Klappentext: Willow, ihr lang ersehntes Kind, ist perfekt. Das ist das Erste, was Charlotte O’Keefe hört, als sie ihr Baby auf dem Ultraschallbild sieht. Ja, es ist perfekt. Daran ändert auch Willows Krankheit nichts. Charlotte liebt ihr Kind abgöttisch und will nur eins: es beschützen. Denn Willow braucht allen Schutz der Welt. Beim kleinsten Stoß brechen ihre Knochen. Jedoch auch ihr Herz kann brechen. Das scheint Charlotte zu vergessen, als sie vor Gericht das Geld für die richtige Behandlung erkämpfen will. Die Krankheit hätte früh erkannt und die Eltern gewarnt werden können. Charlotte muss jedoch behaupten, ihr geliebtes Kind sei besser nie geboren worden ...
Meine Meinung: Hier gibt es kein Originalbild, weil ich das Buch von einer Kollegin ausgeliehen und ihr schon lange wieder zurück gegeben habe. Bislang hat mich Jodi Picoult nie so gereizt, weil ich immer dachte, dass ihre Bücher mich bestimmt deprimieren. In der Tat sucht sich diese Autorin ja immer sehr schwere Kost aus für ihre Bücher. Anja hatte mir aber in diversen Pausen so viel davon erzählt, dass ich doch neugierig geworden bin. Und auch Alex und Michi erzählen immer wieder begeistert von ihren Büchern. Joa und als ich dann einmal damit angefangen habe, war das Buch ruck zuck durchgelesen, obwohl es ein recht dicker Schinken ist.
Der erste Punkt, der mir sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, dass die Geschichte aus vielen Perspektiven und über einen langen Zeitraum erzählt wird.
Wir erleben die Dinge aus der Sicht von Charlotte (Mutter), Sean (Vater), Amelia (Schwester), Piper (Frauenärztin und beste Freundin von Charlotte), der Anwältin der Familie und schließlich Willow.
Das macht die Geschichte unglaublich vielschichtig und man kann sich in alle Beteiligten richtig gut hineinversetzen.
Der Leser erfährt viel aus der Schwangerschaft von Charlotte bis hin zu Willows Geburt und ihrer Entwicklung zum Kleinkind. Wie viele Knochenbrüche sie erleiden muss, wie viele OPs und wie viele schwierige und langwierige Heilungsprozesse.
Amelia steht als gesunde Schwester immer daneben, muss immer zurückstecken, wird nie voll wahrgenommen. Nicht, weil die Eltern nicht wollen oder sie nicht lieben, es bleibt einfach nicht genug Zeit für sie. Spätestens seit ihre Eltern Piper verklagt haben, ist keine Zeit mehr da. Dadurch wird Amelia immer unglücklicher und ihr Leben gerät immer mehr aus der Bahn.
Charlotte liebt ihre beiden Kinder und hat Willows und somit ihr Schicksal akzeptiert. Bis ihr eines Tages die Möglichkeit einer Klage offenbart wird. Einer Klage gegen ihre damalige Frauenärztin. Problematisch ist es nur, weil Piper auch gleichzeitig ihre beste Freundin ist. Doch Willows Krankheit kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern vor allem Geld. Und Geld fehlt den O'Keefes....
Sean unterstützt seine Frau anfänglich noch bei ihrem Vorhaben, ist jedoch von Beginn an skeptisch. Als er realisiert, welche Auswirkungen dieser Prozess haben wird, zieht er seine Unterstützung zurück und von da an kriselt es auch in der Beziehung zwischen ihm und seiner Frau.
Piper liebt Charlotte als Freundin und hat ihr immer nach bestem Gewissen zur Seite gestanden. Als sie die Anklage liest, fällt sie vom Glauben ab. Wieso tut ihre beste Freundin das? Und nicht nur die Enttäuschung macht ihr zu schaffen. Auch ihre berufliche Karriere steht auf dem Spiel und sie bekommt Zweifel, ob sie nicht doch etwas hätte anders machen können.
Und dann ist da noch die Anwältin von Charlotte, die anfänglich nur nach einem guten Prozess sucht, doch die nach und nach selbst Gewissensbisse bekommt.
Es war sehr spannend, all diese Sichtweisen zu lesen. Zerbrechlich ist wieder mal eines dieser Bücher, das einen beim Lesen mit sich selbst konfrontiert. Was würdest du tun, wenn du in der Haut der beteiligten Personen stecken würdest? Würdest du dein Kind abtreiben? Würdest du deine beste Freundin verklagen? Würdest du ein Leben lang als Geschwisterkind zurückstecken können?
Würdest du es verkraften, wenn deine Mutter vor Gericht behauptet, es sei besser, wenn du nie auf die Welt gekommen wärst?
Bemerkenswert an diesem Buch ist außerdem, dass sich zwischen den Kapiteln immer mal wieder Rezepte finden. Charlotte ist Bäckerin und von ihr stammen die Rezepte dieser Zwischensequenzen. Das Besondere daran ist, dass sie keine Titel wie "Schokotorte" oder "Zitronenkekse" tragen, sondern sie sind nach Verben benannt, z.B. "gehen lassen" oder "unterschlagen". Und in jedem Rezept spannt sie dann eine Brücke zwischen einem Rezept, für das das jeweilige Verb wichtig ist, und zu Willow, mit dem sie das Wort in der jeweiligen Situation auch verbindet. Ein sehr interessantes Stilmittel. Dadurch wird einem Charlotte auch wieder sympathischer und menschlicher, denn sie sammelt bei den Lesern sicherlich am meisten Antisympathien.
Nicht zu vergessen ist auch die Hintergrund-Recherche, die Jodi Picoult betrieben hat. Der Leser bekommt einen sehr umfangreichen Einblick in das Leben mit Glasknochen-Krankheit. Als gesunder Mensch hat man mit dieser Krankheit normalerweise keine Berührungspunkte und dieses Buch führt einem diese grausame Krankheit besser vor Augen und man merkt, wie belastend sie für Erkrankte und deren Angehörige sein kann.
Ich kann nicht sagen, dass Zerbrechlich ein fröhliches Buch ist, aber es ist eindringlich und berührend. Es gibt definitiv eine dicke Leseempfehlung und eine Notiz an mich selbst: Unbedingt mehr Jodi Picoult lesen!
Titel und Cover: Das Cover finde ich nicht direkt passend. Die Frau auf dem Bild wirkt in ihrem dünnen Kleid auf gewisse Art zerbrechlich, aber ansonsten fehlt mir der Bezug. Der Titel gefällt mir dafür um so besser. Ein Wort, kurz und knackig, das die Geschichte perfekt beschreibt. Willows Knochen sind zerbrechlich, ebenso wie die Lebenssituationen aller Beteiligten in dem Buch. Der englische Titel "Handle with care" gefällt mir übrigens ebenso gut. :)
Würdest du dieses Buch erneut lesen? Bestimmt!
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