Zusammenfassung: Ein warmes und witziges Memoir über das Erwachsenwerden und alle Lektionen, die man dabei lernt: Dolly Alderton, Shootingstar der englischen Literatur, weiß wirklich alles über desaströse Dates, chaotische Nächte und falsche Entscheidungen. Sie weiß, wie es ist, wenn einem das Herz gebrochen wird – aber auch, wie man es flickt. Denn vor allem erzählt Dolly so brutal ehrlich wie unfassbar komisch vom großen Glück der Freundschaften, die fürs Leben sind und nicht nur Lückenfüller zwischen Liebhabern. Dolly Alderton kennt alle Seiten der Liebe, die guten und die dunklen. Da ist der Guru, der tief in ihr Inneres schauen kann und der sich am Morgen nach der lang ersehnten ersten Nacht doch aus dem Staub macht. Oder ein dubioser Kerl in New York, der sie zu einem Dreier überreden will. Oder der verplante Hippie, für den sie sich die Haare abrasiert. Und dann stellt Dolly plötzlich fest, dass es Liebe auch ganz anders gibt und dass die Freundschaften mit ihren Mädels ihr mehr über die Liebe beigebracht haben als alle Männer. Freundinnen, die für einen da sind, wenn man nicht weiß, wovon man die Miete zahlen soll, wenn eine Beziehung zerbrochen ist oder die Rod-Stewart-Mottoparty nach hinten losgeht.
Meine Meinung: Als ich die Leseprobe bei Vorablesen gelesen habe und dann die Gewinnbenachrichtigung erhielt, dachte ich, ich kann mich auf eine Sammlung lustiger Partyanekdoten freuen und das Buch hinterher weitergeben. Dass das aber nur zum Teil stimmt und dass dieses Buch schon jetzt zu einem meiner Lesehighlights 2019 gehören wird, hatte ich nicht erwartet.
Das autobiografische Buch hat mich unglaublich an Sex and the City erinnert. Die Männergeschichten, die unglaublich enge Freundschaft zwischen ein paar Frauen....aber genau wie die Serie eben nicht auf die oberflächliche, sondern oft auch sehr tiefgründige und humorvolle Art und Weise.
Es geht um das Erwachsenwerden einer jungen Frau. Um den Wunsch, endlich erwachsen und für sich selbst verantwortlich zu sein. Um das Entstehen von Freundschaften. Um ausschweifende Partys und Filmrisse. Um die Suche nach der großen Liebe. Um Sucht und Krankheit. Um Verluste. Und um die große Frage, was man selbst möchte und was einen selbst ausmacht.
Das Buch erzählt keine chronologische Geschichte, sondern springt zwischen den einzelnen Episoden im Leben von Dolly hin und her. Dennoch ist es nie verwirrend, und viel schöner fand ich, dass man durch die Sicht auf die Dinge die Weiterentwicklung der Autorin erkennen kann. Durch jede weitere Anekdote setzt sich ein Puzzleteilchen an die richtige Stelle und am Ende des Buches steht die Autorin quasi wie ein offenes Buch vor einem. Ich hatte am Ende des Buches das Gefühl, Dolly schon ewig zu kennen.
Genau so wie die Geschichten ein wunderbarer, authentischer Mix aus Verrücktem und Alltäglichem, aus Lustigem und Traurigem, aus Banalem und Tiefsinnigem sind, ist auch das Buch sehr vielseitig aufgebaut. Es gibt "Bad-Date-Tagebücher", in denen Dolly von ihren schlimmsten Date-Erfahrungen erzählt, Rezepte (z.B. für Kater-Käse-Maccaroni), Listen wie die wöchentliche Einkaufsliste, auf der Sachen wie "eine nie endende Versorgung mit Cheddar" vermerkt ist und zu guter Letzt einige ihrer in Zeitschriften erschienenen Kolumnen (zumindest gehe ich davon aus, dass es ihre Kolumnen sind. Erklärt wird es nicht.). Die Mischung macht das Lesen abwechslungsreicher. Und besonders die Kolumnen haben mich so oft zum Schmunzeln gebracht, weil sie quasi eine ehrliche Version von Einladungen zum Dinner, zum JGA, zur Hochzeit, zur Babyparty etc. sind. Dort stehen die Dinge drin, die sich viele vielleicht denken, aber natürlich nie sagen. Dazu noch etwas Übertreibung und die Lacher sind garantiert.
