Klappentext: Mr. und Mrs. Bennet haben nicht weniger als fünf Töchter, die sie unter die Haube bringen
müssen. Nur, wie soll man auf dem Lande gleich mehrere gut begüterte Männer finden? Dann aber ziehen der reizende Mr. Bingley und der standesbewusste Mr. Darcy in die Gegend und versetzen die Bennets in größte Aufregung. Doch ein Problem bleibt: Auch andere Familien haben heiratswillige Töchter. Kein Wunder also, dass die Jagd auf die begehrten Junggesellen zunächst einige Missverständnisse und Enttäuschungen bringt.
Meine Meinung: Vor Jaaaahren habe ich diesen Klassiker mal beim Weltbildverlag erstanden und irgendwann hatte ich das Buch auch mal angefangen, aber nie zuende gelesen. Ich muss einfach für ein Buch in der richtigen Stimmung sein. Nun hatte ich endlich mal richtig Lust, es nochmal mit dieser Geschichte zu probieren und siehe da: Dieses Mal hatte ich die 600 Seiten ruckzuck durchgelesen. Die Story an sich ist ja auch nicht besonders anspruchsvoll (5 Mädels suchen einen Ehemann, wobei Ihnen entweder die Familie oder aber sie sich selbst im Wege stehen), man muss sich nur an die völlig andere Ausdrucksweise jener Zeit gewöhnen. Die war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts doch noch etwas anders ;).
Das fiel mir zu Beginn auch durchaus etwas schwer und ich habe ein paar Kapitel gebraucht, um in den Roman reinzufinden. Man hat sich damals offenbar unheimlich wortreich unterhalten, mit vielen Nebensätzen und (aus heutiger Sicht unnötigen) Erklärungen und vor allem war man soooo übermäßig höflich, dass man es als Leser der heutigen Zeit schon fast amüsant findet und sich fragt, ob sich der jeweils Angesprochene nicht veräppelt gefühlt haben muss.
Aber tatsächlich gewöhnt man sich daran mit jeder Seite mehr. Und dann ist es sehr interessant zu lesen, wie damals mit dem Thema Hochzeit und der Stellung der Frau in der Gesellschaft umgegangen wurde. Sicherlich gibt es viele Romane, die dieses Thema behandeln, aber ich glaube, das hier ist der erste wirklich zeitgenössische Roman zu diesem Thema, den ich lese, und daher für mich um so glaubwürdiger. Im Prinzip war es ja die einzige Beschäftigung einer Frau zu der damaligen Zeit: Erst unbedingt einen Ehemann finden, weil man sonst quasi keine Chance auf ein gesichertes Leben hatte und im Stand der Ehe angekommen muss man zusehen, dass man seinen guten Ruf gewahrt hat.
Denn neugierige Nachbarn und ständiger Klatsch und Tratsch sind an der Tagesordnung, was vielleicht genau daran gelegen hat, dass die Frauen der oberen Schichten damals sonst nicht viel zu tun hatten.
Elisabeth ist für ihre Zeit unglaublich rebellisch und selbstständig, was sie mir natürlich sofort sympathisch gemacht hat. Ebenso mochte ich Elisabeths Vater, der an den richtigen Stellen entweder mit Humor oder mit bewundernswerter Gelassenheit reagiert hat. Die brauchte er auch bei einer Ehefrau wie der seinen oder auch bei einer Tochter wie Lydia. Gott, waren die beiden anstrengende Charaktere! Mrs. Bennet könnte man - sehr wohlwollend - als wankelmütig bezeichnen und Lydia ist einfach nur dümmlich und überheblich.
Jaaaa und dann ist da natürlich noch Mr. Darcy. Wie lange schon wollte ich diesen Charakter kennen lernen, alleine schon, um endlich mal mitreden zu können! Tatsächlich war er mir zu Beginn des Buches so unsympathisch wie allen anderen, doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr habe ich ihn verstanden und in mein Herz geschlossen. Er ist definitiv ein interessanter Charakter.
"Ich habe genug Fehler, aber vielleicht keine, die mit dem Verstand zu tun haben. Für meine Veranlagung möchte ich nicht geradestehen. Ich bin wohl zu wenig großmütig, jedenfalls gemessen an den üblichen Regeln meiner Umgebung. Ich kann die Torheiten und Laster anderer nicht so schnell vergessen, wie ich sollte, und auch nicht ihre Beleidigungen. Meine Gefühle werden nicht von jedem Windhauch umgepustet. Man könnte mich als nachtragend bezeichnen. Wenn ich vor jemandem die Achtung verloren habe, ist sie für immer verloren."
Während des Lesens wird einem auch die Wahl des Buchtitels immer klarer. Mr. Darcy ist der Stolz in Person und hat eindeutig zu viel davon, während Elisabeth sich von viel zu vielen Vorurteilen leiten lässt. Daher finden die beiden auch so schwer zueinander, denn mit Vorurteilen muss man erst mal aufräumen und auch Stolz will zunächst überwunden werden.
Charlotte versuchte sie zu trösten.
"Du wirst ihn bestimmt sehr nett finden."
"Gott behüte! Das wäre das Allerübelste! Einen Mann nett zu finden, den man zu hassen beschlossen hat! Wünsch mir doch nicht so etwas Schlimmes."
Alles in allem definitiv kein Buch, das man vor Spannung nicht weglegen kann, aber dennoch ein tolles Buch. Es ist gesellschaftskritisch, hat viele unterschiedliche und oft auch überspitzte Charaktere und bringt einen genau dadurch oft zum Schmunzeln.
Das Cover finde ich ganz nett, da es aber noch tausende andere Ausgaben hiervon gibt, habe ich auch schon einige entdeckt, die mir besser gefallen. Ich mag die Blumen und das Portrait sehr gerne, die Schleife wirkt aber zu künstlich und unpassend. Irgendwann kaufe ich mir eine hübschere Ausgabe :)
Würdest du dieses Buch erneut lesen? Joa ich denke schon.
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