[.txt] ist ein Projekt von Dominik und da ich noch nie an einem Blogprojekt teilgenommen habe und mich seine Idee sofort angesprochen hat, probiere ich mich jetzt mal daran. Dominik nennt alle 3 Wochen auf seinem Blog ein zufällig ausgewähltes Wort und alle Mitschreiberlinge haben dann wiederum 3 Wochen Zeit, zu diesem Wort einen Text, ein Gedicht, einen Songtext oder ähnliches auf ihrem eigenen Blog zu veröffentlichen. Die gesammelten Werke findet ihr dann auch auf Dominiks Blog.
Ich finde die Idee echt spitze! Mir mangelt es zwar nicht an eigenen Ideen für Beiträge, das Leben gibt einem ja genug Futter, aber ich finde es extrem spannend, dass ich Beiträge zu einem Vorschlag von außen verfasse, zu einem Thema, über das ich mir vorher eventuell gar keine Gedanken gemacht habe.
Also, los geht's, das erste Wort lautet "Gratwanderung". Laut Definition ist das entweder wortwörtlich eine Wanderung auf einem Grat oder aber eine Vorgehensweise, bei der schon ein kleiner Fehler großes Unheil auslösen kann.
Ich war zwar schon oft wandern, allerdings noch nie auf einem Grat, daher stand sofort fest, dass sich mein Text mit der zweiten Definition befassen würde.
Mir ist auch sofort eine Situation eingefallen, die für mich eine Gratwanderung darstellt: Das Berufsleben bzw. die Kommunikation im Berufsleben.
Ich für mich habe seit Jahren das Gefühl, dass man im beruflichen Alltag regelmäßig an Minenfeldern vorbeiläuft, was die Kommunikation anbelangt. Vermutlich löst dass alleine schon die Tatsache aus, dass es hier eben um die Existenz geht, um Geld das man für sich und die Familie verdient - also um etwas Wichtiges. Gepaart mit dem eigenen Ego, das natürlich grade beruflich gerne gestreichelt werden will. Und zum Schluss kommt noch die Hierarchie dazu. Man hat ja meistens einen Chef, außer man ist selbstständig.
In der Schule musste man nicht jeden mögen und sich nicht immer hundertprozentig gut benehmen. Wenn man jemanden nicht mochte, dann war das eben so und man hat denjenigen ignoriert oder eben auch mal einen Spruch losgelassen. Danach passierte ja in der Regel nichts gravierendes.
Im Berufsleben ist das anders. Da muss man mit vielen Leuten zusammen arbeiten, mit jedem Kunden freundlich umgehen, egal wie genervt und unfreundlich der ist. Man muss aufpassen, was man sagt, denn wenn man mal an der falschen Stelle kritisiert, dann fällt man eventuell auf Dauer in Ungnade (gesehen bei einem Freund von mir!).
Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, teilweise werden einem die Worte im Mund umgedreht. Viele Menschen fühlen sich unheimlich schnell angegriffen und es kommt ganz oft zu Missverständnissen. Und ich spreche jetzt nicht nur aus eigenen Erfahrungen, sondern kennen das selbe Problem auch von fast allen Freunden, die arbeiten gehen. Es scheint zumindest an vielen Arbeitsplätzen diesen schmalen Grat der richtigen Kommunikation zu geben ;)
Ich finde das deswegen so schade, weil ich mich selbst oft verunsichern lasse dadurch. Manchmal sitze ich 10 Minuten an einer Mail mit zwei Sätzen und überlege, wie ich meine Bitte mit Fristsetzung möglichst nett und freundlich formuliere. Das strengt sehr an.
Genau so hinterfrage ich im Nachhinein viele Gespräche und Situationen und ertappe mich oft bei dem Gedanken "Hoffentlich hat derjenige mich grade jetzt nicht falsch verstanden." (Grade wenn ich nervös bin, plapper ich manchmal ein bisschen zu viel :D).
Es ist irgendwie schade, dass das Miteinander durch so was häufig erschwert wird, vor allem weil die meisten Streits sicherlich wirklich auf Missverständnissen basieren. Bei der Arbeit treffen eben - wie in vielen anderen Situationen auch, aber auf der Arbeit verbringt man ja in der Regel sehr viel von seiner Zeit - ganz viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Ansprüchen und Hintergründen aufeinander. Der Eine sieht alles etwas lockerer, der Nächste braucht alles ganz genau, der Dritte ist absolut übermotiviert, der Vierte arbeitet um zu leben, der Fünfte lebt um zu arbeiten (wenn ihr versteht, was ich meine ;)) und und und. Da sind Reibereien normal.
Sie sind nur auf diesem gesellschaftlichen Parkett irgendwie unheimlich kompliziert.
Für mich besteht also die Gratwanderung darin, auf der Arbeit je nach Situation oder Gegenüber korrekt zu reagieren, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen. Höflich aber bestimmt einem Kunden sagen, dass er leider wirklich noch einen Rückstand zu zahlen hat, einer Kollegin sagen, dass sie immer sie selbe Sache falsch macht oder auch einfach mal die Klappe halten.
Da hilft es übrigens sehr, wenn man auch Kollegen hat, die Freunde für einen werden und mit denen man ungezwungen sprechen und sich beraten kann. Das hab ich zum Glück :)
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