Montag, 7. August 2017

Swing Time - Zadie Smith

Klappentext:
Zwei Mädchen lernen sich beim Tanzen kennen, fortan sind sie unzertrennlich. Die eine hat Talent und die andere hat Ideen: über Rhythmus und Zeit, über schwarze Haut und schwarze Musik, über Stammeszugehörigkeit, Milieu, Bildung und Chancenungleichheit.
Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Die gleiche Leidenschaft fürs Tanzen und für Musicals verbindet sie, doch auch derselbe Londoner Vorort und die Hautfarbe. Ihre Wege trennen sich, als Tracey tatsächlich Tänzerin wird und erste Rollen in Musicals bekommt. Ihre Freundin wiederum jettet als Assistentin der berühmten Sängerin Aimee um die Welt. Als Aimee in Afrika eine Schule gründen will, reist sie ihr voraus und lässt sich durch das Land, in dem ihre Wurzeln liegen, verzaubern und aus dem Rhythmus bringen.
Dieser grandiose Roman von Zadie Smith, der in den USA und in Großbritannien von Presse und Publikum gefeiert wird, erzählt am Beispiel zweier Freundinnen vom Siegen und Scheitern, vom Beginnen und Enden.


Meine Meinung: Puh, an diesem Buch habe ich lange gelesen. Vorablesen musste mich sogar an meine Rezension erinnern, das passiert eher selten. Dabei war das Buch an sich gar nicht langweilig. Es ist einfach kein Buch, das man einfach mal so weg liest. Der Klappentext lässt es schon erahnen und beim Lesen merkt man es noch mehr: In dem Buch steckt viel drin. Viele Gedanken, viele unterschiedliche Themen. Daher habe ich meine Zeit dafür gebraucht.


Als ich den Klappentext und die Leseprobe gelesen habe, dachte ich, es geht vor allem um Freundschaft und darum, wie es ist, wenn einer erfolgreich wird und der andere nicht. Ich dachte, Tracey gelingt der große Coup und ihrer Freundin (die im ganzen Buch keinen Namen hat) eben nicht, sie bleibt zurück und lebt ein Leben im Schatten. Das stimmt so aber gar nicht.
Beide Freundinnen leben sich irgendwann auseinander und jede geht ihren ganz eigenen Lebensweg. Von Tracey bekommt man auch nur am Anfang viel mit, je weiter das Buch voran schreitet, desto mehr steht ihre Freundin (die auch die Geschichte erzählt) im Vordergrund.
Zwar denkt sie immer wieder an die Freundschaft zurück und auch an die kleinen Verletzungen, die man sich wohl automatisch zufügt, wenn man seit Kindheit eng befreundet ist, doch es geht auch um so viel mehr. Es geht um die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter (die übrigens für mich die interessanteste Figur im Buch war), um das Leben mit einem Popstar, um die Kulturunterschiede zwischen London und Afrika und zwischen Schwarz und Weiß. Um schwierige Teenager-Jahre, um Entwicklungshilfe. Und es geht viel um Tanz und Ausdruck. Davon habe ich nur bedingt Ahnung, das hat aber beim Lesen nicht viel geschadet. Nur die ganzen alten Tanzfilme, von denen die Rede ist, die würde ich schon gerne kennen. Aber ich betrachte es mal als Anregung ;).
Im weiteren Verlauf des Buches geht es vor allem um menschliche Beziehungen im Allgemeinen. Wie viel muss ich tun, um eine stabile Beziehung aufrechtzuerhalten und wie viel kann ich aber auch sein lassen, damit ich mich selbst im Auge behalte. Es geht um Enttäuschungen und Verzeihen, um Ablehnung und Akzeptanz.


Sehr sympathisch war mir nur die Hauptfigur. Gnadenlos ehrlich und pragmatisch. Das hat mir gut gefallen.


Romantik war mir schleierhaft: Sie erforderte etwas wie ein persönliches Mysterium, das ich mir nicht zulegen konnte und das mir auch bei anderen nicht gefiel. Ich konnte nicht so tun als wüchsen mir keine Haare an den Beinen, als würde mein Körper nicht diverse stinkende Substanzen absondern, als wären meine Füße nicht platt wie Pfannkuchen. Ich konnte nicht flirten und sah auch keinen Sinn darin. Ich hatte kein Problem damit, mich für Freunde hübsch zu machen, wenn wir zu einer College-Party gingen oder in einen Club nach London fuhren, aber in unserem Zimmer, unserem intimen Raum, konnte ich kein Mädchen mehr sein und erst recht nicht irgendjemandes Baby, ich war einfach nur ein Mensch weiblichen Geschlechts, und Sex, wie ich ihn verstand, fand zwischen Freunden , auf Augenhöhe statt, umrahmte das Gespräch wie Buchstützen die Bücher auf dem Regalbrett.


Familie und Freunde haben unglaublich viel Einfluss auf unser Leben. Das zeigt dieses Buch sehr beeindruckend und auch sehr niederschmetternd. Und unsere frühesten Freundschaften lassen uns wohl nie ganz los, genau so wie die erste große Liebe.


Das Ende hat mir unter diesem Gesichtspunkt gut gefallen. Es ist offen aber irgendwie auch nicht.
Wenn ihr mal den Kopf und die Zeit für ein wirklich tiefgründiges Buch habt, dann greift hier ruhig mal zu. Es ist allerdings insgesamt gesehen ein eher trauriges Buch. Zumindest habe ich es so empfunden. Nur damit ihr gewarnt seid.


Würdest du dieses Buch erneut lesen? Hmm...nein ich glaube nicht. Auch wenn es eine interessante Leseerfahrung war, so hat es mich alles in allem ein bisschen deprimiert. Einmal reicht also.

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