Freitag, 17. Februar 2017

Mein schlimmster schönster Sommer - Stefanie Gregg

Klappentext: Als Isabel aus dem Krankenhaus entlassen wird, weiß sie, dass nichts mehr ist, wie es war. Zum ersten Mal ist sie spontan: Sie kauft einen VW-Bus und fährt einfach los. Eigentlich will sie in die Provence, aber dann kommt alles anders. Eine Reise beginnt, bei der sie Menschen trifft, denen sie sonst nie begegnet wäre, bei der sie ihr altes Leben loslässt und ein neues anfängt - und vor allem eines findet: die Liebe.

Meine Meinung: Leute, mir ist letztens etwas für mich ganz und gar Unglaubliches passiert. Ende letzten Jahres schrieb mich Stefanie Gregg an und fragte mich, ob ich Lust hätte, ihr neues Buch zu rezensieren. Ihr hätte meine Rezension zu "Und der Duft nach Weiß" so gut gefallen und daher möchte sie mir anbieten, dass ich ihr neues Buch umsonst zugeschickt bekomme. Vor dem offiziellen Erscheinungsdatum. Wow...ich war echt überrascht und habe mich sooo darüber gefreut. Für mich ist das eine wirkliche Ehre. Ich meine, mein Blog hat keine besonders hohe Reichweite und das ist auch absolut okay für mich. Ich finde es sogar recht bequem so. Aber für Autoren, die Rezensionsexemplare verschicken, ist das sicherlich ein Kriterium, daher habe ich nie mit sowas gerechnet. Von daher vielen lieben Dank Stefanie, dass ich dein Buch vorab lesen durfte! Du hast einne Bücherwurm sehr glücklich gemacht! ;)

Ich war sehr gespannt auf das Buch, denn es war sowohl optisch als auch inhaltlich etwas völlig anderes als "Der Duft nach Weiß". Da geht es um die Aufarbeitung einer Kindheit im kommunistischen Bulgarien, Leben in Armut und eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung. Das Buch ist außerdem nicht nur fiktiv, sondern beruht teilweise auf Tatsachen. "Mein schlimmster schönster Sommer" hingegen ist ein Roadtrip quer durch Deutschland und auch wenn ich den Roman keinesfalls in die Comedy-Ecke stecken würde und auch durchaus ernste Themen behandelt werden, so ist er sehr humorvoll und einfach eine leichtere Lektüre als "Der Duft nach Weiß".
Zugegeben, ich war zu Beginn skeptisch. Ich habe eine recht vorhersehbare Geschichte erwartet. Eine Frau erfährt, dass sie schwer krank ist, will sich nochmal eine Auszeit nehmen und fährt in die Welt hinaus. Dort lernt sie einen Typen kenne , wird am Ende geheilt und lebt ihr restliches Leben voller Dankbarkeit, kostet jeden Moment aus, den sie erleben darf, weil sie weiß, wie schnell das Leben vorbei sein kann.

Doch vorhersehbar war hier gar nichts ;) In jedem Kapitel wartet eine neue Überraschung auf den Leser und dennoch wirkt es nie konstruiert. Schon kurz nachdem Isabel aus dem Krankenhaus kommt und überlegt, wie und wo sie nun hinfahren soll, lernt sie Rasso kennen. Kennt ihr das, wenn ihr eine kleine Schwärmerei  für einen Buchcharakter entwickelt? In Rasso habe ich mich sofort verguckt. So ein toller Kerl! 
Während Isabel nur für die Arbeit lebt und sie mit ihrem ebenfalls sehr erfolgreichen Freund Georg alles genau durchplant, ist Rasso tiefenentspannt und nimmt alles so hin, wie es kommt. Isabel, noch völlig durcheinander von ihrer Diagnose, beschließt kurzerhand, Rassos Bulli zu mieten und die Provence zu fahren.  Da Rasse mit dem Bus vorher aber noch dringend etwas erledigen muss, setzt sie sich einfach in den Bus und fährt mit ihm.
So spontan war sie seit ihrer Jugend nicht mehr. Georg hinterlässt sie nur eine kurze Nachricht und ihr Handy nimmt sie erst gar nicht mit. 
Die Geschichte, die dann folgt, kann eigentlich nur das Leben selbst schreiben. Rasso und Isabel werden Zeugen eines Banküberfalls, kommen unverhofft on den Besitz einer großen Menge Haschisch und landen schließlich mitten in einem Nudisten-Camp. Und je länger Isabel mit Rasso zusammen ist, desto mehr merkt sie, dass sie schon viel zu lange nicht mehr gelebt hat. Also wirklich gelebt.

