Donnerstag, 3. November 2016

Das Paket - Sebastian Fitzek


Klappentext: Seit die junge Psychiaterin Emma Stein in einem Hotelzimmer vergewaltigt wurde, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie war das dritte Opfer eines Psychopathen, den die Presse den »Friseur« nennt – weil er den misshandelten Frauen die Haare vom Kopf schert, bevor er sie ermordet.
Emma, die als Einzige mit dem Leben davonkam, fürchtet, der »Friseur« könnte sie erneut heimsuchen, um seine grauenhafte Tat zu vollenden. In ihrer Paranoia glaubt sie in jedem Mann ihren Peiniger wiederzuerkennen, dabei hat sie den Täter nie zu Gesicht bekommen. Nur in ihrem kleinen Haus am Rande des Berliner Grunewalds fühlt sie sich noch sicher – bis der Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für ihren Nachbarn anzunehmen.
Einen Mann, dessen Namen sie nicht kennt und den sie noch nie gesehen hat, obwohl sie schon seit Jahren in ihrer Straße lebt ...

Meine Meinung: Seit Ewigkeiten habe ich keinen Fitzek mehr gelesen. Mein letzter war "Der Augensammler" und seitdem habe ich ja einige Bücher von ihm verpasst, kann gar nicht genau sagen, weshalb. Jedenfalls hat mich diese Beschreibung hier mal wieder neugierig gemacht und als ich dann letzte Woche zufällig bei Instagram ein Foto von der Mayersche im Ruhrpark erspäht habe, das zeigte, dass jedes Buch tatsächlich wie ein Paket verpackt ist, musste ich es wirklich haben. Da Tommy und ich eh letzte Woche Freitag mit Viola, Julia und dem Kleinen essen waren, habe ich die Gelegenheit genutzt und mir das Buch hinterher gekauft (Zusammen mit Cinder von Marissa Meyer. Dabei wollte ich doch nur ein Buch kaufen. *hust* Aber wer kann schon zu einer Neuerzählung von Cinderella nein sagen?! Eben!).
Jetzt hatte ich noch zwei andere Bücher zu lesen, aber Dienstag Abend habe ich das Paket dann geöffnet ;) und gestern Abend war das Buch schon durchgelesen. Okay, es war auch nicht weltbewegend lang, aber immerhin gute 300 Seiten und die haben sich - wie bei jedem Fitzek eigentlich - sehr flott durchlesen lassen.

Wer schon andere Bücher von diesem Autor gelesen hat, der wird sich bei der Lektüre heimisch fühlen. Es ist ein typischer Fitzek mit vielen kurzen Kapiteln, an deren Ende es fast immer einen Schockmoment gibt. Das erinnert mich übrigens unheimlich an die alten Gänsehaut und Fear Street Bücher, da war das auch immer so. Und sicherlich ist das einer der Gründe, weshalb man diese Geschichten immer so verschlungen hat. Einfach, aber wirkungsvoll.

Und es geht auch wieder sehr viel um die menschliche Psyche, um die eigene Wahrnehmung und darüber, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann. Und zwar sowohl in sich selbst als auch in den Mitmenschen um einen herum.

"Sein Gehirn mit dem eigenen Gehirn verstehen zu wollen, war in etwa so erfolgversprechend wie der Versuch eines einarmigen Chirurgen, die eigene Hand wieder anzunähen. Es kann nicht funktionieren."

Das ist ein ganz klares Merkmal von allen Fitzek-Romanen. Nichts ist so wie es scheint und ständig gibt es überraschende Wendungen, manchmal so viele, dass ich mich frage, wie der Autor selbst den Überblick behalten kann.
Mittlerweile kann ich aber in vielen Situationen schon sagen, was tatsächlich passiert ist und habe auch meist lange vor Ende eine Vermutung, wer der Täter ist, aber das tut der Lesefreude im Prinzip keinen Abbruch. Denn trotzdem möchte man ja die Umstände erfahren. Und was er einfach unglaublich gut kann, ist Realität und Einbildung miteinander zu vermischen, sodass man als Leser irgendwann auch nicht mehr so genau weiß, was jetzt wirklich passiert ist. Erst am Ende wird wieder alles an seinen festen Platz gerückt. Ganz manchmal beschleicht mich ein kurzes Gefühl, dass mir einige Dinge zu schnell passieren und mir manche Zusammenhänge im Nachhinhein auch ein bisschen konstruiert erscheinen. Vielleicht wären ein oder zwei "Plot Twists" weniger auch manchmal nicht verkehrt, aber mein Gott....ich meckere auf hohem Niveau ;).

Emma, die weibliche Hauptfigur, tut einem die meiste Zeit einfach nur leid und man merkt, wie sie immer weniger zwischen Realität und Wahnsinn unterscheiden kann. Zudem wird an ihr sehr einfühlsam deutlich gemacht, wie schlimm psychische Störungen für die Betroffenen sind und wie schwer es für alle Außenstehenden sein muss, diese Problematik zu erfassen. Genau in diesen Momenten beweist Fitzek auch, dass er mehr kann, als "nur" schnelle Spannungsszenen zu schreiben (natürlich ist auch das ein Talent). Er arbeitet wunderbar mit bildhaften Beschreibungen. Man hat beim Lesen immer das Gefühl, die Szene genau vor Augen zu haben.

"Der Duft des Winters, der Geruch des Windes, der Geschmack des Schnees und alle anderen Empfindungen, die man nicht beschreiben, sondern nur erleben konnte und die einen an die erste Schlittenfahrt, an beschwerliche Fußmärsche mit nassen Socken und einen Sturz mit dem Fahrrad erinnerten, aber auch an das wohlig heiße Bad am Abend, die warme Milch auf der Fensterbank, in die man seinen Lebkuchen tunkte, während man die Meisen dabei beobachtete, wie sie das ausgestreute Futter aus dem Vogelhaus pickten - an nichts davon konnte Emma sich entsinnen."

Fazit: Für alle Fitzek Fans ein Muss und wer ihn noch nicht kennt, sollte es gerne mal ausprobieren. Für mich ist es außerdem immer noch ein kleiner Bonus, dass er ein so sympathischer Mensch mit viel Fannähe ist. In diesem Buch hat er hinten z.B. einige der Briefe abdrucken lassen, die ihn über die Jahre von verschiedenen Lesern erreicht haben. Damit will er zeigen, warum Schreiben für ihn die schönste Sache der Welt ist. Tolle Idee. :)

Würdest du das Buch erneut lesen? Auf jeden Fall. Jedes seiner Bücher würde ich erneut lesen.

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