Montag, 27. Juli 2015

Toleranz? Wo?

In letzter Zeit habe ich mal wieder einige Erfahrungen bezüglich Akzeptanz und Toleranz machen müssen (oder dürfen?). Vor meinem Urlaub war es morgens auf dem Weg zur Arbeit teilweise noch etwas frisch und einen Morgen hing nur mein Pulli vom Turock-Festival (mit Totenkopf) an der Garderobe. Ich wollte Tommy nicht wach machen und dachte, da ich den Pulli eh nur auf dem Weg zur Arbeit anziehen würde, wäre es nicht weiter schlimm.
Tatsächlich hat es dann während der Pause mit meiner Kollegin aber auch geregnet und ich habe den Pulli währenddessen auch angezogen. Auf ein mal blieb meine Kollegin stehen und schaute mittelschwer schockiert auf den Pulli. Ich hab ihr grinsend erklärt, weshalb ich den trage und dass ich damit natürlich nicht ins Büro gehen würde. Aber tatsächlich war es nicht dieser Gedanke, der sie beunruhigt hat, stattdessen fragte sie entsetzt "Wieso tragt ihr in eurer Szene eigentlich immer Totenköpfe? Ich will doch nicht jeden Tag an den Tod denken."
Ich war erst mal baff. Tatsächlich ist grade diese Kollegin schon lange schockiert von meiner "dunklen Seite", wie sie es nennt. Seit sie gehört hat, wie ich mich mit ihrem Bürokollegen über Axel Rudi Pell unterhalten habe (die Musik findet sie schon unmelodiös und brutal - die Kenner unter euch dürfen jetzt gerne schmunzeln ;)).
Ich habe ihr dann erklärt, dass es mir zumindest nicht hauptsächlich um irgendwelche Motive (egal ob Totenköpfe, Pentagramme etc.) geht, sondern dass ich die Musik einfach gerne höre und dass sich viele Bands in dem Genre AUCH mit dem Thema Tod beschäftigen. Dass es grundsätzlich im Metal so vielfältige Themen gibt, die besungen werden und dass auch das ein Aspekt ist, den ich mag. Es wird eben nicht immer über die große Liebe oder über den Heli Heli Heli Helikopter geträllert ;).
Dass es sicherlich auch teilweise einfach Provokation von manchen Bands ist. Und und und. Ist ja ein gutes Thema für mich.
Ich weiß auch, dass sie es gar nicht böse oder abwertend meint, aber dieses Unverständnis gibt es immer noch so häufig, dass ich mal drüber schreiben wollte. Wie oft habe ich schon gehört "Das ist nur eine Phase."! Wieso wollen so viele, dass Metal hören nur eine Phase ist? Bei mit war zu Beginn der Pubertät Westlife eine Phase ;) Ich störe niemanden damit. Ich höre Musik nie so laut, dass sie meine Nachbarn stört und auf der Arbeit lasse ich alle böse bedruckten Shirts weg.
Und trotzdem: So Tolerant, wie viele immer tun, sind sie nämlich nicht. Noch lange nicht. Da kann es um Musik, Tattoos, Schwulsein oder oder oder gehen.

Im Übrigen habe ich ihr dann noch erzählt, dass die Metalkonzerte die friedlichsten sind, die ich je besucht habe. Und dass ich glaube, dass für viele die Musik Abschalten, Herunterkommen und sicherlich auch Agressionsbewältigung ist (nichts hilft besser gegen schlechte Laune als einmal Moonsorrow im Auto laut aufdrehen :D). Bin fest davon überzeugt, dass das ein Grund dafür ist, dass viele Metaller grade deswegen so mit sich im Reinen sind.

Wollte das nur mal so im Allgemeinen ins World Wide Web stellen. Auf die Toleranz.

3 Kommentare:

  1. Ohja! Ich bin zwar selbst keine Metallerin, aber ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass die, die am düstersten aussehen, meistens die nettesten überhaupt sind - während ich selten so unsympathische Menschen getroffen habe wie auf dem Mumford & Sons Konzert in Hamburg. Michael hat mir das bestätigt: Der Focus hat ihn mal aufs Wacken geschickt, wo er nicht nur mit Fans, sondern auch mit Bands gesprochen hat. Er hat erzählt, dass gerade einer, der auf der Bühne ausnahmslos gröhlt und schreit, hinter der Bühne total schüchtern und nett war, und sich gewundert hat, dass überhaupt jemand mit ihm sprechen will ^^
    Im Grunde ist Metal denke ich auch ein bisschen Urlaub vom Alltag für viele. Der gleiche Grund, warum andere eben Computerspiele zocken oder Steampunksachen bauen, nur dass es davon vielleicht weniger T-Shirts gibt, oder dass die wiederum weniger Leute schocken. Aber so ist das ja oft mit alternativen, provokanten Sachen oder Szenen: Die Leute sind erschrocken und wollen am liebsten, dass es bald aufhört. Dazu gibts sogar soziologische Abhandlungen, von wegen, unser System erlaubt Subversives nicht mehr.

    Aber überhaupt: Totenköpfe sind ja bitte mal nicht ansatzweise so verstörend wie so ungefähr jedes von Taylor Swifts Outfits, oder Helene Fischers Liedern, oder oder oder. Aber trotzdem sage ich nicht: Warum sind in Eurer Szene eigentlich alles leichte Mädchen, oder warum singen alle von Sex (und ich denke bei letzterem vor allem an die Schlagerszene) - weil ich nichts davon verstehe und auch nicht möchte. Jedem nach seiner Fasson!

    Ein bisschen schmunzeln musste ich bei Deiner Westlife-Phase. Das kann ich mir irgendwie nicht so richtig vorstellen ;) Aber Du hast recht: DAS ist eine Phase, und wenn man mal ehrlich ist, hatte die jeder. (Und bei der ist man meistens selbst froh, dass die vorüber ist. ;))

    Ich finde es gut, dass Du auch über solche Themen auf Deinem Blog schreibst. Man denkt sich solche Dinge oft im Alltag, aber denkt sie nicht zuende. Schade eigentlich, denn es ist wichtig, dass man sich sowas bewusster macht.

    Liebe Grüße!

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    1. Schön, dass mir meine Eindrücke mal von jemand "szenefremden" bestätigt werden. Immerhin ist man selbst dann ja doch nie komplett objektiv dann ;) Aber das mit Urlaub vom Alltag trifft es ziemlich gut. Bei Metalkonzerten muss man sich nämlich endlich mal nicht so benehmen und kleiden wie der Rest es gerne hätte (auch wenn gewisse gesellschaftliche Grundregeln natürlich eingehalten werden :D).

      Was Totenköpfe angeht: ich habe eh das Gefühl, dass davon mittlerweile mehr als Glitzerprints bei H&M zu finden sind als auf Metal-Shirts.

      Tja...und meine Westlifephase gab es wirklich. Davor sogar eine Musikantenstadl-Phase....allerdings war ich da wirklich noch klein ;)

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    2. Ja natürlich. Zu allem! Dich mit Musikantenstadl kann ich mir allerdings wirklich nicht vorstellen. Du musst noch gekrabbelt sein damals. Aber es sei Dir gegönnt ;)

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