Klappentext: Es begann mit Wohlstand und satter Zufriedenheit und endet mit Entführung und Mord. Was dazwischen liegt, sind einundzwanzig Leben, einundzwanzigmal Hoffen und Träumen, Lieben und Leiden – einundzwanzig Menschen, die im Strudel der irischen Finanzkrise ihre Wahrheit erzählen – und das Geschick eines ganzen Landes. Begeistert gelobt, preisgekrönt, poetisch und berührend – Donal Ryans zweiter Roman jetzt endlich auf Deutsch.
Meine Meinung: Dieses wunderbare kleine Büchlein habe ich bei Vorablesen gewonnen, als E-Book. Nach - fast schon obligatorischen - kleinen Schwierigkeiten mit der vom Verlag verschickten Datei, konnte ich mit dem Lesen beginnen. Scheinbar mag mein Tablet keine E-Books.
Ich habe das Buch nicht in einem Rutsch durchgelesen, sondern immer häppchenweise. Das geht hier aber sehr gut, denn wie ihr der Zusammenfassung entnehmen könnt, wird hier von 21 Personen jeweils eine kurze Passage erzählt. Wobei die Geschichten schon alle irgendwie zusammenhängen, denn alle erzählenden Personen wohnen in ein und demselben irischen Dorf.
Auch wenn es durchaus ab und an typischen Dorftratsch gibt; Fokus ist das aussichtslose Leben nach der Finanzkrise Irlands 2008/2009.
Im Buch ist das spezielle Problem, dass ein Bauunternehmer, bei dem das halbe Dorf beschäftigt war, pleite gegangen ist und dieser noch dazu nicht mal die Sozialabgaben für seine Beschäftigten gezahlt hat. Daran gehen viele Leben kaputt und das wird schonungslos ehrlich erzählt.
Der Bauunternehmer, der geprellte Angestellte, die Frau, die in einem halbfertigen Haus sitzt, alle kommen zur Sprache. Es geht durch die unterschiedlichsten Schichten, was vor allem durch die sehr unterschiedliche Ausdrucksweisen der Erzähler gut deutlich wird.
Das Buch kam mir besonders deswegen unglaublich lebensnah vor.
Die Charaktere sind teilweise sympathisch, teilweise aber auch sehr unangenehme Zeitgenossen. Neben dem Problem der Zukunftsangst, der Wut und der Hoffnungslosigkeit geht es natürlich auch um Liebe, um Familie, um Enttäuschungen und Träume. Und durch die teilweise derbe Sprache und jede Menge Galgenhumor ist das Buch dennoch nicht nur trist.
Ich möchte außerdem Donal Ryans Fähigkeit hervorheben, menschliche Gefühle und Empfindungen so gut zu beschreiben, dass man nahezu jeden Charakter verstehen kann. Das ist eine sehr seltene Gabe!
Nüchtern war er ein ganz scharfer Beobachter, ein Alptraum von einem Mann, dem nichts entging und der alles kommentierte. Nie konnte man ihm irgendetwas recht machen, nichts war je richtig gekocht oder richtig gesagt, oder richtig gekauft oder ihm richtig gereicht oder glatt genug gebügelt oder überhaupt richtig gemacht. Wir konnten nicht einmal richtig atmen, wenn wir mit ihm im selben Raum waren.
Ein buntes Potpourri mitten aus dem Leben, das sowohl für Fans von Kurzgeschichten als auch für Romanleser geeignet ist.
Das Cover ist natürlich typisch Diogenes. Das Bild ist von Grüntönen durchzogen, was perfekt zu Irland passt und wer philosophieren mag, der kann hinten die freundliche, hellgrüne irische Landschaft erkennen, während im Vordergrund dunklere Farben (vielleicht ein Baum, ein Wald?) schon das Unglück ankündigen.
Der Titel des Buches ist ebenso passend. Während man die Sichtweisen der 21 Personen liest, merkt man immer wieder, dass jeder seine eigene Wahrheit hat. Sehr gute Wahl!
Würdest du dieses Buch erneut lesen? Ja unbedingt!
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