Hallöchen.
Aus aktuellem Anlass ist es mal wieder Zeit, sich ein bisschen aufzuregen! Und zwar geht es um ein Phänomen, das mir immer häufiger auffällt.
Gestern ist ein Flugzeug von German Wings in den französischen Alpen abgestürzt und dabei sind 150 Menschen gestorben. Das ist ein furchtbares Unglück und allen Angehörigen spreche ich mein tiefstes Beileid aus.
Bei Facebook wurden dementsprechend auch sehr schnell erste Beileidsbekundungen ausgesprochen und viele Bilder mit Kerzen, Trauerband und Sprüchen wurden gepostet.
Da sich an Bord der Maschine auch 67 (oder 72?) deutsche Passagiere - darunter 16 Schüler aus Haltern - befunden haben, ist die Anteilnahme und Betroffenheit in unserem Land selbstverständlich auch besonders hoch und auch die Medien berichten ununterbrochen.
Ich persönlich finde das - natürlich solange die Privatsphäre der Betroffenen geschützt und seriös berichtet wird - sehr berührend. Es ist etwas Schreckliches passiert und viele Menschen nehmen Anteil daran. Es klingt vielleicht gefühlsduselig, aber ich habe den Eindruck, dass viele Menschen in solchen Momenten tatsächlich mal innehalten und näher zusammen rücken.
Leider lese ich dann aber auf Facebook unter geposteten Beiträgen zu dem Thema dann oft so Aussagen wie "Du weißt aber schon, dass öfter Flugzeuge abstürzen?! Da wird nicht jedes Mal so ein Theater drum gemacht!". Oder heute auf WDR 2 hat ein Hörer zu dem Thema sinngemäß geschrieben "Das ist sicherlich ein schreckliches Unglück aber es sterben monatlich mehr Menschen auf deutschen Straßen als gestern bei dem Flugzeugabsturz."
Hallo?! Wer schreibt denn so was? Erst mal hat das Eine mit dem Anderen nicht das Geringste zu tun und zum anderen finde ich das einfach nur unangebracht und respektlos.
Solche Aussagen implizieren a) immer etwas schrecklich Oberlehrerhaftes und b) dass derjenige, der grade sein Beileid ausspricht ja überhaupt kein Mitleid mit all den anderen armen Menschen auf dieser Welt hat.
Ich denke, jedem ist bewusst, dass täglich viele Menschen bei Verkehrsunfällen sterben. Ebenso durch Krankheit, durch Hunger, durch Terroranschläge, durch Misshandlungen.
Aber es gibt nun mal nicht für jeden Toten die gleiche Aufmerksamkeit. Das ist einfach so und basta.
Und es ist doch auch genau so verständlich, dass man betroffener ist, je näher das Unglück an einen selbst herangetreten ist. Ich bin doch mehr schockiert, wenn ein Schüler aus meiner Schule umkommt, als bei einem Schüler aus einer Schule in Asien oder so. Das heißt ja nicht, dass er mir weniger leid tut, aber es ist einfach etwas anderes.
Ich trauere ja schließlich auch nicht, wenn Eltern von Menschen sterben, die ich nicht kenne. ich trauere mit, wenn Eltern von Freunden sterben und am meisten trauere ich nun mal, wenn meine eigenen Eltern an der Reihe sind.
Das ist einfach nur natürlich. Und aus genau diesem Grund gibt es grade in Deutschland einen besonders großen Medienrummel.
Lasst doch jeden Anteilnehmen wie und wann er will. Wenn ihr das heuchlerisch findet oder euch das nervt, dann überlest es einfach und haltet die Klappe!
Genau da liegt das Problem: Das Internet, und wie einfach es ist, seinen Senf dazuzugeben, und vor allem die sozialen Netzwerke, wo es doch in erster Linie darum geht, sich zu präsentieren und seine eigene ganz persönliche Meinung kund zu tun, haben es uns aberzogen, Dinge einfach zu überlesen und die Klappe zu halten.
AntwortenLöschenJeder, der eine Meinung hat - ganz egal, wie differenziert, persönlich betroffen, oder oberflächlich - ist dadurch authorisiert, sie auch an den Mann oder die Frau zu bringen. Es ist so einfach, zu sagen oder zu schreiben welcher Meinung man ist, manchmal auch, bevor man wirklich darüber nachdenkt, dass der Schritt des Denkens viel zu oft einfach gar nicht erst gemacht wird. Oder nicht bis zum Ende. Deshalb gibt es auch so viele, die sich in politischen und moralischen Diskussionen auf Facebook verlieren, ohne überhaupt zu merken, dass das in der überwältigenden Mehrheit der Fälle schlichtweg verlorne Liebesmüh ist.
Aber man hat seine Meinung ja kundgetan - was leider viel zu oft tatsächliches politisches Engagement ersetzt. Deshalb war Charlie Hebdo auch so groß, und Boko Haram so klein. Es scheint heutzutage nicht nur um Medienwirksamkeit zu gehen, sondern auch um Soziale-Medien-Wirksamkeit.
Vermutlich bin auch ich da zumindest gewissermaßen gerade mit meinem Kommentar nicht besser ;) Aber ich bin mir dessen wenigstens bewusst.