Es wird Craftbeer geben, das meine Mitbewohnerin auf unserem Neubau-Balkon in Penge gebraut hat. The Death of Hackney schmeckt ein bisschen wie vegetarischer Brotaufstrich mit Sprudel und riecht wie eine Harnweginfektion. Für 13 Pfund die Flasche seid ihr dabei. Prost!
Außerdem geht eine Spardose für eure wohltätigen Spenden - so klein oder groß ihr mögt - herum, die für einen wirklich sinnvollen Zweck eingesetzt werden: mich. Der Nachfolger von Ulrika befindet sich derzeit in der Vorproduktion, und ich will ihn möglichst schnell fertigstellen, habe aber keine Lust, so wie alle anderen irgendeinen doofen Job anzunehmen (genau wie Kerouac bin ich einfach kein Morgenmensch).
In einer Kolumne sammelt sie extra Themenvorschläge für Diskussionsthemen, um die Gäste schon im Vorfeld auf die ihrer Meinung nach an so einem Abend unausweichliche Phase der Langeweile vorzubereiten.
- Ist es Kunst, wenn auch ich es produzieren könnte?
- Wie spät ist zu spät, um Kinder zu bekommen?
- Ist es okay, dass Matthew ein Ramones-Shirt trägt, auch wenn er keinen einzigen der Ramones oder einen ihrer Songs nennen kann?
Man durchläuft mit der Autorin viele Phasen, manchmal nervt sie einen (z.B. als sich eifersüchtig auf die erste große Liebe ihrer besten Freundin ist), aber man kann ihr auch nie wirklich böse sein, denn sie hält einem immer irgendwie den Spiegel vor und man kann sich in sie hineinversetzen.
Auch wenn sie - zumindest in ihrer Party-Phase - definitiv zu der Art Frauen gehört hat, die mir seit jeher tierisch auf den Wecker gehen, hab ich sie richtig in mein Herz geschlossen. Und ich habe beim Lesen festgestellt, dass ich in vielen Dingen genau so bin, wie ihre beste Freundin Farly.
Nirgendwo sind die Unterschiede zwischen Farly und mir größer als beim Thema Liebe. Farly ist der Typ heimelige, zusammenlebende, ergebene, langfristige Bilderbuch-Monogamistin. Der Teil einer Beziehung, den ich am aufregendsten finde - die umbekannten, hochriskanten, spannenden ersten paar Monate, in denen man kaum essen kann vor lauter Schmetterlingen im Bauch - hasst sie am meisten. Der Teil, vor dem ich Angst habe - Grillabende bei der Familie des Freundes, zwei Couchpotatoes an einem Samstagabend vor der Glotze, lange gemeinsame Fahrten auf der Autobahn-, ist für sie der absolute Himmel.
Ihr könnt gerne mal ein paar meiner Freundinnen fragen, wie oft ich so was schon gesagt habe :D Ich find es immer cool, etwas zu mir passendes in einem Buch zu entdecken.
Das Buch ist einfach alles. Unterhaltsam, tiefsinnig, lustig, traurig. Dolly Alderton hat definitiv einen neuen Fan gewonnen! Ich kann nur allen ans Herz legen, dieses wunderbare Buch zu lesen und beende die Rezension mit einem Ratschlag von ihr:
Nutze jede Gelegenheit, um nackt im Meer zu schwimmen. Finde deinen eigenen Weg, es zu tun. Wenn du irgendwo in der Nähe einer Küste unterwegs bist und das salzige Lecken des Meeres in der Luft riechen kannst, dann park das Auto, zieh deine Klamotten aus und hör nicht auf zu rennen bis du bis zu den Nippeln im eiskalten Ozean stehst.
Ich könnte noch weiter zitieren, aber das ufert zu sehr aus ;)
Lest es einfach!
Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Buch noch oft in die Hand nehmen werde. Nicht nur wegen den Rezepten ;)
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