Sonst wusste ich immer, wie viel Uhr es war. Termin hinter Termin. Ein Leben mit permanentem Blick auf die Uhr. Wobei das Handy längst die Uhr ersetzt hatte. Und jetzt war ich außerhalb der Zeit. Oder andersherum, ich hatte die Zeit in mir, die Essenszeit, die Schlafenszeit, die Nachdenkzeit, die Zeit zum Lebensgenuss. Es war nicht mehr die fremde Zeit, die mich beherrschte. 

Sie lernt tolle Leute kennen, stolpert in die aberwitzigsten  Situationen und ist seit Jahren wieder erfüllt und glücklich. Und wenn ihr jetzt denkt "Na und? Verguckt sie sich nicht trotzdem in Rasso und alles kommt so, wie du es am Anfang gesagt hast?", dann kann ich euch nur raten, euch überraschen zu lassen. Mich hat das Ende nämlich sehr überrascht! Hier liegt übrigens auch mein einziger kleiner Kritikpunkt, denn ich habe mich etwas gewundert darüber, (Achtung jetzt kommt ein Mini-Spoiler, also zu Not den nächsten Halbsatz nicht weiterleben :)) dass Rasso und Isabel nach ihrer gemeinsamen Tour auf einmal so lange keinen Kontakt gehabt haben sollen. Das restliche Ende fand ich aber durchaus gelungen. 

In diesem Buch geht es auf unglaublich tiefsinnige, berührende aber auch fröhliche Weise um die großen Fragen des Lebens. Was macht mich glücklich? Was ist Freundschaft? Was ist mir wichtig? Wie muss der perfekte Partner sein? 

"Weißt du, eine Frau muss mit mir im Gras liegen können und wir erzählen uns gegenseitig Geschichten über die Grillen. Eine Frau muss sich mit mir über Politik streiten können. Mit einer Frau will ihr hier in Freilassing auf den Feuerwehrball und nach Wien auf den Opernball gehen können. Mit einer Frau muss ich lachen können. Sie muss sich für meine Arbeit interessieren. Und sie muss wissen, wo die schwarzen Flecken auf dem Mond sind. Dann reicht es zum Leben." 
"Ist das nicht ein bisschen viel verlangt?"
"Ja, aber sonst reicht es nicht."

Das Buch zeigt, dass es tatsächlich nicht auf die Anzahl der Tage ankommt, die man auf dieser Erde verbringt, sondern darauf, wie man die Tage die man hat, mit Leben, Glück und tollen Erinnerungen füllt. 

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es sticht durch die Farben ins Auge und enthält kleine, dezente Zeichnungen von Dingen, die gut zu der Geschichte passen. Die Pusteblume als Symbol für Wünsche, die Feder für Leichtigkeit, die Schwalbe für Freiheit. Und der Bulli  ist auch drauf :) Der Titel passt ebenfalls super zur Geschichte, denn auch wenn Isabel ein schlimme Diagnose bekommt, erlebt sie dadurch das Abenteuer ihres Lebens.

Ich garantiere euch, wenn ihr dieses Buch gelesen habt, dann wünscht ihr euch nichts sehnlicher, als einen gelben Bulli, mit dem ihr in unsere Hauptstadt fahren könnt, um dort die Feuerleiter eines Hochhauses zu erklimmen und euch den Himmel über Berlin anzusehen.

Ich hoffe, dass Stefanie Gregg noch ganz viele solcher Bücher schreibt! :)

Das Buch könnt ihr übrigens ab heute kaufen, also nichts wie auf zum nächsten Buchladen!

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja.

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