Klappentext: Die neue Lust am Selbermachen – das Buch zum Trendthema Das Selbermachen ist längst zum Megatrend geworden – und es sieht ganz anders aus als früher: Baumärkte drehen die verrücktesten Werbespots, statt in den Schrebergarten geht's zum urban gardening, Kreativ-Zeitschriften sprießen aus dem Boden – und die schönsten Klamotten kauft keiner mehr in schicken Boutiquen, sondern kreiert sie mit den besten Freundinnen in hippen Szeneläden beim abendlichen Nähkurs. Was hat es auf sich mit diesem Trend? Warum wird im ganzen Land wieder mit Hingabe gehämmert, gegärtnert, gehäkelt und gebrutzelt? Die Journalistin Susanne Klingner startet den Selbstversuch: Frühling, Sommer, Herbst und Winter im Rausch des Selbermachens. Unter größtem Einsatz und mit brennender Leidenschaft bleibt nichts unversucht: vom Käse bis zum Stollen, vom Kleinen Schwarzen bis zu den Schuhen, von der Seife bis zur Zahnpasta.
Meine Meinung: Und wieder mal ein Buchgewinn. Vermutlich hätte ich es mir selbst nicht gekauft, weil mich das Cover irgendwie nicht so anspricht, dass ich es in die Hand genommen hätte. Dabei passt das Cover ja grundsätzlich sehr gut. Der Buchtitel wirkt wie aufgestickt und man sieht gestrickte Socken, Weckgläser und Blumentöpfe, die bepflanzt werden. Passt super zum Thema und dieses ganze Selbstmach-Ding mag ich ja grundsätzlich auch gerne. Aber trotzdem...vielleicht ist das Cover zu klischeehaft, ich weiß es nicht.
Ich bin allerdings genau deswegen so dankbar für vorablesen, weil ich dort eben auch Bücher gewinne, die ich sonst vielleicht nie gelesen hätte.
Und Susanne Klingner hatte mich schon mit ihrem Vorwort. Dort schreibt sie nämlich, was sie zu ihrem Projekt "Ein Jahr möglichst alles selbst machen" bewogen hat.
Sie arbeitet als Journalistin und ist unter der Woche täglich 8-10 Stunden im Büro. Dort sitzt sie am Schreibtisch und tippt. Und das ist im Großen und Ganzen alles, was sie mit ihren Händen macht. Sie schreibt, dass sie zunehmend eine innere Unruhe befällt, die sie zunächst gar nicht richtig beschreiben konnte doch nach und nach gelangt sie zu der Erkenntnis, dass ihr das einfach so wie es ist nicht reicht. Sie möchte selbst etwas produzieren und sie möchte sehen, was sie mit eigenen Händen geschaffen hat. Sie will ihren Arbeitsfortschritt auch tatsächlich mal vor Augen haben. Außerdem schreibt sie ja völlig richtig, dass wir in einer absoluten Überfluss- und Konsumgesellschaft leben (ist ja nichts Neues) und dass sie durch etwas Selbstgemachtes viele Dinge sicher wieder mehr zu schätzen wissen wird.
Das alles hat mir nicht nur sehr gut gefallen, ich kenne all diese Gedanken ja selbst auch schon. Ich häkel, ich bringe mir ein bisschen das Stricken bei, ich koche und backe sehr gerne. Genau aus den oben genannten Gründen. Von daher war ich sehr gespannt auf dieses Experiment.
Alles in allem ist das Buch etwas anders geworden, als ich es mir vorgestellt hatte (ich kannte von der Leseprobe ja nur das Vorwort). Denn das Cover weckt bei mir mit dem Spruch "365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte" die Erwartung, dass ich in dem Buch tatsächlich 66 einzelne Projekte fein säuberlich gegliedert wiederfinde, die ich im Idealfall auch alle sofort nachmachen kann ;). Dem war nicht so. Frau Klingner beschreibt chronologisch ihr Jahr. Sie legt los mit selbstgebackenem Brot. Schon dabei ist sie unheimlich sympathisch, weil sie erzählt, wie genervt sie schon beim ersten Brot war. Erst stundenlang gehen lassen und kneten, dann total erschöpft sein und am Ende auch noch enttäuscht, weil das Brot bei weitem nicht so toll aussieht wie vom Bäcker. Schmecken tut es zwar, aber sie hat auch schon bessere Brote gegessen. Und genau so geht das Buch weiter. Sie besucht einen Kurs bei dem sie lernt, Schuhe selbst herzustellen, macht Butter selber, bringt sich mit Youtube das Stricken bei, holt sich bei ihrer Vermieterin die Erlaubnis, den Hinterhof als Garten nutzen zu dürfen, probiert auch so verrückte Dinge wie selbstgenähte Damenbinden aus und und und. Und dabei berichtet sie immer offen und ehrlich, was ihr Spaß macht und was nicht, was gut klappt und was total in die Hose geht. Beispielsweise will das Wetter ausgerechnet in ihrem ersten Gartenjahr so gar nicht mitspielen. Dafür klappt die erste selbstgemachte Seife super.
Natürlich hat sie auch oft genug mit ihrem inneren Schweinehund zu kämpfen (z.B. bei der ersten selbstgenähten Hose) und spätestens in der Weihnachtszeit wird es richtig stressig, denn schließlich dürfen im Selbstmach-Jahr auch nur selbstgemachte Geschenke verschenkt werden. Zwischendurch sorgt auch ihr Lebenspartner für Schmunzelmomente, denn der steht dem Projekt meistens eher skeptisch gegenüber.
Zwischendurch gibt es aber selbstverständlich immer mal wieder Tipps und Rezepte für das eigene Selbstmach-Jahr.
Ich fand das Buch sehr unterhaltsam und ich konnte mich unheimlich oft mit der Autorin identifizieren. Mir ist wieder mal bewusst geworden, wie anstrengend selber machen sein kann wenig wir heutzutage echte Handarbeit (wert)schätzen. Ich selbst nehme mich da nicht raus, ich bin auch bei vielen Dingen viel zu geizig.
Susanne Klingner zieht für sich selbst das Fazit, dass ihr das Jahr unheimlich viel Selbstbewusstsein, neue Erfahrungen und Freude geschenkt hat, dass es aber viel zu zeitaufwändig ist, auf Dauer alles selbst zu machen (Kleidung, Essen, Geschenke, Möbel, Pflegeprodukte etc). Sie wird vieles, was sie in ihrem Selbstmach-Jahr gelernt hat, weiterhin selbst machen, aber bei vielem wird sie auch nach wie vor etwas Fertiges kaufen. Sie wird nur sicherlich mehr darauf achten, wo diese Produkte herkommen und wie sie hergestellt wurden.
Mich hat das Buch unglaublich motiviert, jetzt zumindest mal Michaelas Geschenk fertig zu machen *räusper* Und ich hoffe, ich konnte ein paar von euch zum Lesen dieses Buches motivieren ;)
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