nase nur in Bücher gesteckt. Genau wie er. Bücher und Menschen müssen reisen."


Als sie eines Tages beschließt, mal einen anderen Weg zur Arbeit zu gehen, kommt sie an einem Tor vorbei, in dem ein Buch steckt, damit es nicht zufällt. Und es regnet. Das tut Juliette in der Seele weh. Und so wird sie auf den Kurierdienst von Soliman aufmerksam und ihr ganzes Leben ändert sich auf einen Schlag.


Die kleinste Veränderung konnte ein Abenteuer sein, wenn man sie nur annahm.


Und ihr kennt mich ja. Ich liebe Geschichten, die von Büchern und der Liebe zum Lesen handeln. Geschichten, die von anderen tollen Geschichten erzählen und die sich mit Sprache befassen. Das ganze Buch steckte voller wunderbarer Zitate über das Leben und das Lesen. Wunderbare Literatur!


Er sprach von Büchern, als wären sie lebendig - alte Freunde oder mitunter fürchterliche Gegner, manche gaben sich wie jugendliche Rowdies, andere wie alte Damen, die beim Schein des Feuers ihrer Stickerei nachgingen.


Und obwohl das Buch sehr kurz ist (ZU kurz mit 176 Seiten!), kann man sich auch sehr schnell in Juliette herein versetzen und man spürt ihre fast noch kindliche Begeisterung und Unerfahrenheit aber genau so die Ratlosigkeit im Hinblick auf das ganze Leben und ihre Einsamkeit.
Obwohl mal weiß, dass das Buch kurz ist, kam das Ende dann doch abrupt und zu abgehackt.
Wie grade erwähnt, ist das Buch sehr kurz und das ist leider auch mein Kritikpunkt (aber immerhin mein einziger). Viele Stellen waren mir zu lückenhaft und einfach nicht zuende geschrieben. Man muss nicht aus allem einen riesen Wälzer machen, aber hier hatte ich das Gefühl, das Buch war schon vorbei, als ich mich soeben erst gemütlich in ihr eingerichtet hatte. Auch die im Klappentext beschriebene Kuriertätigkeit von Juliette kommt viel zu kurz.
Sehr schade.


Aber wie gesagt, dennoch ist es ein tolles Leseerlebnis und besonders für Bücherwürmer ein echtes kleines Leckerchen!


Titel und Cover: Wie ihr sicher schon heraus lesen konntet, passt der Titel sehr gut zur Geschichte. Juliette selbst ist das Mädchen, das jeden Tag in der Metro liest (könnte übrigens auch ich sein. Gefühlt verbringe ich den Großteil meiner Lesezeit in öffentlichen Verkehrsmitteln ;)). Das Cover finde ich ebenfalls hübsch. Ich stelle mir vor, dass es ein Einblick in Solimans überfülltes und chaotisches Lager ist, wo tausende von Büchern stehen. Schade ist nur, dass alle leserlichen Buchtitel richtig alte Klassiker sind (wie Sturmhöhe etc.) denn im Buch selbst werden auch schon moderne Bücher wie die Millennium-Trilogie als Klassiker bezeichnet. Das hätte gerne auch im Cover noch Umsetzung finden können. Ansonsten aber eine sehr stimmige Geschichte!


Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ich bin mir noch nicht sicher. Einerseits ist es schon ein echtes kleines Schätzchen, andererseits hat mich das Zitat mit dem Reisen nachdenklich gestimmt. Vielleicht gehört dieses Buch auch einfach in einen Bücherschrank. Ich überlege noch :)


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