Donnerstag, 7. Juni 2018

Der Sommer der blauen Nächte - Stefanie Gregg


Klappentext: Eine Geschichte so hoffnungsvoll wie das Leben.

Bilder in den Farben des Südens – das ist alles, was Jule nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter Marie von ihr bleibt. Das und eine ganze Reihe Fragen. Und so beschließt Jule an die Orte zu reisen, an denen ihre Mutter so oft alleine gemalt hat, um dort nach dem Leben zu suchen, das Marie offensichtlich nicht mit ihrer Familie teilen wollte. Dann taucht überraschend Jules Freund Ben auf, und ihr wird klar: Man muss die Vergangenheit loslassen können, um das Leben neu zu beginnen.


Meine Meinung: Ihr glaubt nicht, wie erstaunt ich war, als ich vor ein paar Wochen einen Umschlag vom Aufbau Verlag auf dem Briefkasten zog und plötzlich das neue Buch von Stefanie Gregg in den Händen hielt. Bei ihrem letzten Buch Mein schlimmster schönster Sommer  hatte sie mich ja vorab kontaktiert um zu fragen, ob ich Lust hätte ihr neues Buch vorab zu lesen und zu rezensieren, weil ihr meine Rezension von Der Duft nach Weiß damals so gefallen hat. Damals habe ich begeistert ja gesagt. Dieses Mal wurde ich vorher gar nicht gefragt, was aber natürlich keine Beschwerde sein soll :D
Dieses Mal kam zur Freude auch noch die Überraschung dazu. Hihi.
Und obwohl ich momentan wieder viel auf Achse bin und das Wetter mich stellenweise ausknockt, habe ich das Buch relativ schnell angefangen und wollte auch mit der Rezension nicht so lange auf mich warten lassen.


Nun aber mal zum Buch selbst. Jule ist nach dem Tod ihrer Mutter, die sie über alles geliebt hat, sowieso schon fertig, als sie und ihr Bruder bemerken, dass sich die Lieblingsbildreihe nicht mehr in der Wohnung ihrer Mutter befindet. Marie war Künstlerin und hat mit ihren Bildern zwar nie viel verdient, aber die Malerei hat sie erfüllt und die "Blaue Reihe" waren immer Maries liebste Bilder, die sie nie aus der Hand gegeben hat. Als ihr dann aus einem Buch ihrer Mutter auch noch das Foto eines ihr fremden Mannes in die Hände fällt, beginnt Jule, zu recherchieren und stellt dabei fest, dass sie ihre Mutter offenbar nie richtig gekannt hat.


Das Buch war für mich typisch Frau Gregg. Weise, klug, manchmal lustig und immer sehr einfühlsam. Die Grundstimmung des Buches war für mich melancholisch, stellenweise schon fast traurig, aber dennoch gab es immer Situationen, in denen man schmunzeln konnte.
Besonders eindrucksvoll sind bei Stefanie Gregg immer die Hauptpersonen, in diesem Fall Jule, Marie und gegen Ende dann auch Jen und Julian. Man kann sich in jede einzelne hineinversetzen und lacht und leidet mit.
Zudem hat die Autorin ein besonderes Händchen dafür, Orte zum Leben zu erwecken (als treue Instagram-Followerin weiß ich auch zufällig, dass sie sehr intensive Recherche-Reisen unternimmt). Ich habe nun Manarola auf meine Bucket-List gesetzt. Es muss ja wirklich traumhaft sein dort!


Nirgendwo hatte sie wundervollere Farbtöne gesehen als bei diesen bunten Häusern hier, die wie Spielzeughäuser eng aneinander gebaut ihre Farbenpracht darboten: gelbe Häuser, ockerrote, leicht rosafarbene, orangene und verstreut ein paar himmelblaue. Als ob die Stadt einer wunderschönen Kinderzeichnung nachgebaut worden wäre.




Eine weitere Besonderheit an diesem Buch ist der künstlerische Aspekt. Stefanie Gregg hat sich wirklich mit dem Wesen eines Künstlers auseinandergesetzt und selbst ich, die nicht mal eine schöne Blume malen kann, konnte sich in Maries Drang zu Malen hineinversetzen. Auch ist das Buch dazu passend in vier Teile geteilt, die nach vier Farben benannt sind.


"Ein einfacher Mensch findet sich zurecht im Leben. Richtet sich sein Leben möglichst so ein, wie er es mag, hat nicht zu hohe Ziele, und gibt sich damit zufrieden." Er schüttelt den Kopf. "Eine Künstlerseele kann das nicht. Ab und zu sieht und fühlt sie das Überirdische, das dann in ihre Werke einfließt. Und auf der Suche nach diesem Großen ist sie dann auch im normalen Leben. Dort aber sind diese Momente nur höchst selten zu finden. Und deswegen zweifelt der Künstler am Leben, sucht und sucht, und verzweifelt manchmal auch."


Das sind alles so Details, die mir zeigen, dass sich der Verlag und die Autorin wirklich Gedanken gemacht haben (liest man auch wunderbar nochmal im Nachwort <3).


Besonders nachdenklich gestimmt hat mich die Frage, wie gut man seine eigenen Eltern kennt und wie schlimm es sein muss, wenn sie sterben und man diesen Fels in der Brandung verliert. Wenn man sie nichts mehr fragen kann. Da habe ich selbst wieder mal Angst vor diesem Moment bekommen. Aber so ist der Fluss des Lebens. Und es ist wunderbar, wie Jule ihre Mutter auch nach deren Tod einfach nochmal völlig neu kennen lernt. Sie lernt während ihrer Reise eine Menge über die Liebe. Dass es so viele verschiedene Arten von Liebe gibt, aber wunderbar sind sie alle. Auch wenn Liebe so weh tun kann, letztendlich ist jeder Moment, den man liebt, ein gewonnener! Eine wunderbare Aussage, wie ich finde!


Ich beneide dich! Du springst ins Feuer, du brennst, du tust es einfach. Was kann schon Schlimmes geschehen? Nichts, fast nichts. Verlorene Zeit war eine Zeit der Liebe nie.




Danke, liebe Stefanie, dass ich auch dein neuestes Buch lesen durfte! (Übrigens war die Zusendung des Buches an keinerlei Bedingungen geknüpft! Es hat nicht mal jemand darum gebeten, dass ich eine Rezension schreibe. Nur, falls sich das jemand fragt ;))


Titel und Cover: Das Cover passt wunderbar zur Hauptfigur Marie, denn die Farbkleckse waren sicherlich ständig überall in ihrem Atelier und ihrem Malerkittel verteilt. Und der Titel passt ebenso gut. Weil Maries Lieblingsfarbe Blau war, weil sie diese Blaue Reihe gemalt hat, weil sie ihre schönste Zeit während diesen blauen Sommernächten verbracht hat und weil Jule diese Farbe auch immer mehr zu schätzen lernt. Ein rundum gelungenes Gesamtpaket!!!


Würdest du dieses Buch erneut lesen? Oh ja!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.