Sonntag, 8. April 2018

Der Zopf - Laetitia Colombani



Klappentext: Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit
Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.
Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

Meine Meinung: Mein dritter Buchgewinn von Vorablesen für dieses Jahr. Habe noch nicht oft teilgenommen in 2018, daher ist das schon wieder ein super Schnitt. Das dritte Buch muss ich auch unbedingt noch rezensieren, aber es ist ein E Book, daher dauert es wieder bei mir... Egaaal.
 Erst mal zu diesem Schätzchen hier. Die Leseprobe hat mich sofort fasziniert. Für mich ging es nie um die Frage, wie die Geschichten dieser drei Frauen, die sich im Leben vermutlich niemals von Angesicht zu Angesicht begegnen werden, verbinden werden. Ich denke, das wird einem schon klar, wenn man den Klappentext liest. Es ging hier viel mehr um die Entwicklung der drei Frauen. Wie sie ihren Lebensweg gehen, trotz all der Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden. Wie sie zu sich selbst finden und im Laufe der Zeit immer mehr Stärke entwickeln und für sich einstehen. Das hat mich bei allen drei Geschichten sehr beeindruckt und inspiriert.
Richtig gut gefallen hat mir auch, dass alle drei für eine bestimmte Schicht stehen und dennoch alle auf ihre Weise schwere Probleme im Leben haben. Smita gehört in Indien der untersten Kaste an, steht also klar für die "ungebildete" Unterschicht (Ich finde "ungebildet" in diesen Zusammenhängen ja immer ein unpassendes Wort. Ja, es gibt viele Menschen, die nicht lesen und schreiben können oder die nicht wissen, wann der erste Weltkrieg begann etc. Dafür wissen die aber vielleicht, wie man eine Ziege schlachtet, wie man Käse macht, wie man giftige von ungiftigen Pflanzen unterscheidet oder oder oder. Das ist auch Wissen. Und zwar durchaus Wissen, das einem den Arsch retten kann. Aber das ist ein anderes Thema). Giulia wächst in Italien quasi in der Fabrik ihres Vaters auf. Ihr fehlt es an nichts, aber sie und ihre Familie arbeiten jeden Tag hart, um die Fabrik am Laufen zu halten. Giulia gehört für mich zur Mittelschicht/Arbeiterschicht.
Und dann ist da noch Sarah. Sie ist Partnerin einer großen Kanzlei, hat im Leben immer ein klares Ziel vor Augen und kann sich alles leisten was sie will.
Doch Sarah ist nicht glücklicher oder unglücklicher als Smita oder Giulia. Sie haben alle sehr ernste Probleme, denen sie sich im Leben stellen müssen, unabhängig von ihrer Stellung in der Gesellschaft. Der Aspekt hat mir gut gefallen während ich das Buch gelesen habe.

Als kleinen Bonus gibt es immer wieder Zwischensequenzen zwischen den Hauptkapiteln, in denen man die Gedanken einer Frau mitbekommt, die gerade mit den gespendeten Haaren arbeitet und eine Perücke herstellt. Ob es Giulia sein soll oder eine andere Arbeiterin aus der Fabrik ist mir nicht klar, aber es ist eine sehr schöne Idee.

Das Buch ist übrigens nicht besonders lang, aber ausnahmsweise beschwere ich mich mal nicht darüber. Ich hatte das Gefühl, die Autorin hat alles ausreichend erzählt und mir hat beim Lesen nichts gefehlt. Alles in allem eine wunderbare Geschichte.

Cover und Titel: Das Cover ist ein absolutes Schmuckstück. Auf dem Bild erkennt man ein bisschen, dass der Rand golden schimmert und einen schönen Kontrast zum türkisen Hintergrund bildet. Die Blüten runden das edle Bild ab und die schlichte Zeichnung der Hände, die einen Zopf flechten, stellen den Bezug zum Titel und zur Story her. Den Titel finde ich ebenso gelungen. Zum einen geht es in dem Buch ja tatsächlich um Haare und zum anderen ist der Zopf das Symbol dafür, wie sich verschiedene Lebenswege im Laufe der Zeit verbinden. Sehr gelungen!

Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja! Und eine tolle Geschenkidee für starke Frauen ist es außerdem!

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